Noch mehr Komplikationen

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Miller fand einfach niemanden in Newtown, der nach dem Bombenattentat bereit war, seine Wohnung zur Verfügung zu stellen - vor allem nicht der Polizei. Jeder hatte Angst, dass ihre Häuser ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Aber eine Zwangsübernahme des Gebäudes kam für Miller auch nicht in Frage, da er befürchtete, die Vermieter würden protestieren und damit zu viel Wirbel machen, der ihr Vorhaben auffliegen lassen könnte. 

Mairi würde also wohl in ihrer Wohnung bleiben müssen. Es tat ihr um ihre Vermieterin, die alte Mrs. Sullivan leid, aber sie hoffte einfach, dass die Frau nicht ins Fadenkreuz geriet. Sie selbst würde auf jeden Fall wachsam sein, damit sie niemanden herführte und sie hoffte inständig, dass Ches das Wissen, wo ihre neue Bleibe war, nicht ausnutzen würde, um sie dort aufzusuchen. 

Was sie am meisten daran genoss, war die Tatsache, dass sie ihr Auto wieder benutzen durfte. Das Versprechen hatte sie Miller abringen können, um in die Stadt zu kommen, wenn sie das Auto auch nicht zu nah am Club parken durfte, um keinen Verdacht zu erregen, dass eine angeblich flüchtige Ex-Meth-Dealer Braut sich so ein Auto leisten konnte, wie sie es fuhr. Aber es gab ihr eine Spontanität und Unabhängigkeit zurück, die sie unter anderem vermisst hatte.

Mairi machte sich an diesem Dienstag für die Arbeit fertig und wählte heute dennoch den Bus, um in die Stadt zu kommen. Sie wollte erst einmal sehen, wie ihr alle im Club begegneten und sie wollte sich selbst und vor allem Chester beweisen, dass sie sich frei bewegen konnte und keine Angst vor Vivi hatte, von der keiner wusste, ob sie sich nur verkrochen und vielleicht sogar ihre Pläne sie aus dem Weg zu räumen aufgegeben hatte, oder ihr immer noch auflauerte. Aber Mairi würde sich ganz sicher nicht von einer wie ihr einschüchtern lassen. 

Sie fuhr eine halbe Stunde früher mit dem Bus in die Stadt und schlug den Weg in die Innenstadt ein. Sie hatte die ganze Nacht kaum geschlafen und fühlte sich seit der Erkenntnis, die sie gestern Abend überkommen hatte, gar nicht wohl in ihrer Haut. Sie brauchte Gewissheit. Also führte sie ihr Weg in eine Drogerie und es war ihr zunehmend unangenehm, während sie auf das entsprechende Regal zusteuerte, nur um dann davor zu stehen und vollkommen überfordert mit dem Anblick zu sein, der sich ihr bot. Mit dieser Auswahl hatte sie nicht gerechnet und da sie mal irgendwo gelesen hatte, dass eine gewisse Fehlerquote drin war und man deswegen immer wenigstens zwei Mal prüfen sollte, packte sie schließlich von drei verschiedenen Herstellern jeweils zwei ein und ging mit hochrotem Kopf zur Kasse. Sie wusste daraufhin nicht, was ihr peinlicher war - die Tatsache, dass sie so unvorsichtig gewesen war und diese Dinger überhaupt brauchte, oder die blöden Sprüche der älteren Verkäuferin, die mehr als amüsiert über ihre offensichtliche Verlegenheit über ihren Einkauf war. 

Sie hatte noch nicht richtig bezahlt, als sie ihren Einkauf in ihrem Rucksack verschwinden ließ und nicht einmal auf ihr Rückgeld wartete, um die Flucht in den Club anzutreten.

Kaum dort angekommen, stellte sie fest, dass sie sogar noch vor Finlay da war und stopfte schnell ihren Rucksack in ein freies Fach unter der Theke, bevor sie begann, alles herzurichten, um dem Boss erstmal seinen Cocktail zu machen. 

Chester hatte sie bei Byrne übers Wochenende krank gemeldet, hatte ihr aber bereits mitgeteilt, dass der seinen allabendlichen perfekten Drink vermisste. Da der Mann ihr im Prinzip das Leben gerettet hatte, war sie froh, ihm das nur mit seinem Lieblingsgetränk vergelten zu müssen. Sie hoffte nur, dass es dabei blieb. 

"Hey, Süße. Wo ist dein liebster Ches? Ärger im Paradies?", riss sie eine Stimme aus ihre Gedanken und sie schaute auf, nur um Oliver sich grinsend vor ihr an den Tresen setzen zu sehen. 

"Das Paradies gibt es gar nicht. Was willst du?", murmelte sie missmutig und konzentrierte sich wieder auf Byrnes Cocktail vor ihr, um ihre roten Wangen zu verbergen, weil Oliver so herumposaunte, dass sie und Ches was am Laufen haben könnten.

Ties that bind us - GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt