19. Kapitel

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Gemütlich laufe ich am Freitag Morgen in die Schule. Mein Vater hatte angeboten mich zu fahren, allerdings rede ich seit ein paar Tagen nicht mehr mit ihm. Nicht aus trotz oder Provokation. Sondern weil ich wirklich Ruhe brauche.

Ich will mich gerade nicht mit ihm auseinandersetzen.

Am Hof von meiner Schule angekommen, sehe ich Caleb an seinem Auto angelehnt stehen. Er sieht konzentriert in sein Handy rein, zumindest bis ich ihn antippe. Caleb beginnt wie immer zu strahlen und nimmt mich wie die letzten Tage freundlich zur Begrüßung in den Arm.

Kurz darauf kommen auch Charlotte und Ethan zu uns.
Charlotte begrüßt mich ebenfalls mit einer kleinen herzlichen Umarmung. Nur Ethan steht stumm im Kreis und sieht ganz schön fertig aus. Komischerweise trägt er heute einen dicken Schal, obwohl es jetzt schon um 8 Uhr 20 Grad hat.

"Wieso trägst du denn einen Schal?", frage ich ihn dann neugierig.

"Hab Halsschmerzen", krächzt Ethan.

"Bei 30 Grad im Sommer bekommst du Halsschmerzen?", hake ich verwirrt nach. Wer bekommt denn da Halsschmerzen?

Er zuckt nur mit den Schultern.

"Oh man, Bro. Kannst du so überhaupt auf die Party gehen?", mag Caleb von ihm wissen.

"Ja, geht schon", antwortet Ethan ihm mit heiserner Stimme.

"Und wie siehts bei dir aus, Rachel? Darfst du jetzt auf die Party?", spricht Caleb mich nun an.
Ich zucke nur mit den Schultern und meine:"Keine Ahnung ob ich darf, aber ich werde gehen."

Charlotte verzieht das Gesicht und murmelt:"Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist? Adam ist-"

"Adam war seit ich ein kleines Kind war, nicht mehr für mich da und jetzt auch nur, weil meine Mom es nicht mehr kann. Er hätte sich immer melden können, hat es aber irgendwann einfach nicht mehr. Ich kenne diesen Mann kaum noch und jetzt soll ich auf ihn hören?"

Die drei Schweigen nun und wissen nicht was sie dazu sagen sollen. "Adam" ist ihr Freund, den sie mögen, aber von mir der Vater und womöglich auch meine Situation nachempfunden können. Ich nehme es ihnen nicht übel, dass sie sich schweigend da raus halten.

Kurz darauf klingelt die Schulglocke schrill und wir laufen in den Unterricht. Am Freitag habe ich bis auf einen Kurs alle mit Ethan.

Allerdings fehlt er bereits am Anfang der Stunde. Dabei bemerke ich, wie es mich frustriert, dass er nicht da ist.

Etwas gelangweilt folge ich dem Unterricht und wechsel dann in den nächsten Kurs. Ethan sitzt dieses Mal ganz hinten und sieht müde aus. In mir wächst das Bedürfnis mich um ihn zu kümmern, ihn in den Arm zu nehmen und - Halt stop. Was rede ich denn da? Ich spüre wie ich rosane Wangen bekomme und hoffe es bemerkt keiner.

Ethan hebt auf einmal seinen Kopf und sieht mich an. Seine Augen wirken nun etwas wacher und er hebt zögerlich die Hand und winkt mir etwas zu. Kurz drehe ich mich um, um sicherzugehen, dass er mich meint.

Dann laufe ich auf ihn zu und setze mich lächelnd neben ihn.
"Hey", krächzt er und lächelt nun etwas zufriedener als heute Morgen auf dem Hof.
"Hey. Wo warst du denn in der ersten Stunde?"

"Draußen. Ich hatte keine Lust."

Etwas verständnislos nicke ich und öffne nebenbei mein Buch für den folgenden Kurs.

Ethan ist die ganze Zeit sehr unruhig und rutscht auf seinem Stuhl hin und her. Irgendwann legt Ethan seinen Kopf dann auf meiner Schulter ab und atmet schwer aus.

"Alles okay?", flüstere ich ihm besorgt zu.

Er nickt nur leicht.

Ich lasse es gut sein und genieße zugegeben auch seine Nähe.

Der restliche Schultag verlief reibungslos.

Nun stehe ich in meinem Zimmer und schminke mich für die Party. Zu meinem Glück hat mein Dad im Moment ein wichtiges Meeting mit einem Geschäftsmann und ist aus dem Haus. Er hat mir zwar ausdrücklich verboten auf die Party zu gehen, aber was soll schon passieren.

Plötzlich höre ich Schritte im Flur. Eine Türklinke. Eine Tür, welche zu gedrückt wird.

Es sollte eigentlich niemand im Haus sind.

Nervös sehe ich mich im Zimmer um.

Wieder Schritte.

Sie kommen auf mein Zimmer zu.

Panisch schnappe ich mir mein Kopfkissen und renne hinter meine Zimmertür.

Sie öffnet sich.

"Rache- Ahhh!"

Ich springe auf denjenigen und haue ihn mehrmals fest mit meinem Kissen.

"Hör auf damit", höre ich Ethan krächzen.

Etwas schockiert halte ich inne.

"Ethan?? Was tust du in meinem Haus!"

Peinlich berührt rutsche ich von seinem Rücken runter und werfe mein Kissen wieder auf mein Bett.

"Sag nicht du würdest dich mit einem Kissen verteidigen", seufzt Ethan.

"Es ging alles so schnell", verteidige ich mich.

"Und was tust du überhaupt hier?"

"Ich wollte wissen ob du nun wirklich auf die Party gehst, oder doch nicht."

"Ich schon und du? Du hörst dich immer noch sehr krank an", stelle ich fest.

Ethan zuckt mit den Schultern.

"Nicht so schlimm. Ja, ich würde auf die Party gehen."

Diese Antwort bringt mich unbewusst zum Lächeln. Anschließend schiebe ich Ethan aus meinem Zimmer und sage:"Keine Zeit! Ich muss mich noch fertig machen."


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Wie hat euch das Kapitel gefallen?

Eure
Melli♡

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