6. Kapitel

50 10 0
                                    

Charlotte sieht man an, wie nervös sie wird.

"Mein Bruder und sein bester Freund waren noch da. Wir haben gerade gegrillt", versucht sie mir die Situation zu erklären.

"Alle wissen also was passiert ist?", hake ich nach.

Sie nickt vorsichtig und ich verdrehe meine Augen. Super gemacht, Dad. Wie unwohl soll ich mich denn noch fühlen? Sie sieht mich bemitleidend an und ich murre nur:"Hör auf mich so anzusehen."

Sie reißt die Augen auf und senkt dann ihren Blick, weg von mir. Scheinbar konnte sie ihr Mitleid nicht unterdrücken.

Ich seufze. Ich möchte keine giftige Schlange zu jedem sein, aber die letzten Tage bis jetzt überfordern mich nur noch. Und jetzt wo scheinbar alle um mich herum Bescheid wissen, verfolgt mich auch noch dieser Mitleid. Welcher mich immer an alles sofort erinnert und mir den Stempel verpasst mit das Mädchen, dessen Mutter gestorben ist.

"Tut mir leid", gebe ich dann knapp von mir und sie beginnt wieder zu lächeln. "Ich habe gerade wirklich keine Interesse daran neue Freunde kennen zu lernen oder irgendwelche Jungs zu treffen. Da musst du dir wirklich jemand anderes suchen", versuche ich ihr zu erklären. Sofort verschwindet ihr Lächeln und sie blinzelt ein paar Mal und meint anschließend:"N-Natürlich. Sorry für den Überfall. Ich hab mich nur gefreut endlich noch ein Mädchen in der Gruppe zu haben."

In der Gruppe?

"Seid ihr etwa mit meinem Dad befreundet?", versuche ich die Situation zu verstehen.

Sie schmunzelt und nickt anschließend. "Du hast wirklich einen coolen Dad. Ich wünschte meiner wäre so wie Adam."

Genau. Ein total cooler Dad, welcher sich seit Jahren nicht mehr blicken hat lassen.

Ich sage nichts zu ihrer Aussage und belasse es einfach dabei. Mein komplettes Familiendrama muss sie dann auch wieder nicht wissen.

"Oh hey!", ruft plötzlich mein Vater aus der Terassentür zu uns.
"Hey, Adam. Gut siehst du aus", zwinkert sie ihm zu und mein Dad macht eine spaßige und bescheidene Handbewegung nach unten.
"Ach", schmunzelt er nur lustig gemeint.

Innerlich schreie ich. Was geht hier denn ab?

Langsam geht sie auf meinen Dad zu und fragt:"Wie geht's dir?"
Mein Dad sieht mir in die Augen und danach wieder Charlotte. "Lass uns wann anders weiter reden, okay?"

Charlotte versteht sofort und verabschiedet sich dann von uns beiden. Sie steigt wieder über den Zaun und läuft in ihr Haus hinein.

"Du hast aber kein Verhältnis mit ihr, oder?", frage ich sofort kritisch bei ihm nach. Es würde mich so anekeln. Mal abgesehen davon, dass es illegal wäre.

Mein Dad sieht mich geschockt an und schüttelt sofort heftig den Kopf.
"Natürlich nicht! Aber die verrückten Kids sind gerne zu Besuch da und ich finde es auch schön, dass ich von ihnen nach meinem Umzug so aufgenommen wurde. Du musst Ethan noch kennen lernen. Er ist so ein netter Junge. Sein bester Freund Caleb auch", erzählt mir Dad.

"Aha", gebe ich nur noch von mir.

"Wenn du willst können wir gemeinsam heute Abend grillen."

"Was du machen möchtest, überlasse ich dir. Ich verzichte."

Enttäuscht sieht mich mein Vater an. Scheinbar könnte er die Ablenkung gut gebrauchen, während ich meine Ruhe mehr bevorzuge.

Ich seufze und werde weich.

"Frag mich das mit dem Grillen morgen nochmal, okay?"
Mein Vater lächelt und meint dann, dass er einiges eingekauft hat. Auch meinen Lieblingsjoghurt. Den mit Smarties.

"Den mochte ich, als ich ein kleines Kind war", seufze ich nur. Obwohl er immer noch mein Lieblingsjoghurt ist, aber das muss er nicht wissen. Soll er sich ruhig etwas schlecht fühlen und merken, dass er einige Jahre verpasst hat bei mir.

"Oh..ja natürlich. Was ist denn jetzt dein Lieblingsjoghurt?", mag er sich erkundigen.
Ich zucke nur mit den Schulter.

Naja..der mit den Smarties.

"Schon okay, ich esse ihn trotzdem. Er ist ja nicht eklig oder so", murmel ich und greife in der Einkaufstasche nach meinem geliebten Joghurt. Langsam kommt dadurch der Appetit wieder zurück.

"Wo ist das Besteck?", frage ich Dad in der Küche. Er deutet auf den schmalen Schubladen neben dem Kühlschrank. Ich öffne ihn und nehme mir einen kleinen silbernen Teelöffel raus. Genussvoll verspeise ich meinen Smartiejoghurt und verziehe mich wieder auf die Terasse. Draußen im Garten, merke ich wie mir die Wärme gut tut. Nachdem ich den Joghurt gegessen habe, stelle ich den leeren Becher mit Löffel auf dem Gartentisch ab.

Ich sitze in der weichen Hängematte und schließe meine Augen. Die Hängematte ist so schön weich und bequem, dass ich endlich schneller Schlaf finde. Nur leider verhindert auch nicht diese bequeme Hängematte die schlimmen Alpträume von dem Unfall. Keuchend reiße ich nach kurzer Zeit wieder meine Augen auf und richte mich erschrocken auf. Frustriert von meinem jetzigen Leben reibe ich mir mit meinen Handinnenflächen über mein ganzes Gesicht. Wie soll das alles nur weiter gehen?

Mom, bitte komm wieder zurück.

Ich schaffe das nicht ohne dich.

◇◇◇◇◇

Meinungen?^^

Eure
Melli♡

You don't pay no rent - to live in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt