57. Kapitel

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Der Shelby brachte seinen Blick von mir, rüber zu seinem jüngeren Bruder. Welcher augenblicklich entschuldigend seinen Kopf senkte.

Tommy mochte es nicht, wenn man ihn hetzte. Schon gar nicht, wenn er sich bewusst sammelte, um die richtigen Worte zu finden. Doch seufzte er lediglich aus, sah auf seine Füße und trat ein paar Schritte näher an uns heran, bevor er anfing langsam und geduldig mit uns zu reden.

,,Jakob Ethans.", warf er den Namen eines mir bisher noch unbekannten Mannes in den Raum.

Doch schien ich die einzige zu sein, die im Ungewissheit schwelgte. Alle anderen verloren sofort die Farbe in ihrem Gesicht. Bis auf Finn, der anscheinend ebenfalls noch nichts von diesem Namen gehört hatte.

,,Wer?..."

,,Ein britischer Drogenboss welcher vor vielen Jahren zu unserer Gang dazugehörte.", unterbrach ihn Arthur als dieser wutgeladen seine Arme überkreuzte.

Scheinbar waren sie nicht wirklich gut auf diesen Mann zu sprechen. Zumindest konnte ich sehen wie sie allesamt selbst mit sich haderten. So als ob sie sich an gewisse Dinge erinnerten.
Dinge von denen ich wohl möglich nie erfahren sollte.

,,Er war ein guter Freund unserer Familie bis-"

,,Bis er uns verraten hat und dann wie ein feiges Schwein untergetaucht ist!"

Man sah es dem ältesten an. Es war wohl eines seiner prägenden Momente gewesen. Momente wie diese, die ihn dazu gebracht haben so misstrauisch Menschen gegenüber zu werden.

,,Arthur. Bitte.", ermahnte ihn der Braunhaarige mit erhobener Hand, da er erkannte wie sich sein Bruder wieder einmal in alles hinein steigerte.

,,Aber es stimmt. Er gehört schon lange nicht mehr zu uns. Wir glaubten er sei schlussendlich ausgewandert oder mit der Zeit wegen zu vieler krumme Dinge ins Gefängnis gesteckt worden doch-"

Eine Weile schwieg Thomas und sah sich selbst in der Reflektierung eines Fensters an, vor dem er mittlerweile stand und geduldig an seiner Zigarette zog, während wir anderen hinter ihm vor Neugier fast platzten.

,,Henry berichtete mir heute morgen, dass er wieder in der Stadt sei. Er habe wohl mit ihm in seiner Bar gesprochen."

,,Und was wollte er?", hakte sich nun auch Tante polly mit ins Gespräch.

Auch sie wirkte angespannt und verlor sämtliche Empathie in ihrem Ausdruck.
Ich für meinen Teil war noch immer verwirrt, weshalb sie deswegen so eine Aufrufe erzeugten. Es war doch nicht das erste mal, dass sie mit solchen Typen zu tun hatten und noch nie hatte ich sie je so aufgebracht gesehen.

,,Er meinte er würde uns bald einen Besuch abstatten."

,,Oh gott.", entgegnete polly auf die anscheinend högst beunruhigende Nachricht.

,,Ich verstehe es immer noch nicht. Was soll an diesem Typen denn bitte so schlimm sein? Wir erledigen doch andauernd solch lästige Seitenprobleme. Also weswegen die ganze Aufruhe?", fragte Fynn erneut völlig unwissend in die Runde.

Auf welche er auch sofort eine Antwort bekam. Denn kaum sprach er die letzten Worte seiner unüberlegten Aussagen aus, sprang Polly auch schon völlig wutgeladen aus ihren Sitz heraus.

,,Das ist kein kleines Seitenproblem sondern eine Ernsthafte Sache Fynn! Was meinst du Thomas sollen wir jetzt tun!? Wir wissen alle wozu dieser Mann fähig ist!"

Von ihren Emotionen überrollt, rannte die sonst so taffe und unerschrockene Frau aus dem Raum, wobei man noch ihr erstes schluchzen deutlich vernehmen konnte. Bevor die Tür zu knallte und alle Regale zum erzittern brachte.

John, der bis eben gerade noch vor sich hin schwieg wollte ihr hinter her, doch der älteste wusste es besser, als sie jetzt noch zu konfrontieren.

,,Lass sie John. Sie hat von uns allen schließlich das meiste durchmachen müssen."

Ich beobachtete das Geschehen was sich gerade zum ersten mal vor meinen Augen abspielte. Und um ehrlich zu sein. Es machte mir Angst. Denn so kannte ich meine Familie nicht. Niemals war etwas so beunruhigend für sie gewesen, dass selbst die taffsten von ihnen die Fassung verloren.

Ich hatte keine Ahnung was sich damals wohl zwischen ihnen und diesem Jakob abgespielt hat. Vielleicht war es auch besser so, denn nachfragen würde ich ganz bestimmt nicht. Jedoch konnte ich mir bereits denken, dass ich es früher oder später erfahren würde. Wenn auch nicht alles aber zumindest warum sie solche Sorgen um sein wiederkehren hatten.

Vorallem da Tommy wie in einer Trance zu sein schien. Ich konnte genau sehen wie er Bilder und Szenen vor sich abspielte. Das tat er oft. Meist Szenen die ihn prägten oder von denen er etwas gelernt hatte.

,,Also Tommy? Was schlägst du vor?"

Aus Gedanken gerissen, drehte er sich zurück zu uns und blickte erneut durch den Raum. Meine Wenigkeit versuchte sich dabei so klein wie möglich zu machen. Ich spürte das etwas nicht stimmte. Und mein Bauchgefühl irrte sich nie.

,,Fürs erste sollten wir Ruhe bewahren. Niemand geht lange alleine irgendwo hin. Und gebt jemanden bescheid, wenn ihr spät das Haus verlasst. Wir wissen nicht was er vor hat, doch wir kennen viele seiner Tricks und Ambitionen. Redet nicht mit Fremden die euch suspekt vorkommen. Geht an keine euch unbekannten Orte und meidet verlassene Gassen. Gerade jetzt können wir nicht vorsichtig genug sein. Vor dem nächsten Rennen können wir keine Probleme wie diese gebrauchen. Ich werde ein paar Leute beauftragen ihn zu beschatten. Für euch Frauen gilt es so wenig wie möglich das Zuhause zu verlassen. Wenn dann nur mit Begleitung. Meidet es zu viel über eich preis zu geben und quatscht nicht zu viel über dinge die niemanden etwas angehen. Wir wissen, dass er vorallem hinter Arthur, Tante polly und mir her ist. Doch auch die anderen werden nicht verschont bleiben. Ich denke ich habe mich klar ausgedrückt. Falls ihr etwas mitbekommt informiert mich sofort."

Alle stimmte dem schweigend mit einem Kopfnicken zu und verschwanden auch und nach aus dem Raum. Ich blieb vorerst sitzen und beobachtete die anderen. Arthur verschwand schnell in seinem Büro. Vermutlich um sich voll laufen zu lassen. Das tat er schließlich immer wenn ihn etwas aufregte.

Ada, Finn und John liefen nach draußen, um mit dem Auto nach Hause zu fahren. Immerhin war es draußen schon dunkel und die Arbeit rief einen trotz allen Ereignissen jeden tag aus dem Bett. Wo Tante Polly steckte wusste ich nicht. Vermutlich wollte sie für sich allein sein. Auch, wenn der Gedanke, dass sie alleine irgendwo steckte nicht der schönste war. Sie konnte gut auf sich selbst aufpassen und war von allen hier die, die am besten wusste wie man Gefahren vermeidet.

Auch ich wollte mich nun aus dem Staub machen. Ich war müde und wollte es nicht riskieren wieder einmal mit Tommy alleine zu sein. Stattdessen zog ich es vor mich so schnell wie möglich in mein Zimmer zu verkriechen.

Doch der Shelby kam mir schon längst zuvor. Kaum erhob ich mich aus dem Stuhl, umfasste eine Hand meine Taille, wirbelte mich herum und zog mich dicht an dessen Brust.

Wie konnte ich auch glauben, dass nicht schon das nächste Unheil auf mich wartete.

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