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"Sie...sie lebt?", stammelte Chester und fuhr hoch, um Kyle nicken zu sehen, der mit Bruno vor seinem Bett stand, in dem er sich die letzten Stunden verkrochen hatte. Kyle hatte sich mit der Hilfe seines Bodyguards Zugang zu Ches' Wohnung verschafft, weil der auf sein Klopfen nicht reagiert hatte und es in ihm die Befürchtung geweckt hatte, dass sein Freund sich etwas angetan haben könnte. Ches hatte aber nur am Bett gelegen, in dass er sich geschleppt hatte, um Stundenlang die Decke anzustarren, nicht in der Lage, den Aufruhr in seinem Inneren zu beruhigen oder über irgendetwas anderes nachzudenken, als die Leere und die Schuld, die er empfand. Selbst als er die Tür hatte brechen hören, war es ihm egal gewesen, wie ihm alles seit ein paar Stunden egal gewesen war. Jetzt war dies alles weg, während Ches sich wieder seltsam lebendig fühlte."Wie geht es ihr?", fragte er dann voller Hoffnung, doch Bruno zuckte nur die Schultern.

"Weiß ich nicht. Einer der Feuerwehrmänner hat sie raus getragen. Sie schien bewusstlos, aber sie kam immerhin nicht im Leichensack raus", antwortete er nur, um klarzumachen, weshalb er davon ausging, dass Mairi noch lebte.

"Ich muss zu ihr", stellte Ches nur fest, als er aufsprang und einfach an Kyle und Bruno vorbei stürmte, doch weit kam er nicht, als Kyle ihm beim Arm packte und ihn stoppte.

"Bruno geht mit dir!", sagte Kyle ernst und Chester nickte nur, dankbar, dass er ihn nicht zurückhielt. Kyle gab Bruno ein Zeichen, dass der ergeben mit einem knappen 'Ja, Sir!' kommentierte und Chester hinaus folgte, der sofort in sein Auto sprang, dass er einen Tag zuvor wieder gekriegt hatte.

Ungeduldig wartete er darauf, dass Bruno einstieg und fuhr los, noch bevor der sich angeschnallt hatte.

Es war mittlerweile später Abend. Draußen wurde es bereits dunkel und im Krankenhaus war die Besuchszeit schon lange vorbei. Dennoch wollte Chester sich nicht davon abhalten lassen, Mairi zu sehen. Er schlich durch den Eingang der Notaufnahme zum Foyer des Haupteingangs, der verlassen da lag, weil er Nachts nicht besetzt war. Bruno war immer hinter ihm und selbst dieser riesige Mann bewegte sich lautlos wie ein Schatten, genau wie Ches.

Schnell hatte Ches am Empfang die Papiere in den Schubladen durchgesehen, während Bruno hinter einer Säule stehend alles im Blick behielt. Er fand schließlich, was er gesucht hatte. Mairi war wirklich hier und die Zimmernummer fand er ebenfalls. Er hatte mehr Glück als Verstand.

Mairi konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis wieder jemand nach ihr rief. Eine Stimme, die aus weiter Ferne und nur leise an ihr Ohr drang und sie doch mit einem Gefühl der Geborgenheit erfüllte, einem Gefühl, dass in ihr den Wunsch weckte, aus der Dunkelheit aufzutauchen und sich davon zu überzeugen, dass dessen Besitzer wirklich da war und sie es nicht nur träumte. Sie öffnete langsam die Augen und fand sich in Dunkelheit wieder. Sie spürte eine Hand, die an ihrer Wange lag und mit dem Daumen darüber fuhr. Die Geste war so klein und doch hüllte sie Mairi in eine Wärme, die ihr zuerst unerklärlich war. Bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, die dank dem Licht der umliegenden Gebäude, Straßenlampen und sonstigen Außenbeleuchtungen gar nicht vollkommen dunkel war, und sie erkannte, wen sie vor sich hatte.

"Ches...", murmelte sie leise und realisierte jetzt erst, dass sie weder zu Hause noch in ihrer falschen Wohnung oder im Club war."Wo bin ich?", fragte sie ihn also. Ihr Kopf dröhnte und schien immer noch in einem Nebel zu stecken, wie als wenn er noch etwas Zeit brauchte, um aufzuwachen.

"Im Krankenhaus", antwortete Chester ihr leise und nun fiel ihr alles wieder ein. Die Bombe, die Explosion. Die knappen Bilder während ihrer Rettung waren dann wohl auch kein Traum gewesen."Wie geht's dir?", riss Chester sie aus ihrer Erinnerung an das Geschehene und jetzt wurde ihr erst klar, was es nach den Ereignissen der letzten Tage bedeutete, wenn er sich Nachts in einem öffentlichen Krankenhaus aufhielt.

Ties that bind us - GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt