20. Kapitel

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Während dem Schminken kommt mir plötzlich die Frage, wann wir überhaupt auf die Party gehen. Da ich Ethan vorhin noch in sein "Gästezimmer" gehen gesehen habe, stehe ich entschlossen auf und laufe zu ihm ins Zimmer.

Ohne groß darüber nachzudenken, öffne ich die Tür und erwische Ethan erneut in einem ungünstigen Moment.

Denn er sitzt nur in Boxershorts auf seinem Bettende. Schockiert hebt er den Kopf und legt schützend seine Hände um seinen Hals, doch es ist zu spät.

Ich hatte die dunkellilanen Flecken an seinem Hals bereits gesehen.

Verzweifelt lässt Ethan die Schultern hängen und seine Augen füllen sich mit Tränen.

Ich löse mich von meiner Starre und gehe eilig auf ihn zu und schließe ihn dann ganz fest in meine Arme.

Sofort erwidert Ethan meine Umarmung und drückt mich fest an sich. Die Umarmung hält nicht sonderlich lange, da ich viele Fragen habe.

"Wie? Und- wo? Und..Dein Vater?", kommt es nur bruchweise von mir.

"Er hat dich gewürgt", hauche ich immer noch unter Schock.

Es füllt sich immer mehr Flüssigkeit in seinen Augen, bis seine Tränen überlaufen.

Er legt schützend seine Hände vor sein Gesicht und schluchzt laut auf.

Ich bin überfordert. Ich weiß einfach nicht wie ich ihm am besten helfen soll.

Allerdings scheint Ethan selbst am Besten zu wissen, was er braucht. Denn er zieht mich wieder an sich in seine Arme.

"Es wird alles gut", versuche ich ihn zu beruhigen. Dabei schluchzt Ethan noch lauter und verzweifelter auf, da er genau weiß, dass es für ihn nicht besser wird.

"Hey!"

Ich drücke ihn leicht weg und nehme sein Gesicht in meine Hände.

"Es wird alles gut, Ethan! Ich lasse dich nicht mehr mit diesem Monster alleine. Und wenn ich jede Nacht in dein Fenster klettern muss und bei dir übernachte, ist mir egal. Ich kann nicht länger zu sehen."

Ethans Blick wirkt nun weniger verzweifelt und er bekommt eine ernste Miene.

Er steht auf und schüttelt den Kopf.

"Nein! Das will ich nicht."

Es wirkt auf mich so, als wolle er mich vor seinem Vater beschützen.
Er möchte mich raushalten aus dem Ganzen.

"Ethan, du lässt dir helfen. Und wenn ich die besitzergreifende Freundin von dir spielen muss. Ich lasse dich nicht mehr alleine mit ihm", knurre ich und stehe ebenfalls auf.

Ethans Blick wird weicher und er seufzt frustriert.

"Wieso gehst du nicht zur Polizei? Er wird dich noch umbringen!", rufe ich aufgebracht.

"Meine Mom, meine Schwester. Sie lieben ihn..und er ist gut zu ihnen. Ich..kann ihnen das nicht an tun. Er wird im Gefängnis landen", krächzt er.

"Hör dir mal beim Sprechen zu! Das hat dir dein Vater angetan. Er wird dir wieder weh tun, immer wieder. Du musst jetzt an dich denken, Ethan."

Wir setzen uns wieder ans Bett und Ethan nimmt meine Hand fest in seine. "Danke, Rachel. Das du hier bist. Aber bitte misch dich da nicht ein. Es ist meine Entscheidung was ich tun werde und aktuell bin ich nicht dazu bereit meinen Vater ins Gefängnis zu schicken. Er war auch mal ein guter Vater zu mir. Es ging erst vor ein paar Jahren los, dass er mich geschlagen hat", erzählt er mir.

Ich bin verwirrt. Wie kann sowas passieren? Welcher Mensch legt plötzlich einfach so den Schalter um und hasst einen seiner Mitmenschen, den er zuvor geliebt hat?

"Hast du mal versucht mit ihm zu reden? Wieso er nicht mehr wie zuvor ist? Habt ihr überhaupt noch schöne Momente?", mag ich von ihm wissen.

"Nein, nicht wirklich. Er kann ruhig sein. Am Morgen seinen Kaffee trinken und das Leben genießen und wenn ich nur falsch Ausatme platzt ihm der Kragen", seufzt Ethan und wischt sich mühsam seine Tränen weg.

"Und deine Mom? Charlotte? Wissen sie es?"

Mit einem Kopfschütteln bestätigt er mir meine Vermutung.

"Wieso tut mein Dad denn nichts? Er weiß es ja scheinbar!", rufe ich aufgebracht.

"Er hat mich schon ins Auto gezerrt und war auf dem Weg zur Polizei, aber ich habe ihn heulend angefleht mir nicht meine Familie kaputt zu machen, wenn ich noch nicht bereit dazu bin. Zudem hätte ich alles abgestritten und mir etwas anderes ausgedacht, warum ich blaue Flecken habe. Dein Dad hilft mir immer. Er hat mir danach dieses Zimmer hier angeboten, damit ich wenigstens einen Zufluchtsort habe."

"Wie lange gehört dir dieses Zimmer schon?"

Ethan überlegt kurz. "Seit einem dreiviertel Jahr ungefähr."

Ethans Blick schweift durch den Raum bis seine Augen an der Uhr hängen bleiben.

"Fuck! Charlotte und Caleb sind in 10 Minuten da."

"Was!?"

Ich springe auf und will eigentlich sofort loslaufen, als ich inne halte und mich nochmal zu ihm umdrehe.

"Sollen wir nicht lieber Zuhause bleiben? Wir können auch einen Filmabend machen", schlage ich ihm vor und will ihm damit etwas Gutes tun.

"Ich denke darauf haben Charlotte und Caleb keinen Bock", schmunzelt er.

"Sie müssen für einen Filmabend nicht zwingend dabei sein", nuschel ich und erröte dabei etwas.

Grinsend kommt Ethan auf mich zu.

Er bleibt vor mir stehen und ich hätte schwören können, dass kein Blatt Papier mehr zwischen unsere Körper gepasst hätten.

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Wie gefällt euch das Buch bisher?

Habt ihr irgendwelche Wünsche oder Vorstellungen?

Eure Melli♡

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