DINNER FOR TWO

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Ich sah einen Augenblick sehnsüchtig dem Jeep hinterher. Dann drehte ich mich vollends zum Haus und ging freiwillig in das imposante Foyer, stieg die Treppen hinauf und ärgerte mich fast darüber, dass ich den Weg zu Ramons Büro so gut kannte. Ich entschied mich, nicht zu klopfen.

Leider erwischte ich ihn dadurch nicht bei irgendeinem wichtigen Gespräch oder anderen Heimlichkeiten. Alles was ich erhielt, war ein abschätzender Blick von Ramon. Er lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück, während ich die Tür hinter mir zu zog.

»Ich schätze, ich muss dir nochmal ein paar Anstandsregeln beibringen, wenn du hier bleiben willst.«

Ich ließ mich auf dem Stuhl vor ihm nieder. »Ich will nicht hier bleiben.«, berichtigte ich ihn angriffslustig.

Ramon legte den Kopf schief. »Und doch tust du es.« Er lächelte. »Ich glaube, du willst es doch.«

Wie recht er damit doch hatte. Aber das würde ich niemals zugeben. »Ich will Sanchez überführen.«, stellte ich klar. »Die Jungs haben Jemanden gefunden, der genügend belastende Beweise besitzt, um Sanchez ans Messer zu liefern.«

»Dante?«, hakte Perez nach.

»Nein. Dante ist ein enger vertrauter von Sanchez, über ihn zu gehen ist umständlich. José Cruz.« Ich konnte sehen, wie sich seine Augen bei diesem Namen unzufrieden verengten. »Er war früher an vielen Geschäften beteiligt. Jetzt scheint er zwar nichts mehr mit Sanchez zu tun zu haben, aber er hat noch immer zugriff auf seine Kontodaten und hat schon einmal damit gedroht, diese zu veröffentlichen.«

Wenn wir es schaffen die Kontodaten von Sanchez zu veröffentlichen, wird er sich für vieles rechtfertigen müssen. Geldwäsche. Zahlungen an den Schwarzmarkt. Finanzierung und Verkauf von Waffen. Ihm wird ein langer Prozess vor Gericht bevorstehen.

»Wir müssen herausfinden, wieso er das nicht tut. Vermutlich wird er von Sanchez bedroht.«

»Oder wir beschaffen uns von ihm Sanchez Kontodaten und veröffentlichen diese selbst.«, schlug Ramon vor.

Ich musterte ihn. »Beschaffen heißt foltern, nehme ich an?«

Ramon zuckte mit den Schultern.

»Wir können auch erst mit ihm reden.«, hielt ich dagegen.

Ramon schnaubte. »Mit José Cruz kann man nicht reden.«

»Du vielleicht nicht.«, rutschte es mir heraus. Einen Augenblick starrten wir uns schweigend an. In seinen Augen blitzte es angriffslustig. Ramon setzte sein erhabenes Lächeln auf. »Weißt du, du kannst gern versuchen, mit ihm zu sprechen. Anschließend kommt mein Plan.«

Selbstbewusst sah ich ihm entgegen. »Gut.« Ich würde José schon überzeugen. »Weißt du, wo ich ihn finden kann?«

Ramons Blick flog über mein Gesicht. »Er ist jeden Freitag in der gleichen Bar und betrinkt sich. Shellby's Pub.«

Freitag. Das wäre morgen. Damit war alles gesagt. Im ersten Impuls heraus wollte ich aufstehen und gehen. Aber wohin? Zurück in das Zimmer, in welchem ich mit den Jungs war? Ramon schien meinen Gedankengang zu sehen und lächelte amüsiert.

»Miguel kommt jeden Moment und zeigt dir dein Zimmer.«, erklärte er mir. Sein intensiver Blick blieb auf mir liegen. »Aber vielleicht sollte ich dich einfach mit in mein Zimmer nehmen.«

Mein Herz hüpfte. Irgendwas. In meinem inneren Auge flogen Bilder vorbei. Von ihm und mir. Nackt im Bett. Ich versuchte ihm nicht zu zeigen, was seine Worte ausgelöst hatten. Aber Ramons Blick war wie der eines Adlers.

»Da könnte ich dich bestens im Blick behalten.«, raunte er weiter. »Wer soll mir garantieren, dass du morgen noch da bist?«

»Das war der Deal.«, meine Stimme klang erschrocken rau und ich räusperte mich. »Ich werde freiwillig hier bleiben, dafür hast du John gehen lassen.«

HATE LOVING YOU - Fighters of JusticeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt