SCHEIßE

24 1 0
                                    

Es war, als würde ich aus einem schlechten Traum aufschrecken. Sobald mein Körper sein Bewusstsein wieder erlangte, prasselten die Erinnerungen auf mich ein. Der Schuss. Miguel. Ricks beruhigende Stimme.

Luft, ich brauchte Luft.

Ich atmete tief ein und stellte erstaunt fest, dass es nicht wehtat. Ich konnte wieder atmen. Meine Augen starrten an eine Decke, die keine Krankenhausdecke war. Aber links von mir hing eine Art Tropf. Eine durchsichtige Flüssigkeit hing in einem kleinen Beutel. Vorsichtig hob ich den Kopf, bewegte meine Hände und wollte mich aufsetzen.

»Du solltest liegen bleiben.«

Ich stoppte mein Vorhaben und erkannte Ramon höchstpersönlich an meinem Krankenbett. Er saß auf einem Stuhl neben dem Bett, daneben stand ein kleiner Beistelltisch, auf dem verschiedene Zettel und Ordner lagen.

Ich ließ meinen Kopf wieder auf das weiche Kissen sinken. »Scheiße.«

»Mit so einer netten Begrüßung habe ich nicht gerechnet.« Ramon erhob sich und stellte sich direkt neben das Bett. Ein angespannter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, während mich seine Augen intensiv musterten. »Hast du schmerzen?«

Ich starrte ihm entgegen. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken. Miguel hatte uns nicht gewarnt. Wieso? Auf Ramons Befehl hin? Wieso lässt er mich anschießen und rettet mich dann? Wollten sie nur Russos Reaktion testen? Herausfinden, ob er über Leichen gehen würde?

»Simi, hörst du mich?«

Mein Herzschlag ging kurz unregelmäßig, als ich in der Stimme des Mafiosi echte Besorgnis heraushörte. Ich atmete tief durch. Nickte und lauschte in meinen Körper. »Nein. Ich spüre gar nichts.«, gab ich ihm die Antwort.

Ramons Gesichtszüge entspannten sich wieder. »Das ist das Morphin.«, erklärte er mir.

»Wieso lässt du mich anschießen und flickst mich dann wieder zusammen?« Die Frage schoss aus meinem Mund, ehe ich sie aufhalten könnte.

Ramons Maske verrutschte kurz. Erstaunt und entsetzt sah er mich an, ehe er zu verstehen schien. »Miguel hat Russo nicht kommen sehen.«, gab Ramon eine Erklärung ab. »Anscheinend hat Russo sich von hinten ans Haus geschlichen. Im Haus waren Bewegungssensoren, die ihm verrieten, dass ihr drinnen wart.«

Unschlüssig musterte ich das markante Gesicht schräg über mir. Mir fiel auf, dass seine Haare nicht so perfekt saßen wie sonst. Er wirkte nicht so selbstzufrieden und überheblich. Unter seinen Augen könnte man sich fast einbilden Augenringe zu sehen.

Als ich keine Reaktion von mir gab, beugte er sich plötzlich zu mir hinunter und mein Herz hämmerte aufgeregt. Meine Augen weiteten sich. Sein Gesicht schwebte über meinem. »Glaub mir, Kleine.« Seine Lippen fanden mein Ohr. »Wenn ich dir eine Schusswunde zufügen wöllte, würde ich selbst den Abzug betätigen.«, hauchte er mir ins Ohr. Wie ein versprechen.

Ich rührte mich nicht. Sein Duft drang in meine Nase. Frischer Kaffee und etwas herbes. Männliches. Er rückte wieder ab. Unsere Blicke verhakten sich ineinander und mein Herz beruhigte sich nicht.

»Ich werde den Arzt vorbei schicken.«, erklärte er mir und wandte sich zum Gehen. Ich verfolgte seine Schritte bis zur Tür. In mir kam das Bedürfnis hoch etwas zu sagen. Ihm etwas zu sagen. Aber ich konnte die Worte nicht formen.

An der Tür drehte er sich noch mal zu mir um. »Ich denke, es ist nicht nötig dir das zu sagen, aber vor der Tür ist rund um die Uhr ein Wachmann postiert. Also tu deiner Gesundheit und mir den Gefallen und bleib einfach liegen.«

Ich zeigte ihm keine Reaktion darauf. Und er wartete auch nicht auf eine sondern öffnete die Tür und trat nach draußen.

Erneut ertönte seine Stimme. »Wenn der Doktor da ist bring meine Unterlagen in mein Büro.« Ein Befehl an meinen neuen persönlichen Wachhund vor der Tür.

HATE LOVING YOU - Fighters of JusticeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt