Alte Freunde

7 1 0
                                    

Als Mairi 10 Stunden später Feierabend machte, war sie fix und fertig. Samstage schienen immer anstrengend zu sein, weil der Club aus allen Nähten platzte und so gerne sie jetzt einfach ins Bett fallen würde, hatte sie dennoch Ches etwas versprochen. Sie ging zum Ende der Straße und fand sich dort alleine wieder. Seufzend lehnte sie sich an die Wand und beschloss, nicht länger als zehn Minuten zu warten, als sich auch schon eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie schrak auf und wand sich unter dem Griff des Fremden heraus, nur um Chester zu sehen, der aus dem Schatten eines Hauses heraustrat, der nicht beleuchtet war. Sie erschauerte. Das hatte etwas Unheimliches, wie unsichtbar er sich hatte machen können, trotz ihrer geschulten Polizeisinne.
“Warum so schreckhaft, Red? Hast du was zu verbergen?”, neckte Ches sie nun und sie zuckte unwillkürlich zusammen.
“Ganz sicher nicht”, überspielte sie es dennoch gekonnt und holte ihr Undercover Handy aus der Tasche. Sie benutzte es eigentlich nie. Es war nur dafür da, um die Fassade aufrechtzuerhalten, denn wer hatte heute kein Handy mehr? Aber es war auch dafür da, um in Kontakt mit den Leuten zu bleiben, die ihr während dem Einsatz deren Nummern gaben, im Glauben, dass sie Freundschaft geknüpft hätten. Welche Überraschung, hatte Mairi noch keine Kontakte darin gespeichert, außer der Nummer des Clubs selbst. Sie war auch nicht hier, um Freunde zu finden. Eher das Gegenteil war der Fall.
Widerwillig wählte sie eine Nummer, die sie auswendig kannte. Sie hatte immer Wert darauf gelegt, wenigstens sechs Telefonnummern zu kennen, falls sie mal ihr Handy nicht zur Hand hatte und einen der Menschen brauchen sollte, denen sie am meisten vertraute - so wie jetzt. Sie wusste immer noch nicht, ob es eine gute Idee war, aber was hatte sie für eine Wahl? So ein Ekel, wie Ches auch geworden war, sie konnte ihn unmöglich an einer nicht heilenden oder sich vielleicht entzündenden Wunde sterben lassen, an der sie wohl auch noch Schuld war. Hätte Byrne sie nicht geschickt, wäre Chester wohl auch nicht dort gewesen. Also lag es wohl in ihrer Verantwortung.
“Hallo?!”, meldete sich dann eine ihr so vertraute Stimme und obwohl seine Stimme verschlafen klang und ihr schlechtes Gewissen anrührte, atmete sie erleichtert durch.
“Ich bin es”, sagte sie nur.
“Warte!”, gab er ihr zurück und sie hörte Rascheln. Sie würde wetten, dass er sich gerade aus dem Bett schlich. Irgendwohin, wo er besser telefonieren konnte, ohne alle anderen aufzuwecken.”Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, mal direkt was von dir zu hören, aber hast du mal auf die Uhr gesehen?!”, maulte er sie dann an und sie verdrehte die Augen.
“Woher sollte ich denn wissen, dass du keine Nachtschicht hast?”, gab sie ihm patzig zurück.”Außerdem würde ich nicht anrufen, wenn es nicht dringend wäre”, fügte sie dann hinzu.
“Steckst du wieder in Schwierigkeiten?” Sie stutzte, als er das sagte. Er hatte ihr noch nie aus der Patsche helfen müssen. Sie hinterher verarztet, okay, aber niemals mehr.
“Was heißt denn hier wieder?!” Sie hörte Chester hinter ihr leise lachen und wandte sich ihm zu. Ob er ahnte, wer am Telefon war? Wie viel hörte er wirklich, als nur sie? Er gab nichts preis, während er lässig an der Ecke lehnte und sie schmunzelnd beobachtete.
“Was willst du also, Mairi? Du rufst doch nicht mitten in der Nacht an, weil du meine Stimme hören willst?”
“Nein, so schön ist die wirklich nicht”, zischte sie ihn an, langsam genervt davon, dass sie Chester so amüsierte, weil er erneut leise lachte.”Hast du deine Notfalltasche noch?”
