DER EISBERG UND DAS RETTUNGSBOOT

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Nervös knetete ich meine Finger. Ramon hatte es geschafft, dass meine Selbstsicherheit ins Wanken geriet. Er wusste, dass ich nach den Beweisen gesucht hatte. Es war der einzig logische Plan. Und wenn ich jetzt weiter so tat, als hätte ich schon gewonnen, würde er darauf kommen, dass da draußen noch jemand war, der mir helfen konnte. Uns helfen konnte.

Wie lange würde es dauern, bis ihm Nino wieder einfiel und er erneut seine Leute los schickte. Nur dann suchten sie nicht mich, sondern Nino.

Darum lag alle Hoffnung in Nino. Er musste an diese Beweise kommen. Am besten schnell. Andernfalls wusste ich nicht mehr, wie das Ganze hier ausgehen würde. Ramon hatte Anfangs sein Wort gegeben, uns, nachdem wir ihm geholfen hatten Sanchez und Castro auszuschalten, gehen zu lassen. Aber wie es jetzt, nach meinem Fluchtversuch aussah, konnte ich nur schätzen.

Ohne die Beweise waren wir verloren.

Das hier war ein Wettrennen. Zwischen Nino und Ramon. Ich konnte nur hoffen, dass Russo durchhielt und nichts preis gab.

Außerdem nagte es an meinen Nerven alleine hier zu sein. Ich wusste nicht wie es den Jungs ging und ärgerte mich über mich selbst, dass ich Ramon nicht sofort nach ihrem Wohlbefinden gefragt hatte.

Weil ich weiß, dass er ihnen nichts getan hat.

Wusste ich das wirklich?

Nach einem weiteren vergangenen Tag, brachte mir Ramon persönlich essen vorbei. Ich beobachtete ihn von meinem Platz auf dem Bett. »Hast du nicht Männer für sowas?«, fragte ich leicht bissig.

Er lächelte nur und stellte den Teller mit zwei belegten Scheiben Brot auf der Matratze ab. »Vielleicht will ich dich einfach nur mal Besuchen.«

»Ich brauche deine Gesellschaft nicht.«, gab ich trotzig zurück.

Er ließ sich auf der Bettkante nieder und ich fixierte ihn mit aufmerksamen Blicken. »Sag so etwas nicht, du könntest meine Gefühle verletzen.« Seine Worte klangen gespielt, verhöhnend.

»Ich könnte noch ganz andere Sachen verletzten.«, murrte ich und wollte mir anschließend am liebsten die Hand vor den Mund schlagen. Ich durfte mich nicht so von meinen Gefühlen leiten lassen. Das hier war immer noch Ramon. Und wenn er wollte, könnte es uns sehr viel schlechter gehen.

Aber er wirkte nicht wütend. In seinen Augen funkelte es fasziniert. Und ich bewunderte einen Moment den Ozean in seinen Augen. Die Sonne, die durchs Fenster schien, ließ seine blaue Iris schimmern. »Kratzbürstig wie immer.«

Ich atmete kurz tief durch und schob meine Wut weit nach hinten. »Wie geht es den Jungs?«

»Was hast du da draußen gemacht?«, stellte er die Gegenfrage.

Das Thema wieder. Information gegen Information. Aber das spielte ich nicht mit.

»Das werde ich dir nicht sagen.«, erklärte ich ihm erneut. Sein Blick blieb ruhig auf mir liegen. »Da kannst du machen was du willst.«

Ramon erstarrte kurz. Dann schnaubte er amüsiert auf. »Machen was ich will.« Er starrte mich an. Der Ozean wurde dunkler. »Weißt du, was ich machen will?«, fragte er mich leise. Seine Stimme war um einige Oktaven gefallen. Seine Frage klang rhetorisch. Er drehte sich mir zu, rutschte näher heran, ohne, dass ich weg wich. Zwischen uns knisterte es mit einem mal gefährlich und unsere Blicke hatten sich fest in einander verhakt. Mein Herz begann zu hüpfen.

»Ich will dich. Hier. Sofort. In diesem Bett.«

In meinem Gehirn fielen die Nervenstränge aus. Ich saß einfach nur versteinert da und starrte ihn an. Geschockt von seinen Worten. Aber noch mehr von dem aufkommendem Gefühl in mir. Von dem überwältigendem Verlangen, was mich fast dazu zwang, ihm um den Hals zu fallen. Völlig versteinert ließ ich zu, dass er mir noch näher kam. In meinem Bauch flatterten aufgeregte Marienkäfer.

HATE LOVING YOU - Fighters of JusticeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt