Ein Nebenjob

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Wer bis hierher gekommen ist und sich noch nicht vor Langeweile ausgeklinkt hat, aufgrund der Vorbereitungen und Hintergrund-Informationen, dem sei gesagt, ab hier wirds jetzt spannender. All denen, für die Blut, Gewalt und Flüche, wie auch Beschimpfungen und verbale sexuelle Anspielungen und sexuelle Übergriffe ein No-Go sind, der möge besser jetzt hier aufhören weiter zu lesen und damit ist nicht nur dieses Kapitel gemeint. 

Mairi hatte noch am Sonntag Abend ihren Personalfragebogen abgegeben, allerdings bei Byrne selbst, da Chester wohl seinen freien Tag hatte. Sie hatte sich an die mit Miller abgesprochene Geschichte gehalten und den Bogen entsprechend ausgefüllt. Sie wusste um das Risiko, dass Chester auffallen würde, dass einige Punkte darin nicht zu ihrer wahren Vergangenheit passten, aber sie musste es eingehen. Letztendlich hatte er offenbar bisher niemandem verraten, dass er sie kannte, warum sollte er es also tun, nachdem er den Personalbogen gelesen hatte? Immerhin benutzte auch er einen falschen Namen, oder?

Das war auch der Grund, warum sie sich dagegen entschieden hatte, Miller bisher in einem ihrer täglichen Telefonate mit ihm über Ches Lawsons wahre - oder frühere Identität zu informieren. Irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen, ihn an die Polizei zu verraten, auch wenn es ihrem Polizeikodex nicht zugute kam, den sie geleistet hatte. Ob sie sich schuldig fühlte, weil er sie bisher auch noch nicht verraten hatte, oder wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit, konnte sie allerdings nicht sagen.

Dennoch hatte sie vorgesorgt. Sie hatte ihren Eltern erzählt, dass sie Chester wieder getroffen hatte und sie hatte noch am Montag einen Zettel geschrieben, worauf sie vermerkt hatte, wer Ches Lawson wirklich war und in einen Umschlag gesteckt, auf dem sie vermerkt hatte, dass er nur geöffnet werden sollte, wenn ihr etwas zustoße. Diesen hatte sie mit einem Brief an ihren großen Bruder in einen weiteren Umschlag gepackt und am Montag per Eilzustellung verschickt.

Am Montag hatte Mairi frei gehabt, da der Club an dem Tag immer geschlossen hatte. Erst am Dienstag hatte sie Chester im Club wieder getroffen, aber er hatte sie weitestgehend ignoriert - genau wie diese Vivy. Egal wie sehr die versucht hatte, sich Chester an den Hals zu werfen, hatte der sie nur halbherzig begrüßt und schnell wieder von sich geschoben. Einen Kuss brauchte die blondierte Schnalle gar nicht mehr erst zu erwarten oder zumindest mal nicht, dass er ihn erwiderte, wenn sie ihm einen aufzwang.

Mairi konnte nicht dagegen angehen, dass sie sich unwillkürlich jedes Mal fragte, was Chester wohl dazu bewog, seine Flamme so fallen zu lassen. Die Tatsache, dass Vivy sie oftmals nach einer weiteren Abfuhr durch ihren Liebsten anblitzte, machte es ihr nur noch schwerer, ihren Puls davon abzuhhalten, durch die Decke zu gehen. Auch dabei konnte sie aber nicht klar definieren, ob das daran lag, dass es ihr Angst machte, so feindselig von den beiden behandelt zu werden oder weil es einen Funken Hoffnung in ihr weckte, dass sie vielleicht wirklich der Grund für Chesters Sinneswandel sein könnte, so widerwillig sie sich dies auch eingestand.

Finlay war wie immer charmant und lustig gewesen, hatte ihr immer unter die Arme gegriffen, soweit das möglich gewesen war. Allerdings war der Club unter der Woche lange nicht so gut besucht, wie an den Wochenenden und so hatten sie jede Menge Zeit gehabt zu plaudern und einander besser kennenzulernen.

So war die Woche ins Land gegangen und zu ihrem größten Unmut hatte Mairi nichts herausfinden können, außer ein paar Tricks und Kniffe hinter der Bar. Nichts deutete darauf hin, dass dieser Nachtclub etwas anderes war, als eben nur ein Nachtclub, wie so viele andere im Land und Byrne eben nur der Besitzer eines solchen. Der einzige Erfolg, den sie hatte erringen können war, dass sie ihre Kollegen besser hatte kennenlernen können. Sie verstand sich mit ein paar der Tänzerinnen, wie auch Kollegen hinter der Bar ziemlich gut. Selbst Bruno, dem sie jeden Tag über den Weg lief, wenn sie dem Boss seinen Drink brachte, taute langsam auf und gab ihr schonmal den ein oder anderen Konter zurück, wenn sie ihm einen Spruch an den Kopf knallte; und der Türsteher, mit dem sie an ihrem ersten Abend geflirtet hatte, Ronald mit Namen und wirklich so alt wie ihr Vater, erwies sich auch zu den meisten seiner Kollegen als der Älteste im Club-Kollegium, als eine Vaterersatz-Figur. Deshalb nahm er Mairi auch nach wenigen Tagen schon nicht mehr krumm, dass sie ihn an ihrem ersten Abend reingelegt und am Ende sitzen lassen hatte, um reinzukommen.

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