“Mairi! Hast du vergessen, wie die Zwillinge drauf sind? Natürlich habe ich die noch”, erwiderte er ihr, als zweifle er an ihrem Verstand. Nun musste sie auch lachen. Ihr Neffe und ihre Nichte waren schlimmere Wirbelwinde, als sie damals gewesen waren und wenn Liam jedes Mal den Rettungsdienst hätte rufen müssen oder ins Krankenhaus gefahren wäre, seine Familie wäre schon längst bei allen Krankenkassen gesperrt worden, wegen den Kosten, die sie verursachten, weil sie sich ständig irgendwelche Schnitte und Kratzer zuzogen.
“Kannst du kommen? Ich habe hier jemanden, der Hilfe brauchen könnte”, bat sie ihn dann.
“Und ich gehe recht in der Annahme, dass ein Krankenhaus oder Notfallarzt nicht in Frage kommt?!”, erwiderte Liam trocken, der ahnte, dass das etwas mit ihrem Fall zu tun hatte.
“Nicht wirklich”, bestätigte sie seinen Verdacht sofort und er seufzte kurz.
“Okay, wo?”
“Newtown. Im Park. Die Ecke, in der ihr euch in der 8. Klasse immer heimlich zum Rauchen getroffen habt?”, schlug sie vor und sie konnte regelrecht vor sich sehen, wie ihr Bruder schuldbewusst zusammen zuckte, denn Chester tat neben ihr das selbe.
“Shit! Woher weißt du das?”, zischte Liam sie genervt an.
“Oh ich weiß noch einiges mehr, wofür du heute wahrscheinlich noch richtig Ärger kriegen könntest”, stellte sie grinsend fest, wohl wissend, dass Liam sich für das ein oder andere heute noch schämen würde, wenn seine Eltern es rausbekommen würden.“Also, kommst du?”, hakte sie noch einmal nach, als sie nichts anderes hörte, als ein Geräusch, dass sich schwer danach anhörte, als würde er mit den Zähnen knirschen.
“Gib mir 20 Minuten”, gab er nur zurück und legte auf.
“Also, dann mal los!”, wandte Mairi sich Chester zu, als sie das Handy wegsteckte. Sie hatte den Park bewusst gewählt, weil er nur knappe 10 Minuten zu Fuß von der Stelle weg lag, wo sie sich getroffen hatten und die Stelle, die sie Liam vorgegeben hatte, war durch herabhängende Äste mehrerer Weiden mehr als ausreichend sichtgeschützt - besonders im Dunkeln.
“Du wusstest also von dieser kleinen Eskapade?”, wandte Chester sich nach ein paar hundert Metern dann an sie und durchbrach die Stille, die zwischen ihnen geherrscht hatte.
“Eskapade? Ihr seid ein halbes Jahr in jeder großen Pause verschwunden, um zu rauchen. Das ist übrigens eklig”, stellte sie nur fest und verzog das Gesicht, um ihm zu zeigen, was sie vom Rauchen hielt.
“Woher willst du das wissen, Miss Perfect?”, sprang Chester ein wenig genervt von ihrer andauernden Kritik ein.
“Weil wir unsere eigene geheime Raucherecke hatten, aber mir hat ein einmaliger Besuch gereicht, Im Gegensatz zu euch”, stellte sie nun fest und das überraschte Chester nun doch, dass Mairi damals so neugierig auf etwas gewesen war, was ihre Eltern so sehr verteufelt hatten.
“Da sieht man mal wieder, dass Frauen einfach cleverer sind”, gab er nur nach, um das Thema damit ruhen zu lassen.
“Schleimer!”, antwortete sie ihm, aber er sah ein Schmunzeln um ihre Mundwinkel spielen. Sie setzten ihren Weg schweigend fort, immer darauf bedacht, in den Schatten zu bleiben und auch unauffällig darauf achtend, dass sie nicht verfolgt wurden. Mairi fiel kurz vor dem Park auf, dass Chesters Humpeln schlimmer wurde und er alles in allem langsamer wurde. Sie biss sich auf die Lippe, aber sie hatten noch fast zehn Minuten Zeit. Vielleicht sollten sie eine Pause machen? Mit so einer offenen Wunde war nicht zu scherzen.“Geht's?”, fragte sie ihn also, doch er winkte lässig ab.
“Passt schon”, sagte er nur, aber sie hörte seiner Stimme an, dass die Wunde ihm mehr zu schaffen machte, als er zugab. Aber sie sah auch nicht ein, mit ihm darüber zu diskutieren. Wenn er den starken Mann spielen wollte, sollte er es auch tun.
Als sie endlich an der Stelle ankamen, setzte Ches sich auf die Bank und atmete unauffällig durch. Er würde es Mairi niemals eingestehen, aber sein Bein machte ihm mehr zu schaffen, als er zeigte. Es schmerzte schrecklich und er spürte, dass der Verband, den er noch gewechselt hatte, bevor sie losgegangen waren, sich schon wieder mit Blut vollzog. Was immer Vivi angerichtet hatte, als sie mit ihrem Knie gegen seine Wunde getreten hatte, aber seitdem war es nur schlimmer geworden.
Dennoch nahm er wahr, dass Mairi ihn beobachtete. Es drang nur gedämpftes Licht von der Laterne am Weg, einige Meter von ihnen entfernt zu ihnen durch, aber es war genug für ihn, um ihre Augen in der Dunkelheit auszumachen.
Nach ein paar Minuten hörten sie Schritte näher kommen und Mairi stellte sich vor Chester, um ihn abzuschirmen, falls es ein Polizist war, der sie hierher hatte gehen sehen. Doch es war nur Liam und sie atmete erleichtert durch, ehe sie ihn umarmte.
“Jetzt sag mal, Schwesterherz, wieso bestellst du mich mitten in der Nacht mit meiner Ausrüstung an diesen Ort?”, sagte er dann und Mairi zögerte kurz.
“Weil ich jemanden mitgebracht habe, der deine Hilfe brauchen könnte”, sagte sie nur und trat zur Seite, um seinem Bruder den Blick auf seinen alten Freund aus Kindertagen freizugeben, nicht sicher, ob er sauer auf ihn sein oder sich freuen würde.
“Ches?!”
“Liam!”
Mairi schaute zwischen den beiden hin und her. Liam war sichtlich überrascht, Chester hier zu sehen und Mairi sah ihm an, dass er verzweifelt versuchte im Kopf zusammenzukriegen, wieso seine Schwester bei einem Undercover-Einsatz ausgerechnet auf ihn gestoßen war. Chester hingegen schien eher bedrückt und auch ein wenig verlegen, was Mairi zufrieden stimmte. Sollte er doch mit dem schlechten Gewissen leben, den Kontakt zu seinem ehemals besten Freund abgebrochen zu haben, wenn er schon nicht ihrer beider Trennung bereute.
“Was geht hier vor?”, fragte Liam dann, als er offenbar zu keinem Ergebnis mit all den Gedanken kam, die er sich gemacht hatte.
“Keine Fragen und kein Small Talk, Liam! Kannst du Chester helfen oder nicht?”, wandte Mairi nur ein und hoffte, ihr Bruder würde verstehen, dass es immer noch galt, ihre Rolle in diesem Spiel geheim zu halten und dass es wichtig war, dass er nichts wusste.
Liam antwortete nicht darauf, sondern ging zu Chester hinüber und fragte ihn, was los sei. Ches stand auf und begann sich die Hose aufzuknöpfen, verharrte aber und warf Mairi einen Blick zu. Sie hatte die beiden die ganze Zeit beobachtet und sich nichts dabei gedacht, doch als sie Chesters Blick sah und sich jetzt auch noch Liam mit einem auffordernden Blick zu ihr umwandte, fiel ihr beinahe die Kinnlade hinunter. Sie konnte es nicht fassen! War ihr Ex wirklich auf einmal so auf Intimität bedacht? Es war ja nicht so, als hätte sie ihn noch nie ohne Hosen gesehen. Sie schnaubte genervt und drehte sich dennoch um, um durch das herabhängende Laub den Weg im Auge zu behalten.
“Das sieht übel aus. Wann ist das passiert?”, fragte Liam ihn dann, als er einen ersten Blick auf die Wunde geworfen hatte.
“Gestern Nacht”, antwortete Chester ihm knapp, weil er nicht wusste, wie er mit ihrem überraschenden Wiedersehen umgehen sollte und ob Liam auch sauer auf ihn war.
“Hat Mairi auf dich geschossen? In dem Fall hätte ich gedacht, dass sie dir in den Hintern schießen würde”, warf Liam stattdessen ein und grinste erst frech Chester an, der sich mit einem Schlag sichtlich wohler fühlte, und dann Mairi einen Blick zuwarf, die ihn nun doch für den Spruch über die Schulter hinweg böse anfunkelte.
“Sehr witzig, Liam!”, stellte sie nur genervt fest und schaute wieder zum Weg. War ja klar, dass die beiden mit einem einfachen, wenn auch blöden Spruch wieder Frieden schlossen und so taten, als hätte es die letzten 14 Jahre nicht gegeben!
“Die muss definitiv genäht werden. In einem Krankenhaus wärst du besser aufgehoben. Ich habe nichts da, um die Wunde zu betäuben, damit ich sie nähen kann”, stellte Liam nun fest und Mairi hörte die Besorgnis in dessen Stimme.
“Mach einfach. Es wird schon gehen.” Mairi stockte, als Chester das sagte. Sie wusste, dass er so schon Schmerzen hatte, aber ohne Betäubung an der Wunde dann auch noch genäht zu werden, musste der blanke Horror sein.
“Wirklich?!”, hakte auch Liam ebenso skeptisch nach, der ihre Bedenken wohl teilte und da ihr Bruder mehr Ahnung davon hatte, machte ihr das nur noch mehr Sorgen.
“Ich bin nicht mehr der Schwächling von damals, Liam”, erwiderte Chester ihm genervt.
“Du warst nie ein Schwächling. Höchstens ein bisschen…weich”, war Liams Antwort und Mairi verdrehte erneut genervt die Augen, weil sie spürte, dass die beiden ihr wieder einen Blick zuwarfen, in erster Linie Liam, um zu untermalen, was er damit meinte.
“Um nicht zu sagen, ein Weichei, was?”, scherzte Chester und Mairi blies genervt Luft durch die Lippen, während Liam einen Faden durch eine Nadel zog.
“Das hast du gesagt”, sprang Liam grinsend und mit einem Zwinkern darauf an und er machte einen Knoten in das Ende des Fadens. Er setzte die Nadel an und schaute noch einmal zu Chester auf, der ihm mit einem Nicken das Okay gab. Chester stöhnte durch zusammengebissene Zähne auf, als die Nadel seine Haut durchdrang, blieb aber ansonsten ruhig.
Mairi geriet ins Straucheln und gab schließlich genervt nach, sich selbst verurteilend für ihr weiches Herz, als sie sich neben Chester setzte und seine Hand ergriff. Chester nahm es überrascht zur Kenntnis, konnte aber nicht viel davon genießen, als Liam für einen weiteren Stich ansetzte und die Nadel sich erneut einen Weg durch seine Haut suchte.
“Wie geht es euren Eltern?”, presste er dann hervor, in der Hoffnung, ein Gespräch würde ihn von den Schmerzen ablenken. Zudem interessierte es ihn wirklich. Nicht nur weil Mairi auf dem Personalbogen angegeben hatte, dass sie keine Eltern hatte, sondern vor allem, weil er sie immer gern gehabt hatte und sie immer gut zu ihm gewesen waren.
“Ich sagte, keinen Small-Talk!”, zischte Mairi ihnen zu und jetzt war es Liam, der genervt die Augen verdrehte.
“Es geht ihnen gut, wenn sie sich auch ziemlich den Kopf vor Sorge um unsere Kleine hier zerbrechen”, antwortete Liam dennoch, während Mairi hoffte, dass Chester sie nicht durchschaute, weil sie gelogen hatte.
“Sie ist ziemlich erwachsen geworden”, merkte Chester dennoch nur an, der über Liams Kosenamen für seine Schwester schmunzeln musste. Ob Mairi es wollte oder nicht, aber für ihn würde sie wohl immer nur die kleine Schwester sein.
“Aber noch genau so vorlaut und dickköpfig”, erwiderte Liam ihm nur grinsend.
“Wem sagst du das”, war alles, was Chester dazu sagen konnte. Er hatte es in der letzten Woche zu oft gemerkt.
Mairi verdrehte genervt die Augen und biss sich auf die Zähne, während die beiden über sie sprachen, als wäre sie gar nicht dass. Auch wenn sie manchmal dazu neigte vorlait und dickköpfig zu sein, wusste sie doch immer, wann es klüger war, den Mund zu halten, um so wie jetzt, den beiden nicht noch mehr zu geben, worüber sie sich wahrscheinlich köstlich amüsieren würden.
“So, dass wars”, stellte Liam dann auch schon fest, als er einen Knoten in den Faden gemacht hatte und einen Verband aus seiner Tasche zog, um ihn um Chesters Bein zu wickeln.“Den Verband solltest du 2x täglich wechseln. Die Fäden können nach 10 bis 12 Tagen gezogen werden. Meldet euch einfach, wenn es soweit ist. Ich…”
“Ich krieg das auch hin, Liam. Ich kümmere mich dann darum”, unterbrach Mairi ihren Bruder und der schenkte ihr dafür einen genervten Blick. Chester hingegen war skeptisch.
“Kannst du das wirklich?”, fragte er dementsprechend nach, als Mairi seine Hand los ließ, als hätte sie sich daran verbrannt und aufstand. Ihre Reaktion gab ihm nicht unbedingt das Gefühl, dass das Fäden ziehen weniger schmerzhaft sein würde, als das Nähen selbst bei ihrem Bruder. 
“Ich hab das schonmal bei einem Praktikum gemacht. Kann nicht anders sein, als bei einem Hund die Fäden nach der Kastration zu ziehen”, warf Mairi nur schulterzuckend ein und Chester schluckte schwer, der grade dabei war sich die Hose hochzuziehen, aber nun geschockt zu ihr aufsah.
“Autsch!”, kommentierte Liam das nur grinsend und klopfte Chester auf die Schulter, der sich nun doch die Hose zuknöpfte.“Also in deiner Haut will ich grade wirklich nicht stecken, Kumpel”, stellte er dann fest und bückte sich erneut nach seiner Tasche, aus der er Zettel und Stift hervorkramte und etwas notierte, als Mairi ihre Aufmerksamkeit wieder dem Weg zuwandte, auf dem ein Pärchen eng umschlungen vorbei lief.“War schön dich mal wiederzusehen. Meld dich doch mal bei Gelegenheit.” Er steckte Chester den Zettel mit seiner Handynummer unauffällig zu, wohl wissend, das Mairi Amok laufen würde, wenn sie wüsste, dass die beiden in Kontakt traten, während sie undercover ermittelte. Aber er musste ja mit Chester nicht über deren ‘Jobs’ reden, welche auch immer das waren - noch nicht zumindest. Außerdem hatte er so ein Gefühl, dass er so mehr mitkriegen würde, was bei seiner Schwester aktuell so los war, als von dem bisschen, das James seinem Onkel und Mairi ihren Eltern selbst jeden Tag erzählten.
“Mach ich und danke Liam”, sagte Chester, froh, dass sein bester Freund aus Kindertagen ihm nichts nachtrug.
“Kein Ding. Dafür sind Freunde doch da”, erwiderte der lächelnd und nickte an ihm vorbei in Mairis Richtung, die grade genervt schnaubte und sich auf den Weg zurück machte.“Und jetzt geh, bevor sie dich zu Fuß gehen lässt. Zu viel Bewegung solltest du mit dem Bein noch ein bisschen vermeiden”, merkte er an, nicht wissend, dass sie sowieso zu Fuß unterwegs waren und Chester winkte Liam noch einmal, bevor er Mairi schnellen Schrittes hinterher ging.
“Wo wohnst du?”, fragte sie ihn dann, als er sie eingeholt hatte.
“Willst du mich etwa nach Hause bringen? Sollte das nicht andersrum laufen?”, erwiderte er ihr grinsend und sie schenkte ihm einen so genervten Blick, dass er mürrisch zu Boden schaute und die Hände in den Taschen vergrub.“Am anderen Ende der Stadt”, gab er dann nach und Mairi horchte auf, warf einen Blick auf die Uhr und schaute dann noch einmal verstohlen zu Chesters humpelndem Gang. Der Spaziergang hier her und Liams Versorgung hatten es ihm nicht leichter gemacht. Im Gegenteil.
“So weit solltest du mit der Wunde nicht mehr laufen und Busse fahren jetzt auch keine mehr”, stellte sie nachdenklich fest und verfluchte es, kein Auto hier zu haben. Sie gab schließlich nach, weil sie keine andere Lösung als die eine fand, um seiner Wunde schnell die Ruhe zu geben, die sie brauchte.“Du kannst auf meiner Couch schlafen”, bot sie ihm dann an und Ches schaute überrascht zu ihr auf, öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, während ein freches Grinsen auf seinem Gesicht erschien, doch Mairi war schneller. Sie wusste genau, worauf er aus war.“Auf der Couch! Denk nicht einmal im Traum daran zu mir ins Bett zu krabbeln!”, ermahnte sie ihn sofort und er hob abwehrend die Hände, um stumm zu bedeuten, dass er so etwas nicht tun würde.“Und morgen machst du dich mit dem Bus auf den Weg in deine eigene Wohnung!”, fügte sie dann noch hinzu und hoffte, damit ein für alle Mal die Fronten geklärt zu haben, wohl wissend, dass sie ihn so einfach sicher nicht loswerden würde, wie sie es sich erhoffte.

Fortsetzung folgt...

Ties that bind us - GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt