SCHEIßE JA, ICH WILL

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Es war mitten in der Nacht, als ich aus meinem unruhigen Schlaf gerissen wurde, weil jemand das Zimmer betrat. Ich fuhr alarmiert hoch und griff nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe.

Was ich sah, ließ mich stocken.

Ramon kniff geblendet vom Licht die Augen zusammen. In seiner Hand eine Flasche Gin.

»Nein, mach das Licht aus.« Er stolperte auf die Nachttischlampe zu.

»Du bist betrunken.«, stellte ich fest.

Er ließ sich mit dem Hinterteil auf der Bettkante nieder und griff nach dem Kippschalter. Kurz darauf waren wir beide wieder im Dunklen.

Ich zögerte. Wusste nicht genau, was ich sagen sollte und wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Es war das erste Mal, seit unserer Knutscherei. Und ich fragte mich, wieso zur Hölle er betrunken hierher kam.

»Ich hab' ein Friedensangebot mitgebracht.« Er drückte mir die Flasche in die Hand.

Ich runzelte die Stirn »Es ist mitten in der Nacht, Ramon.«, begann ich vorsichtig. Das hier war ein neuer Ramon. Den eiskalten Geschäftsmann bekam ich seit neustem sowieso viel seltener zu Gesicht. Aber wie ich mit einem betrunkenen Ramon umgehen sollte...

»Ich weiß, wie spät es ist. So betrunken bin ich auch wieder nicht.«, murmelte er genervt und ließ sich plötzlich mit dem Rücken neben mich fallen. Ich rutschte etwas von ihm weg, was er sicher merkte, ihn aber nicht zu stören schien.

»Heute war ein Scheißtag, Miguel ist auf Mission und alleine trinken ist deprimierend.«, lieferte er mir eine Erklärung für das hier.

Ich blickte auf sein Gesicht. Meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte Umrisse erkennen. »Und deswegen kommst du zu mir?«

»Du hast hier doch sowieso nichts zu tun.«, kommentierte Ramon. »Außerdem solltest du dich geehrt fühlen, das ist ein echt teurer Tropfen, den du da in der Hand hältst.«

Ich zögerte. Wie Absurd. Andernfalls bin ich durchaus auch in der Stimmung was zu trinken. Meine Situation war beschissen. Ich hob die Flasche und setzte die Öffnung an meine Lippen. Brennender Gin floss meine Kehle herunter.

»Du nimmst mein Friedensangebot also an.«, kommentierte er.

Ich behielt die Flasche in der Hand. »Ich lasse nur keine Situation wie diese sinnlos verstreichen.«, erklärte ich.

»Hm.«

Ich beobachtete seinen Umriss. »Wieso war es ein Scheißtag?«

Ramon lachte. »Ich wollte mit dir trinken, nicht dir mein Herz ausschütten.«

»Das liegt doch nah beieinander.« Ich setzte die Flasche erneut an die Lippen. Genoss das Brennen. Die Hitze.

»Wie ficken und heiraten.«

Fast verschluckte ich mich an dem guten Zeug, als er das Thema so plötzlich ansprach. Er schien auf eine Antwort meinerseits zu warten.

»Für manche ist Sex vielleicht nur ein Zeitvertreib, anderen bedeutet er noch was.«, meinte ich.

Ramon stieß amüsiert die Luft aus, richtete sich auf und war plötzlich direkt vor mir. Saß fast auf meinen Beinen. »Erzähl keine Märchen.«

Sein Atem knallte gegen meinen und ich roch die vielen Schlücke, die er dieser Flasche schon geklaut hatte. »Du bist betrunken.«, sprach ich erneut das offensichtlich aus.

»Noch ein Grund für etwas Zeitvertreib.« Und plötzlich lagen seine Lippen erneut auf meinen. Seine Hände griffen nach meinen Hüften. Mich störte sein Geruch nicht. Mich störte der Geschmack des Gins auf seinen Lippen nicht. Auch nicht, die Hände auf meiner Hüfte.

HATE LOVING YOU - Fighters of JusticeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt