Prolog

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-PoV Stegi-
Getränkt mit Trauer saß ich einige Zeit still auf meinem Schreibtischstuhl. Während ich in eine Art Apathie verfiel starrte ich das kaputte P meiner alten Tastatur an. Mein Kopf war wie leergefegt, nicht ein einziger Gedanke war zu finden. Es war, als würde mein Geist meinen Körper verlassen. Als sei ich ein Mensch, der mit seinem Bewusstsein sein konnte, wo er wollte. Nur leider war dem nicht so, sonst wäre ich nicht bei Karlsruhe gewesen, sondern in Köln. Ein Brennen in meinen Augen holte mich aus meiner Apathie zurück und ich brauchte einige Zeit, um zu merken, dass meine Augen vor Trockenheit brannten. Ich blinzelte ein paar mal, bis ich mich wieder endgültig fing. Schwer erhob ich mich aus meinem Stuhl, nahm mein Handy ohne es eines Blickes zu würdigen und verließ mein Zimmer. "Schatz, was ist los?", fragte meine Mutter, als ich am Wohnzimmer entlang ging, in dem sie sich befand. Ich antwortete ihr nicht, auch weil ich den Kosenamen nach wie vor hasste, nahm meine Kopfhörer von dem Schuhschrank, zog mir schnell Schuhe an und rannte raus. Ich hörte, wie sie mir noch etwas hinterher rief, aber meine Füße trugen mich zu schnell fort, als dass ich sie hätte verstehen können. Eine Weile lief ich ohne Ziel durch die Straßen, mittlerweile fanden einzelne Gedanken den Weg in meinen Kopf. Wieso musste er mich verfolgen? Ich bekam ihn einfach nicht aus meinen Kopf. Im negativen Sinne. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, zum Beispiel mein Medizinstudium, bei dem ich mich langsam reinhängen musste, weil ich das Exam sonst nicht bestehen würde und dann wären die letzten zwei Jahre, das Geld, das ich dafür gezahlt hatte, umsonst gewesen. Dann wäre ich genauso weit wie nach dem Abitur auch. Ich zweifelte zwar, dass ich das Studium schaffen würde, allerdings war es das einzige, was ich hatte. Doch trotzdem machte er dem Gedanken keinen Platz, er blieb, stur wie er war. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ich kam bei einem See an und setzte mich an das Ufer. Mittlerweile war es bereits dunkel, am Himmel war keine einzige Wolke zu finden, dadurch spiegelten sich die Sterne im See wider und ich ließ es zu, an ihn zu denken. An den Menschen, dem ich so viel zu verdanken hatte. Er war der Mensch, der mich als einziger aufbauen konnte. Allerdings auch der Mensch, der mich am meisten verletzen konnte. Tim.

[Stexpert] - Wenn ich bald aufgebe, sei nicht sauer, ja?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt