Ich fühlte mich total komisch und schwach. So, als hätte ich tagelang nichts gegessen. Das war auch der Grund, weshalb ich jetzt etwas brauchte. Ich fühlte mich so, als würde ich jeden Moment mein Bewusstsein verlieren und umkippen. Aber ich wollte Noah nicht überfordern. Er tat mir so schon genug leid. Ich musste das schaffen.
„Es war nur ein Traum." redete ich mir die ganze Zeit ein. „Nur ein Traum. Das passiert nicht in echt."
Aber jedes Mal kamen mir wieder die Tränen. Der Traum hatte sich verdammt echt angefühlt. Und der Schmerz, den ich mir im Traum zugefügt hatte, war noch immer in mir. Ich konnte ihn noch verdammt gut fühlen. Das tat einfach nur weh. Zu sehr.Noah kochte zu den Nudeln noch Tomatensoße. Er war echt ein Schatz. Womit hatte ich ihn nur verdient?
„Alles klar?" fragte er, als er sah, dass ich wieder gedankenverloren vor mich hin starrte. Ich hob meinen Blick und sah in seine Ozeanblauen Augen, in welchen ich mich so gerne verlor.
Ich nickte leicht. „Geht."
Er warf mir ein warmes Lächeln zu und kam dann mit einem Teller Spaghetti zu mir gelaufen. Er stellte ihn vor mir ab und holte dann noch Besteck. „Danke." sagte ich. Ich zog ihn kurz zu mir, um ihn küssen zu können. Er erwiderte sofort, ließ aber schnell wieder von mir ab. „Los, sonst wird das Essen kalt." meinte er mit einem grinsen. Dann holte sich der blonde ebenfalls einen Teller und setzte sich mir gegenüber.Stumm aßen wir unsere Nudeln, drei Uhr nachts. Wir waren beide total müde, aber ich hatte das Gefühl, diese Nacht kein Auge mehr zu machen zu können. Zu groß war die Angst vor einem weiteren Albtraum. Noah würde deshalb wahrscheinlich auch wach neben mir liegen.
Zum Glück war Sonntag. So hatten wir den ganzen Tag Zeit. Zwischendurch würde Julias Mutter zwar noch den Staubsauger abholen, aber bis dahin waren wir bestimmt aufgestanden.
Noah schien eigentlich gar keinen Hunger zu haben, denn er stocherte die ganze Zeit nur in seinen Nudeln rum und steckte sich ganz selten mal eine Gabel in den Mund. „Geht's dir nicht gut? Oder hast du nur keinen Hunger?" fragte ich vorsichtig. „Alles gut. Hab kein Appetit." antwortete er.
Kurz warf er mir einen Blick zu. Ich sah all den Schmerz und die Angst.Hatte ich ihn wieder verschreckt? Würde er sich wieder verschließen? Würde er gar Schluss machen???
Erneut stiegen mir Tränen in die Augen. In meinem Traum hatte er Schluss gemacht. Nicht, dass das eine Warnung sein sollte und all das wirklich passierte.
Nun war auch mir der Appetit komplett vergangen, weshalb ich meinen Teller zur Seite schon und dann wieder versuchte, Noahs Blick einzufangen. „Gehen wir wieder ins Bett?" fragte ich leise. Er nickte. Wir standen auf und verschränkten instinktiv unsere Hände ineinander. Scheinbar machte es uns beiden ein bisschen Angst. Aber das sollte es eigentlich nicht.
Jetzt würden wir erstmal wieder versuchen zu schlafen.
——
Das könnte schwerer werden, als gedacht. Die Dunkelheit im Zimmer machte mir Angst, weshalb ich die Nachttischlampe anschaltete. Noah war sowieso sofort eingeschlafen. Ich hatte es geschafft, ihn nicht aufzuwecken, als ich über ihn geklettert war. Ich schlief an der Wand, weshalb er normalerweise der Lichtverantwortliche war.
Durch das Licht fühlte ich mich wieder etwas sicherer. Ich kuschelte mich eng an Noah und legte einen Arm um ihn. Im Schlaf tat er dasselbe bei mir. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Dieser Junge machte mich so glücklich. Ohne ihn hätte ich diese Nacht wahrscheinlich die Panikattacke meines Lebens gehabt.
——
Scheinbar hatte ich es dann doch geschafft, einzuschlafen. Als ich blinzelte, sah ich, dass ich bereits beobachtet wurde. Noah grinste mich verlegen an und wurde schlagartig rot.
Ich lehnte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Morgen." flüsterte ich verschlafen. „Morgen." murmelte auch er. „Gehts dir besser?"
Ich nickte. Auch wenn ich an den Traum dachte, musste ich nicht mehr weinen. Das war schonmal ein gutes Zeichen. „War wahrscheinlich Schock. Ich glaube, ich brauchte ein wenig Zeit, um das zu verarbeiten." erklärte ich. Noah nickte verstehend.Wir setzten uns auf und lehnten uns erneut an die Wand hinter dem Bett. Noah legte einen Arm um meine Schultern und ich lehnte mich gegen ihn. Meinen Kopf legte ich auf seiner Schulter ab und er vergrub sofort seine Nase in meinen Locken.
Ich seufzte zufrieden auf. Das war ein guter Start in den Tag. Apropos, wie spät war es eigentlich? „Kannst du mal auf die Uhr schauen?" bat ich Noah. Er griff nach einem der Handys auf unserem Nachtschränkchen. Diesmal war es sogar seins. „11 uhr." antwortete er mir. „Also noch genug Zeit zum kuscheln." murmelte ich und legte einen Arm um ihn, damit ich ihn noch näher zu mir ziehen konnte.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und verband unsere Lippen für einen innigen Kuss. Ohne zu zögern erwiderte mein Freund. Ich kletterte auf seinen Schoß und nahm darauf Platz. Meine Lippen löste ich keine Sekunde lang von seinen.
So könnte es gern für immer bleiben.
Mittlerweile war es sogar schon wie eine Art Routine, dass wir jeden Morgen vor dem aufstehen eine ordentliche Knutschsession einlegten. Das half, um wacher zu werden und machte gleichzeitig gute Laune. Perfekt also für Morgenmuffel, wie Noah und mich.
——
Nach 10 Minuten oder so lösten wir uns wieder voneinander. Es war jedes Mal aufs Neue faszinierend, wie gut es sich anfühlte. Ich konnte nie genug davon bekommen.
Wir sahen uns eine Weile in die Augen, ehe ich von seinem Schoß stieg und aufstand. „Los, wir wollen ja nicht den ganzen Tag verpennen." forderte ich auf und hielt ihm meine rechte Hand hin. Er ergriff diese. Zu schnell. Wie erwartet zog er mich erneut zu sich und verband unsere Lippen für einen weiteren intensiven Kuss miteinander. Ich genoss es erneut, ehe ich mich wieder löste. „Ich mach schonmal das Essen." murmelte ich.
Noah wusste, was damit gemeint war. Er grinste mich an und kuschelte sich dann wieder unter die Decke. Sollte er halt liegen bleiben, wenn er wollte. Er wusste ja jetzt eh, dass ich ihm das Frühstück brachte. Ich hatte das die letzten Wochen öfter gemacht, wenn er viele Klausuren geschrieben hatte. Da konnte er sich ein wenig ausruhen.
Für mich war Schule noch nicht ganz so anstrengend. Das lag einfach daran, dass ich erst in der elften war. Nächstes Jahr hatte ich den Stress. Aber dann konnte Noah mir noch ein bisschen besser helfen, als ich es jetzt bei ihm konnte. Manchmal tat mir das ein bisschen leid.
Ich würde es schön finden, wenn wir im selben Jahrgang wären. Dann hätten wir den selben Stoff und könnten uns gemeinsam aufs Abi vorbereiten.
Andererseits war es vielleicht aber auch gut, dass wenigstens einer von uns noch einigermaßen Zeit hatte, sich um den Haushalt zu kümmern. Und den Job im Café gab es ja auch noch. Wären wir jetzt beide Abijahrgang, würden wir es definitiv nicht alles schaffen.
——
Als ich die Küche betrat, fiel mir ein, dass wir ja noch Nudeln von der Nacht hatten. Ich räumte schnell die Reste vom Tisch und stellte ein Tablet darauf, welches ich immer benutzte, wenn wir im Bett frühstückten. Dann holte ich zwei frische Teller und Besteck aus dem Schrank. Legte alles auf dem Tablet ab und machte mich dann an den Nudeln zu schaffen.
Noah hatte definitiv mehr als genug gekocht, die Portion würde vermutlich noch für drei Personen reichen. Ich stellte eine Pfanne auf den Herd und schüttete die Nudeln hinein. Bratnudeln waren einfach toll. Noah und ich liebten sie beide.
Ich erhitzte sie erstmal ein wenig. Später fügte ich noch den Käse hinzu.
In der Zwischenzeit kochte auch die Soße noch einmal auf.Ich machte uns beiden eine ordentliche Portion auf den Teller und trug das Tablett ins Zimmer. Noah hatte sich aufgesetzt und schaute mich dankbar an. „Du bist ein Schatz." sagte er, als ich das Tablett vor uns auf dem Bett abstellte.
„Ich weiß." ich grinste ihn breit an. Er gab mir einen kurzen Kuss, ehe er sich einen Teller nahm und anfing, zu essen.
DU LIEST GERADE
Made for each other
FanficDies ist der zweite Teil meiner Fanfiction „Make things right" „Findest du es nicht auch seltsam und beängstigend, dass wir gerade einmal 16 und 17 Jahre sind und jetzt gemeinsam in einer Wohnung leben und davon ausgehen, dass das für immer so bleib...