SIMI
Stur starrte ich auf meinen Handrücken. Auf die Stelle, die gestern von Ramons Lippen berührt wurde. Und spürte das Gefühl, welches er in mir ausgelöst hatte. Scham. Begierde. Ich riss meinen Blick los. Ramon war unser Feind. Und nur weil er wusste, wie er sich als Gentleman ausgab, musste ich nicht auf seine Masche reinfallen. Er hatte Theo verprügelt. Mein Blick flog zu ihm. Er diskutierte schon wieder mit Rick darüber, dass er mitgehen sollte. Aber in seiner Verfassung, auch wenn er sich wieder fast schmerzfrei bewegen konnte, war er im Nachteil, sollte es zu einem Kampf kommen. Das Problem war nur. Normalerweise war Theo immer derjenige, der das Reden übernahm, wenn es darum ging einen Geschäftspartner auf unsere Seite zu ziehen. Rick hatte sich seiner Aufgabe jetzt angenommen und ich, genau wie Theo, wussten, dass da kein Widerspruch zu geben war. Rick würde diese Aufgabe genauso gut lösen. John lief schon seit Stunden im Kreis. Er wollte endlich raus. Es tat ihm nicht gut, so lange in einem Raum fest zu sitzen. Er musste raus und brauchte eine Beschäftigung. Brauchte ein paar böse Kerle, die er vermöbeln durfte.
Als es dämmerte öffnete sich unsere Tür. Dieses Mal war es nicht der altbekannte Riese, dessen Gestalt erschien. Ich erkannte ihn sofort wieder. Blondes Haar in einen Zopf gebunden. Der Mann, der meine Flucht verhindert hatte.
Meine Freude darüber, mal ein anderes Gesicht zu sehen, hielt sich dementsprechend in Grenzen. Sein Blick flog langsam über uns vier, und als er bei mir ankam, grinste er mich ganz unverhohlen an. Dachte wohl, genau wie ich, an unser erstes Aufeinandertreffen. Ich verdrehte genervt die Augen.
»Ich werde euch heute Abend begleiten.«, verkündete der großgewachsene Mann.
Rick wandte sich unserem kurzzeitigen Partner zu. »Wir brauchen Ausrüstung.«
Blondi lächelte. »Natürlich.« Er blickte von Rick zu John und zu mir. »Seid ihr bereit?«
Rick bestätigte seine Frage mit einem Nicken. »Dann los.« Perezs Hund machte eine lässige Handbewegung und lief aus dem Zimmer. Ich erhob mich von meinem Platz auf dem Bett und folgte ihm zusammen mit den zwei anderen Jungs.
»Seid vorsichtig.«, rief uns Theo hinterher.
John drehte sich grinsend zu ihm um, als er durch die Tür trat. »Stirb nicht vor Langeweile.«
Ein Schmunzeln stahl sich auf meine Lippen. Das gegenseitige Necken fehlte uns in den letzten Tagen. Dass wir raus durften, schien uns allen etwas von unserer Kraft zurück zu geben.
Vor der Tür durfte ich doch nochmal die Anwesenheit des Riesen feststellen, welcher nach uns die Tür verschloss und sich anschließend wieder vor dieser positionierte. Was er wohl ausgefressen hatte, dass er dazu verdonnert wurde tagein tagaus vor einer Tür herum zu stehen? Ich wandte den Blick ab. Man führte uns in einen für mich neuen Bereich des großen Gebäudekomplexes. Hier begegneten wir einigen anderen Männern. Manche in Montur, andere in Alltagskleidung. Manche mit Waffen, andere ohne. Blondi öffnete schließlich eine Tür und ließ uns eintreten. Einige schicke und sicherlich nicht billige Gewehre und Pistolen hingen an einer Wand und lagen in einem offenen breiten Regal. Wir hatten freie Wahl und für einen Moment überlegte ich, ob das hier nicht der Moment sein könnte an dem wir fliehen. Aber Theo war noch in dem Zimmer. Und davor stand der unfreundliche Riese. Wenn hier ein Massaker los ging, wird dieser nicht zögern sich um Theo zu kümmern.
Meine Hand schloss sich um eine schallgedämpfte Pistole. Die raue Oberfläche und das kühle Metall ließen mich fast aufseufzen. Es fühlte sich wie ein kleines Stück Heimat an. Gab mir Sicherheit. Und Macht. Mein Finger wanderte zum Abzug. So einfach und doch so tödlich. Tief durchatmend steckte ich sie mir an den Hosenbund.
»Gut.« Surferboy musterte uns. »Ihr solltet alle noch was anderes anziehen.«, murmelte er. Wir ließen das Waffenlager hinter uns und betraten ein paar Zimmer weiter einen Raum voller Kleiderstangen und zwei mit Vorhängen abgetrennten Umkleidekabinen.
DU LIEST GERADE
HATE LOVING YOU - Fighters of Justice
Azione*Update jeden Freitag* Hass und Liebe liegen manchmal so nah beieinander, dass wir sie kaum unterscheiden können. 4 Männer, 1 Frau. In den Medien hört man immer wieder von den unabhängigen Kämpfern, die Terroranschläge verhindern und Mafiosi vor Ger...