"Überrasch mich doch einfach, Red", sagte er nur zu ihr, aber es war genug, um Mairis Herzschlag einen Moment aussetzen zu lassen, bevor es nur um so schneller zu schlagen begann - so heftig, dass sie das Gefühl hatte, es müsse ihr gleich zum Hals hoch springen.
Sie hatte nur einen Moment die Fassung verloren und nur der Mann vor ihr mit den markanten Gesichtszügen, den grünblauen Augen und einem Drei-Tage Bart hatte ihre entgleisten Gesichtszüge entdeckt. In dem Moment, als Byrne zu ihnen aufschaute, aufmerksam geworden, weil der Kerl sie bei einem Namen genannt hatte, der nicht der ihre war, verhärteten sich ihre Gesichtszüge wieder. Allein die Erinnerung an den Schmerz halfen ihr dabei, ihn böse anzublitzen.
"Kennt ihr euch?", warf Byrne nun skeptisch ein und schaute von ihr zu Ches zurück, der schon den Mund öffnete, um etwas zu sagen, aber Mairi kam ihm zuvor.
"Nicht wirklich", murmelte sie ernst und Ches schloss den Mund wieder, während der amüsierte Ausdruck auf seinem Gesicht noch ein wenig Platz für Neugier machte."Und nenn mich nicht Red! Das durfte nur einer und der ist für mich schon lange gestorben!", stellte sie dann fest und hoffte, sie hatte damit ihren Standpunkt ihm gegenüber klar gemacht. Von allen Menschen dieser Erde, hatte sie ausgerechnet ihm hier begegnen müssen? Davon abgesehen, dass er sie im Bruchteil einer Sekunde auflaufen lassen konnte. Ihr Leben lag nun in der Hand eines Mannes, der sie ebenso verletzt hatte, wie sie ihn. Einem Mann, der zur bösen Seite gewechselt war. Einem Mann, den sie offensichtlich nicht so gut gekannt hatte, wie sie immer geglaubt hatte - und sie damit ihr ganzes Bild von ihm, ihrer gemeinsamen Vergangenheit und der Zurechnungsfähigkeit ihrer Gefühle und ihrer Menschenkenntnis in Frage stellen ließ.
Die einzige Genugtuung, die sie aus diesem Moment zog, war die Tatsache, dass ihre Aussage das Amüsement aus seinem Gesicht wischte und sie sogar einen Moment so etwas wie Schmerz durch seine Augen hatte huschen sehen.
Sie wandte sich so abrupt um, dass sie nicht bemerkte, wie Byrne Ches einen fragenden Blick zuwarf, der ihr noch einen Moment hinterher schaute, bis die Tür hinter ihr und Finlay ins Schloss fiel, ehe er nur die Schultern zuckte, als er Kyles fragenden Blick bemerkte und das Thema wieder auf die Papiere vor ihnen am Tisch lenkte.
Mairi floh regelrecht die Treppe hinunter und hätte nicht übel Lust gehabt, für ein paar Minuten zu verschwinden, um irgendwo tief durchatmen und nachdenken zu können. Doch Finlay hatte sie schon eingeholt, sobald sie das Tablett auf dessen Platz hinter der Bar abgelegt hatte.
"Wow, den Boss hast du wirklich beeindruckt", stellte er dann mit seiner typischen, überschäumenden guten Laune fest, als er ihr eine Zitrone zuwarf und ihr bedeutete sich ein Messer zu schnappen."Und er hat dich direkt zu seiner persönlichen Cocktailmixerin ernannt. Das ist eine große Ehre", merkte er dann an, als er schon begann, die Limetten wieder zu schneiden. Zum ersten Mal machte ihre Erleichterung, dass der Plan bis hierher geklappt hatte und die aufkommende Panik über die Frage, wie lange es dauern mochte, bis Ches sie auffliegen lassen würde, dem schlechten Gewissen Platz.
"Ich wollte dir den Posten nicht wegnehmen, Finlay. Tut mir leid", sprach sie dann aus, was ihr in den Kopf schoss, hatte sie doch von Byrne selbst gehört, dass Finlay dieses Privileg bisher innehatte.
"Hey, alles gut. Ehre, wem Ehre gebührt", erwiderte er grinsend und kam zu ihr rüber, um ihr über die Schulter zu sehen, während sie bereits dabei war, den zweiten Sazerac für Byrne zu mixen."Aber du kannst ziemlich sicher sein, dass ich dir in nächster Zeit ständig auf die Füße treten werde, um mir den ein oder anderen Trick bei dir abzuschauen", stellte er dann grinsend fest und für einen Moment vergaß sie all ihre Sorgen wegen dem Idioten in dem Raum oben und genoss stattdessen das Flattern der Aufregung in ihrem Bauch hier unten.
"Ich hab nichts dagegen. Um so näher, umso besser", neckte sie ihn grinsend, froh, bereits mit der Mischung fertig zu sein, was bedeutete, dass er ihr spätestens morgen wieder so nahe kommen würde, um mehr zu erfahren. Sie beschloss in diesem Moment, dass Finlay der perfekte Typ war, um sich von einem gewissen Jemand abzulenken - zumindest hoffte sie das. Es war genau das, was sie schon mit vielen Kerlen versucht hatte, aber niemand hatte sie je so von sich überzeugen können, wie der Idiot, der oben bei Byrne saß und der sie mit der Erkenntnis, dass ausgerechnet er zu den Bösen gehörte, vollkommen aus der Bahn geworfen hatte. Sie hatte nur ein Mal den Fehler gemacht, auf den Bad Boy abzufahren, vor dem sie am Ende ihr Bruder gerettet hatte. Sollte sie sich wirklich auch in Ches so getäuscht haben damals?
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Ties that bind us - German
FanfictionMairi Jones, Tochter von Sam und Penny, hat all ihre Träume erreicht. Sie ist eine erfolgreiche Polizistin mit der höchsten Aufklärungsrate im Dienst der Kriminalabteilung der Newtown Polizei, als sie mit ihrem wahrscheinlich größten Fall konfronti...