Es war kurz nach Mitternacht, als die Tür aufgeschlossen wurde und der Blick des Riesen auf mich fiel.
»Du sollst dich für das Treffen fertig machen.«, erklärte er mir ausdruckslos und ich erhob mich von der dünnen Matratze. Geschlafen hatte keiner von uns. Wir wussten ja, dass heute das Treffen beim Club anstand und abgesehen davon ging Nino uns allen nicht aus dem Kopf. Trotz der guten Neuigkeit, welche ich verkünden konnte, brachte es uns alle dazu, noch intensiver über Ninos aktuelle Lage nach zu denken. Und zu Hoffen, dass es ihm gut ging und man ihn finden würde. Und mir klaute das intensive Gespräch mit Ramon zusätzlich den Schlaf.
»Ich möchte mitkommen.«
Mein Blick schoss erstaunt zu Theo, welcher diese Worte mit voller Überzeugung ausgesprochen hatte. Der Riese zuckte nicht mal mit den Augen.
»Nur sie.«
Ich schenkte Theo ein Lächeln. »Ich werde deinen Job schon gut machen.«, versprach ich leicht scherzend, um die Stimmung zu lockern. Theo erwiderte mein Lächeln nur halbherzig, aber nickte mir zu. Als ich das Zimmer verließ führte mich der Riese wieder zu demselben Gang wie letztens. Nur sah er es dieses Mal nicht nötig mir Waffen auszuhändigen. Vor dem »Kostümraum« blieb er dann einfach stumm an der Tür stehen und blickte in die Ferne. Keine Anweisung. Kein Befehl.
Ich entschied mich nicht lange zu trödeln und nahm ein etwas längeres, aber ebenso enges Kleid wie beim letzten Mal. In einem verwaschenen Blau. Diesmal wollte ich nicht so sehr auffallen, aber Erstens, musste mich der Clubbesitzer wieder erkennen und Zweitens, sollte ich nicht auffallen, wenn ich vor dem Club auf ihn wartete. Es sollte so aussehen, als wollte ich feiern gehen, aber wartete noch auf meine Freunde.
Als ich raus kam führte mich der Riese kommentarlos erneut durch die Gänge und die Frage, die mir schon seit er das Zimmer betreten hatte, im Kopf hing, brauchte eine Antwort.
»Wirst du mich heute begleiten?«
Stumm stapfte der Riese weiter vor mir her.
»Wo ist der Blondschopf mit Zopf?«, hakte ich weiter nach. Surferboy war mir auf jeden Fall eine liebere Begleitung, als der emotionslose Stein vor mir. Ehe ich mich darüber ärgern konnte, erneut keine Antwort von unserem Zimmerbewacher zu bekommen, gab mir eine andere Stimme die Antwort.
»Ich werde dich begleiten.«
Wir waren soeben an einer Gabelung angekommen und um der Ecke blickten mich dunkelblaue, durchdringende Augen an. Das Entsetzen musste mir ins Gesicht geschrieben sein, aber er ließ sich nichts anmerken.
»Miguel ist mit Wichtigerem beschäftigt.«, gab er mir die Erklärung und trat einen Schritt auf mich zu. Mein Gehirn speicherte schnell die Information ab, die er mir gerade gegeben hatte. Der Surferboy hatte jetzt also einen Namen. Aber wirklich darüber freuen konnte ich mich nicht. Ich hätte lieber den Surferboy ohne Namen gegen Ramon getauscht. Ich wäre sogar lieber mit dem stummen Riesen mitgegangen. Unzufrieden begegnete ich Ramons Blick.
»Und du hast nichts Wichtigeres zu tun?«, fragte ich ihn aufmüpfig. Seit unserem letzten Gespräch wollte ich jede weitere Sekunde, die ich mit ihm allein sein musste, verhindern.
Kurz zuckte sein Mundwinkel, ehe er plötzlich neben mir stand, nach meiner Hand griff und diese an seinem Arm einhakte. »Was gibt es Wichtigeres als eine schöne Dame auszuführen?«
Er setzte sich in Bewegung und da ich mich gezwungenermaßen bei ihm untergehakt hatte, tat ich es ihm gleich.
»Spare dir das.«, murrte ich. Wütend darüber, dass ich wohl nichts an meiner neuen Begleitung ändern könnte.
Er festigte den Griff um meine Hand. »Charmant wie immer.«
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Damals, als die Mission in Russland gescheitert war und ich mit einer Terrorgruppe in einem viel zu lauten und stinkendem Kleinbus zu meiner persönlichen Hinrichtung fuhr und die Fesseln meine Haut einschnitten, da dachte ich, dass sei die schlimmste Fahrt meines Lebens.
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HATE LOVING YOU - Fighters of Justice
Acción*Update jeden Freitag* Hass und Liebe liegen manchmal so nah beieinander, dass wir sie kaum unterscheiden können. 4 Männer, 1 Frau. In den Medien hört man immer wieder von den unabhängigen Kämpfern, die Terroranschläge verhindern und Mafiosi vor Ger...