16. Kapitel

43 7 0
                                    

"Kann ich dir irgendwie behilflich sein?", ertönt Mr. Davis Stimme hinter mir.

Ich zucke zusammen und bekomme augenblicklich vor Schreck eine Gänsehaut am ganzen Körper.

"Ich eh..Ich suche die Verbandssachen und einen Desinfektionsspray."

Er greift an meinem Kopf vorbei und nimmt die Sachen heraus. Ich schlucke und nehme die Sachen mit einem aufgesetzten Lächeln dann an.

Schnell stürme ich wieder zu Ethan und schließe die Tür im Badezimmer hinter mir. Ethan sitzt am Badewannenrand und hält sich die Schulter.

Leicht überfordert beginne ich seine Wunde zu desinfizieren und er beißt sich die Zähne zusammen. Er bemüht sich keinen Ton von sich zu geben. Danach lege ich ihm einen Druckverband an. Zuletzt nehme ich mir einen nassen Waschlappen und wasche ihm das Blut von seinem Arm ab. Er könnte dies zwar selbst tun, aber ich hatte das Gefühl, er braucht jetzt jemanden um sich, der sich um ihn kümmert. Ihm etwas Gutes statt Schlechtes tut.

Ethan wehrt sich auch nicht und seine Gesichtszüge beginnen sich zu entspannen. Nach dem ganzen Abreiben von seinem getrockneten Blut ist sein Arm ganz rot.

Ich entscheide mich dazu, alle Schränke zu öffnen, um eine Bodylotion zu finden. Als ich im rechten Hängeschrank eine gefunden habe, greife ich danach und gebe etwas davon auf meine linke Hand. Ich setze mich neben Ethan auf den Badewannenrand und beginne seinen Arm einzucremen. Ich lasse mir Zeit und bin ganz sanft, um ihm dadurch auch etwas Ruhe zu schenken. Ethan schließt seine Augen und wirkt sogar erleichtert. Erleichtert darüber, dass ich nicht aufhöre mich um ihn zu kümmern.

Als die Creme in seine Haut eingezogen ist, nehme ich meine Hände von ihm und warte ab was von seiner Seite aus nun passiert.

Ethan öffnet seine Augen wieder und schluckt. Seine Unruhe ist deutlich wieder zurückgekommen.

Ethan sieht mich an und ich öffne einladend meine Arme, um ihm eine Umarmung zu ermöglichen. Einen Moment überlegt er bis er sich räuspert, aufsteht und mit tiefer Stimme sagt:"Alles gut."

Frustriert lasse ich meine Arme nach unten fallen und verdrehe die Augen. Vor wem denkt er muss er jetzt stark sein?

"Danke für deine Hilfe", kommt es dann knapp von ihm.

"Du musst dich vor mir nicht verstellen", seufze ich.

"Das tue ich nicht", murrt er.

"Dann gehe ich", sage ich stur und beobachte seine Gesichtszüge. Augenblicklich wirkt er nervös, schluckt, nickt dann aber mir gegenüber zustimmend.

Ethan drängt mich sanft in Richtung Badezimmertür und ich weiche nach hinten und lehne nun mit dem Rücken an der Tür. Er greift neben mich an die Türklinke und streift dabei meine Taille.

"Rachel, lässt du mich raus?"

Meine Gedanken rattern was ich tun soll, um ihm zu helfen.

Bevor er die Türklinke weiter nach unten drückt, presse ich hervor:"Ich will eine Umarmung."

"Ich brauche eine Umarmung", korrigiere ich mich schnell. Ethan lässt verwundert die Klinke los.

"Ich vermisse meine Mom", lüge ich halbwegs. Ich vermisse sie wirklich, so sehr, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann.

Allerdings brauche ich auch eine Begründung warum ich eine Umarmung von ihm will, ohne dass es für mich sehr peinlich wird. Ich will nur, dass er es zulässt.

Warum eigentlich? Wieso ist es mir so wichtig, dass Ethan Nähe zulässt, wenn er sie bräuchte?

Mitfühlend sieht Ethan mich an und zieht mich entschlossen und ohne länger darüber nachzudenken in seine Arme. Er drückt mich fest an sich und streichelt liebevoll meinen Rücken.

Wow.

Ich wusste gar nicht, dass man jemanden so perfekt umarmen kann. Ich fühle mich unglaublich wohl in seinen Armen. Sein Geruch steigt mir in die Nase und ich will augenblicklich mehr davon. Er riecht unglaublich gut, er ist so schön warm und groß und stark und - STOPP!

Was denke ich denn da!?

Ich versuche meine dummen Gedanken so gut es geht abzustellen. Ich tue es Ethan gleich und streiche ihm ebenfalls über seinen Rücken. Eine ganze kleine Weile stehen wir so da und genießen scheinbar beide die Umarmung, die wir wohl auch beide nötig hatten.

Ethan löst sich leicht von mir und küsst zärtlich meine Schläfe. Er streicht mir anschließend ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und nimmt mein Gesicht in seine warmen Hände.

Bauchschmerzen.

Ich habe Bauchschmerzen.

Von diesen hunderttausend Schmetterlingen in meinem Bauch.

"Du bist nicht alleine, Rachel. Wir sind alle immer gerne für dich da, wenn es dir nicht gut geht", versucht er mich aufzumuntern und entfernt sich dann von meinem Körper.

Etwas enttäuscht blicke ich zu Boden.

Wir alle...

Ich versuche ihm ein dankbares Lächeln zu schenken. Danach öffnet er die Badtür und geht mit mir gemeinsam nach draußen in den Flur.

Ich weiche nicht weg von seiner Nähe. Komischerweise will ich bei ihm bleiben. Warum, weiß mein Teenager Erbsenhirn noch nicht so genau.

Ethan merkt, dass ich mich weiterhin sehr Nahe an ihm befinde. "Kann ich dir irgendwie helfen, dass es dir besser geht?", fragt er mich einfühlsam.

Obwohl es eigentlich ihm im Moment mehr als nur schlecht geht.

Aber ich glaube ihm ist es lieber die Nähe zu zu lassen, wenn er denkt jemand anderes braucht gerade ihn. Nicht er braucht jemanden.

"Können wir vielleicht einen Film gucken?", piepse ich nervös.

Ethan lächelt mich an und schiebt mich sanft in sein Zimmer.

◇◇◇◇◇◇◇

Sorry, dass ihr etwas warten musstet, ich habe mehr bei meinem Buch Kätzchen weitergeschrieben und hatte viel Stress in der Arbeit.

Wie fandet ihr das Kapitel?

Eure
Melli♡

You don't pay no rent - to live in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt