Abschied ins Ungewisse

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Nach dem Meeting hatte Mairis Kopf sich nur so gedreht wegen all der Informationen, die CC Miller und seine Kollegen ihr gegeben hatten. Es würde nicht leicht werden, diesen Byrne dazu zu bringen, dass er ihr vertrauen würde, davon abgesehen, dass sie erst einmal an ihn herankommen musste. Er umgab sich wohl grundsätzlich immer mit einigen Männern, die ihn regelrecht vor jedem abschirmten und diese Männer mussten ihm einen ziemlich hohen Dienst erwiesen haben, um so viel Vertrauen zu erringen, dass er sie ausgewählt hatte.

Doch was ihr am meisten Sorgen bereitete war die Tatsache, dass sie ihrer Familie klar machen musste, dass sie für Wochen verschwinden würde. Jeder von ihnen hatte eine eigene Wohnung oder in Liams Fall sogar schon ein Haus. Sie alle hatten ihr eigenes Leben und dennoch sahen sie sich regelmäßig und schrieben oder telefonieren auch so gut wie täglich miteinander, was allein schon ihrer Familiengruppe in ihrem Messenger zu verdanken war. Selbst ihr Vater hatte mittlerweile den Dreh raus damit und verschickte grundsätzlich Sprachnachrichten, weil er selbst immer sagte, dass seine Hände zu groß für diese kleinen Geräte waren, um eine Nachricht zu tippen, ohne sein Temperament zum Explodieren zu bringen.

Lange hatte Mairi überlegt, wie sie es machen sollte und hatte schließlich beschlossen, es nicht jedem einzeln mitzuteilen, sondern es auf Aidans Geburtstag zu tun, wo alle versammelt sein würden. Da er in diesem Jahr an einem Donnerstag feierte, würden seine Freunde auch nicht so lange bleiben. Die Familie blieb allerdings immer bis zum Schluss und half noch mit aufräumen. Sie sah der Offenbarung dessen nicht besonders positiv entgegen, wusste sie doch, wie behütend und besorgt immer alle umeinander waren, aber es half nichts. Sie kannte ihre Familie. Wenn sie einfach verschwinden würde, würden sie nach spätestens zwei Tagen alle Einwohner Pontypandys mobilisieren, ihr Patenonkel Malcolm eine Großfahnung einleiten und nicht eher Ruhe geben, bevor sie nicht halb Wales auf links gedreht und sie gefunden hatten.

Sie hatte sich den Tag dennoch nicht vermiesen lassen. Noch lebte sie ihr echtes Leben und hatte die Zeit mit ihrem Neffen und ihrer Nichte genossen. Die beiden waren jetzt 7 Jahre alt und echte Wirbelwinde, die Pontypandy regelmäßig unsicher machten, wo Liam mit seiner Frau und Jugendliebe ein Haus gekauft hatte, während Aidan ein paar Straßen weiter bei einer alten Dame auf Miete wohnte. Er war alleinstehend, genau wie Mairi und sie hätten beide bei ihren Eltern wohnen bleiben können, aber die waren vor etwa 10 Jahren, als die Kinder weniger und weniger nach Hause kamen, in so etwas wie einen 2. Frühling gerutscht und schäkerten und flirteten noch mehr miteinander herum, als alle drei Kinder je für möglich gehalten hätten - und vor allem mehr, als sie ertragen konnten. Dennoch konnten sie es nicht lassen, ihre Eltern dafür aufzuziehen, dass sie das extra gemacht hatten, um die Kinder aus dem Haus zu kriegen und ihre Eltern widersprachen dem nie, gaben sich diesbezüglich immer geheimnisvoll und genossen ihre Zeit in vollen Zügen. Sie selbst hatte sich allerdings eine Wohnung in Tonypridd gemietet, um näher an der Arbeit zu sein, da sie ja in Newtown arbeitete. Es war alles perfekt, wie es war und sie sah dem Abschied von ihrem gewohnten Leben mit Wehmut entgegen, je näher er rückte.

Morgen Abend würde sie bereits in ihrem neuen Leben ankommen, wenn die Kollegen von der Abteilung für verdeckte Ermittlungen sie ein paar Straßen weiter nach ein paar letzten Einweisungen entlassen würden, um den Nachtclub aufzusuchen, in dem sich Byrnes meistens aufhalten sollte.

"Erde an Mairi!" Sie schrak auf, als Aidan mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum wedelte und sie damit aus ihren Gedanken holte. Alle sahen sie skeptisch an und sie errötete, als sie die Besorgnis in den Augen ihrer Eltern sah und die Skepsis in denen ihrer Brüder für das untypische Verhalten ihrer Schwester. Schnell griff sie nach dem Brotkorb, den Aidan von ihr hatte haben wollen, wie er noch einmal betonte und reichte ihm diesen.

"Ist alles in Ordnung mit dir, Prinzessin?", fragte ihr Vater sie leise und so sehr sie es auch hasste, wenn er sie so nannte, schluckte sie schwer aus Angst vor dem, was ihr jetzt bevorstand. Es war der perfekte Moment...hoffte sie zumindest.

Ties that bind us - GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt