15. Kapitel

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Gelangweilt sitze ich im Wohnzimmer auf der Couch. Mein Dad ist eben zu einem Kollegen gefahren. Scheinbar tauschen sie sich über das ganze Investment Zeug aus und beraten sich.

Kurz darauf klingelt es an der Tür und ich schlendere lustlos auf diese zu. Ich öffne sie und Charlotte steht grinsend vor mir mit noch einer Person. Als ich sie kurz gemustert habe, erkenne ich sofort, dass es Charlottes Mutter sein muss. Sie sehen sich erschreckend ähnlich.

"Hallo Rachel, ich bin Beth. Charlottes und Ethans Mom", stellt sie sich freundlich vor. Ich bin überwältigt, welche Ruhe diese Frau ausstrahlt. Man fühlt sich sofort wohl bei ihr.

"Hallo, ich bin Rachel", lächel ich schüchtern zurück und wir geben uns höflich die Hand.

"Wir wollten gerade ein wenig shoppen gehen und ich dachte mir du kannst ja mitkommen", grinst Charlotte.

"Oh eh. Vielleicht ein anderes Mal. Ich bin etwas müde", gestehe ich. Zwar gelangweilt, aber auch sehr müde.

An Charlottes Gesichtsausdruck erkenne ich zum Glück Verständnis.
"Kein Problem, wir sehen uns bestimmt später noch", sagt sie und die beiden verabschieden sich wieder.

Dankbar schließe ich die Tür und steuere wieder auf meine Couch zu. Dann kommt mir die Idee ein Buch zu lesen, um etwas vor meiner Realität zu flüchten und die Langeweile zu besiegen. Lesen ist genau das, was ich jetzt brauche.

Ich renne hastig die Treppenstufen nach Oben in mein Zimmer, greife nach meinem bereits angefangenem Buch und gehe nach draußen auf die Terasse. Ich setze mich und schlage gierig die richtigen Buchseiten auf.

Nun vergeht die Zeit wie im Flug.

Rausgerissen aus meiner Fantasiewelt werde ich erst als ich etwas Zerspringen höre. Mein Kopf dreht sich in Richtung Ethans Haus. Ruckartig stehe ich auf, als ich höre wie jemand ein Fenster laut zu schlägt. Nun höre ich nichts mehr. Denn das Fenster wurde dafür, nehme ich an, extra geschlossen.

Sofort renne ich in die Küche zu meinem Rucksack und greife nach einem Buch aus der Schule. Ich sprinte rüber zu Ethans Haus und klingel einmal.

Oder zweimal.

Unruhig stehe ich vor seiner Haustür und möchte gerade ein drittes Mal klingeln, als mir jemand die Tür öffnet.

Sein Vater.

Auf der Klingel steht der Familienname Davis. Jetzt weiß ich auch mal wie Ethan mit Nachnamen heißt. Aber das spielt jetzt keine Rolle.

Ich presse mir aufgeregt das Buch gegen die Brust und lächel Mr. Davis künstlich an.

"Hallo! Ich bräuchte dringend Ethans Hilfe in Mathe", sage ich übertrieben freundlich.

"Wieso hast du dann dein Geschichtsbuch dabei?", fragt er verwirrt und mit noch rotem Kopf.

"Und zu Geschichte hätte ich auch noch ein paar Fragen", ergänze ich meine Lüge.

Von Ethan ist keine Spur.

"Ethan hat sich gerade an der Schulter mit einer Scherbe verletzt. Ich denke das lernen müsst ihr auf wann anders verschieben."

"Ach kein Problem. Ich habe erst vor ein paar Wochen meinen Erste Hilfe Kurs abgeschlossen. Ich helfe gerne", grinse ich und schiebe mich an Mr. Davis eilig vorbei.

Ethan steht verloren in der Küche zwischen vielen bunten Scherben. Was die vielen Scherben davor waren, kann ich nicht sagen.

Besorgt sehe ich ihn an und komme auf ihn zu. Das Blut läuft seinen Arm hinunter bis zu seinem Handgelenk.

"Komm schon. Ich helfe dir", sage ich drängend zu ihm und ziehe ihn an der Hand hinter mir her.

"Wo ist denn das Badezimmer?", frage ich beide, da mir Mr. Davis gefolgt ist.
"Die Treppe hoch und dann die erste Tür rechts."

Ich schiebe Ethan die Treppe hoch, welcher noch etwas neben sich steht. Endlich kann ich die Badezimmertür hinter uns zu sperren und atme erleichtert aus. Das Geschichtsbuch fällt mir dabei auf den Boden und Ethan zuckt leicht zusammen.

"Alles okay?", flüstere ich und gehe einen Schritt auf ihn zu.

"Was machst du hier?"

Das ist seine Frage? Wieso stellt er überhaupt Fragen?

"Ich rette dir deinen Arsch. Wo nach sieht es denn aus?"

"Das musst du nicht. Ich hab mich nur geschnitten", lügt er.

"Wieso lügst du für deinen Vater? Er tut dir weh", frage ich ihn fassungslos.
Ethan sagt nichts dazu und starrt nur den Boden an. "Kannst du mir wirklich helfen?", fragt er mich dann. Erst jetzt schenke ich seiner tiefen Wunde wieder meine Aufmerksamkeit. Erschrocken schnappe ich mir ein Handtuch und drücke es auf seine Wunde.

"Ich denke nicht. Ich möchte nichts schlimmer machen, die Wunde ist nicht gerade klein. Wir können sie etwas desinfizieren und verbinden, aber ich denke es wäre gut, wenn ein Arzt sich das nochmal anschaut."

Ethan sieht von meiner Idee nicht gerade begeistert aus. Aber ich habe recht. Ich möchte eine Blutvergiftung gerne vermeiden.

"Wo habt ihr Verbandszeug und Desinfektionsmittel?"

"Unten in unserem kleinen Badezimmer ist ein Hängeschrank mit einem roten Kreuz drauf."

Ich befehle Ethan kurz zu warten und laufe dann eilig in das andere Badezimmer. Etwas hektisch suche ich in dem Erste Hilfe Schrank nach einem passenden Verband, Desinfektionsmittel und eventuell noch etwas zum drauf Drücken auf die Wunde. Bei der Suche merke ich wie meine Hände zittern.

Ich bin in einem Haus, mit einem gewalttätigen Mann. Das macht mich unruhig, obwohl er mir wahrscheinlich nichts tun würde. Ich versuche stur meine ängstlichen Gedanken zu verdrängen und suche weiter.

Plötzlich spüre ich jemanden hinter mir.

◇◇◇◇◇◇

Meinungen?

Eure
Melli♡

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