21. Kapitel

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"Na los!", hetzt uns Charlotte die Treppe hinunter.

Ethan hat sich dazu entschieden auf die Party zu gehen. Er hat sich die Woche selbst schon auf die Party gefreut und will nicht wegen "sowas" Zuhause bleiben.

Ich finde wegen "sowas" darf man auch mal einen ruhigen Abend verbringen und sich ausruhen.

Ethan hat mich eben noch gebeten die Flecken mit Concealer wenigstens etwas abzudecken.

Ich weiß nicht, ob ich jemals in meinem Leben einen so schweren Gefallen für jemanden getan habe, wie diesen hier. Meine Brust hat sich zusammen gezogen, mein Herz hat geblutet und ich habe den Kloß in meinem Hals qualvoll runter geschluckt, als ich Würgemale mit Schminke abgedeckt habe.

Ich mag Ethan.

Er ist seit meiner Ankunft anständig, freundlich und ehrlich gewesen. Es gibt diese komischen schwachen Momente von uns, in denen wir beide wahrscheinlich gerade jemanden brauchen. Doch auch da, hat er es nie zu weit kommen lassen. Für mich. Er hat Rücksicht auf mich genommen.

Und genau deswegen, werde ich nicht mehr von seiner Seite weichen. Ich glaube er ist heute sehr instabil. Und ich hab noch genau das Bild vor Augen, wie er vor einer Woche betrunken war und die ganzen Alkoholflaschen in seinem Zimmer/Gästezimmer standen.

Ethan versucht es zu verarbeiten. Damit klar zu kommen. Er ist jung, emotional und deshalb dann auch leichtsinnig und dumm. Ich hoffe sehr, dass er sich nicht komplett abschießt. Sonst wird das irgendwann zu seiner Routine.

Und da ich ihn mag, will ich das vermeiden. Genauso will ich vermeiden, dass er sich heute alleine fühlt.

Doch nun fühle ich mich plötzlich sehr emotional.

Denn ich stehe vor Charlottes Auto und wir wollen los zur Party. Doch plötzlich sträubt sich alles in mir. Ich will da nicht einsteigen.

Meine Mom. Sie ist tot.

Ich sehe sie wieder auf der Motorhaube liegen und schrecke deutlich vor den anderen zurück. Diese Erinnerung an sie machen mich noch wahnsinnig. Ich wünschte ich könnte mich an die schönen Erinnerungen an sie erinnern. Doch stattdessen, sehe ich sie nur, als sie bereits tot war.

"Ich..I-Ich kann nicht."

Ich muss nicht viel erklären. Charlotte weiß was ich meine.

Alle wissen, dass meine Mom bei einem Autounfall gestorben ist.

"Wir waren auf dem Weg zu einer Party", erkläre ich noch Caleb und Ethan. Charlotte habe ich es bereits erzählt.

"Dann laufen wir zwei zu Fuß, okay?", schlägt Ethan vor. Ich weite meine Augen.

"Es müssten nur 20 Minuten zu Fuß sein. Das geht locker. Na komm", meint Ethan. Er legt seine linke Hand auf die Mitte meines Rückens und schiebt mich in die Richtung, in die der Gehsteig entlang läuft.

"Sollen wir alle zu Fuß gehen?", fragt Charlotte. Doch Ethan schüttelt den Kopf.

"Wir treffen uns dort", ruft er ihr noch zu, während wir weiterlaufen.

Sie streckt ihren Daumen hoch in die Luft und steigt zu Caleb wieder ins Auto. Sie winken uns noch zu als sie an uns vorbeifahren.

"Das hättest du wirklich nicht für mich tun müssen", beginne ich das Gespräch.

"Du hast mir auch immer geholfen. Ich bin froh, wenn ich dir auch etwas zurückgeben kann", lächelt er.

Ich beneide ihn für sein Einfühlungsvermögen. Er hat wirklich ein großes Herz. Wenn er nur zu sich selbst so liebevoll wäre.

"Du bist der Beste", grinse ich und bin glücklich darüber ihn nun in meinem Leben zu haben.

"Der Beste? Das sind wir also? Beste Freunde?", fragt er bei mir nach und sieht mich neugierig von der Seite an.

Ich bin leicht überfordert von seiner Frage. Will er dass wir Beste Freunde sind? Oder findet er es übertrieben von mir, dass ich ihn nach so kurzer Zeit so gern hab? Oder ist das für ihn zu uncool in der "friendzone"? Oder will er eigentlich nichts lieber als das? Mein bester Freund sein.

"Keine Ahnung...sind wir das?", versuche ich die Frage an ihn abzuwälzen.

"Beste Freunde helfen einander immer. Komme was wolle. Sie unterstützen sich, sie ärgern sich und sie hören immer gut zu...der beste Freund ist doch die Person unter allen Freunden, die man am liebsten um sich haben möchte", fängt er an.

Immer noch weiß ich nicht in welche Richtung er geht.

"Ja, Rachel. Du hilfst mir immer, du hörst mir zu, du unterstützt mich und du bist die Perosn die ich am liebsten um mich haben möchte. Du bist definitiv meine beste Freundin", schmunzelt er.

Mein Herz geht auf.

Er will mich von seinen Freunden am liebsten um sich haben?

Mein Herz fängt bei dem Gedanken an schneller zu schlagen.

"Du bist auch mein bester Freund. Ich bin froh, dass du mir das so ehrlich gesagt hast", lächel ich.

Ich bleibe stehen und hebe meine Arme weit auf. Sofort bemerkt es Ethan nicht, dass ich stehen geblieben bin. Er dreht sich um und sieht mich an. Dann kommt er grinsend und entschlossen auf mich zu und zieht mich so vertraut an sich, als würden wir uns schon jahrelang kennen.

Seine Arme liegen beschützend und fest um mich. Sie sind warm und ich bekomme Gänsehaut von seiner Nähe. Von seinem Geruch.

Ich fühle mich so wohl bei ihm. So wohl kann sich doch ein Mensch nach so einem tragischen Unfall nicht fühlen. Was macht er nur mit mir?

Und als Ethan mir auch noch liebevoll einen Kuss auf die Stirn gibt, fangen auch meine Beine an schwach zu werden.

"Lass uns heute Abend alles vergessen. Heute Abend gibt es nur Spaß, keine schlechten Gedanken, deal?", sagt er.

Ich grinse.

"Deal."

◇◇◇◇◇◇

Meinungen zum Kapitel?

Was glaubt ihr passiert auf der Party alles?

Eure
Melli♡

You don't pay no rent - to live in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt