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Maron saß mit einem Buch über das menschliche Herz im Gemeinschaftsraum und versuchte angestrengt zu verstehen, wie ein Herz funktionieren konnte, wenn es sich nicht mehr in ihrem Körper befand. Ein Herz musste Blut durch den Körper befördern, und zwar ununterbrochen. Bei der Rothaarigen waren hingegen alle Verbindungen zu ihrem Herzen gekappt und der Mittelpunkt komplett entfernt worden. Wie konnte es dann sein, dass sie noch lebte, trotz ihres fehlenden Herzens? Wie konnte es sein, dass sie immer noch ihren Puls spürte, wenn sie sich ans Handgelenk fasste?

Vermutlich wäre es besser gewesen, sich ein Buch über Laws Teufelskräfte zu schnappen, anstelle dieses komplizierten Wälzers...
„Was wird das?"
Wenn man vom Teufel sprach. Law war wie aus dem nichts aufgetaucht und stöberte nun ebenfalls, wie sie selbst vor ein paar Minuten, in den großen Bücherregalen.
„Ich mache mich schlau", murmelte die Rothaarige und verbarg das Cover des Buchs in ihrem Schoß.

„Ach?" Law hob interessiert eine Augenbraue.
„Und worüber?"
„Typische Frauenprobleme, du verstehst?" Maron winkte ab. „So etwas interessiert dich bestimmt nicht."
„Ich bin Arzt. Ist etwa deine Periode ausgeblieben? Machst du dir sorgen, dass du schwanger sein könntest? Falls dem so ist, dann..."
„Ich bin nicht schwanger! Dafür müsste man überhaupt erst einmal Verkehr haben! Und hör gefälligst auf, so über meine Periode daher zu reden!"

Law schmunzelte. „Wie du meinst."
„Ja, das meine ich!" schnaubte Maron beleidigt und blätterte weiter in dem medizinischen Buch.
Stolperte hier und da über diverse Abbildungen des menschlichen Herzen und schaffte es einfach nicht, dass Rätsel zu lösen. Jetzt wo Law ja hier war, könnte sie ihn theoretisch ja gleich fragen. Gleichzeitig wollte sie auch ihre Würde wahren und nicht wieder die Fassung verlieren, wenn Law ihr Dinge über ihr Herz erzählte, die ihr nicht gefallen könnten.

„Bist du nervös?"
Verwundert sah die junge Frau auf. „Wie bitte?" Plötzlich verschwand das Buch vom Schoß der Rothaarigen und wurde durch ein anderes ersetzt. Der menschliche Dickdarm. Igitt!
„Vermisst du dein Herz etwa so sehr, dass du schon meine Bücher danach studierst?"

Am liebsten hätte Maron ihm dieses blasierte Grinsen aus dem Gesicht geschlagen! Wie konnte er nur so frech zu ihr sein, wo er doch ganz genau wusste, wie sehr es ihr zusetzte, was er ihr angetan hatte?
„Zuerst nimmst du mir mein echtes Herz und jetzt ein Falsches?" Die junge Frau schnaubte. „Na vielen Dank auch. Ich wollte mich nur darüber schlau machen, wie es funktionieren kann, dass ich immer noch lebe, obwohl mein Herz nicht in meinem Körper steckt."
„Das macht dir also Sorgen? Verstehe." Law setzte sich ihr gegenüber. „Und? Hast du schon eine Lösung gefunden?"

„Nun ja... Deine Teufelskräfte. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, von welcher Frucht du überhaupt gegessen hast und wie die genau funktioniert."
„Willst du es wissen?"
Neugierig geworden lehnte Maron sich vor.
„Würdest du es mir denn erzählen?"
„Es spricht nichts dagegen." Law zuckte mit den Schultern. „Ich habe vor vielen Jahren von der Ope Ope no Mi, der Operationsfrucht, gegessen.
Wenn ich einen Raum kreiere...,", zur Demonstration ließ er einen blauen Kreisel in seiner Handfläche tanzen, „... dann kann ich darin machen, was auch immer ich will. Ganz so wie in einem Operationssaal. Ich könnte dich in deine Einzelteile zerschneiden, ohne dass es dir schmerzen bereiten oder du verbluten würdest.
Ich könnte dir einen Schock verpassen, der dich lahmen könnte oder wieder zum Leben
erwecken, je nachdem. Ich könnte dein Gehirn sogar in einen anderen Körper pflanzen. All das würde mich keine zwei Minuten kosten. Wenn ich wollte, könnte ich jemanden sogar, dass ewige Leben schenken."

Fasziniert lauschte Maron begierig jedes seiner Worte. Sie hatte schon viele Piraten gesehen und erlebt auch viele mit äußerst interessanten und beeindruckenden Kräften aber diese weckte noch einmal ein ganz Neues Interesse in ihr.
„Ewiges Leben?", hauchte Maron. Eine Gänsehaut breitete sich über ihren Armen aus und sie versuchte hastig die aufgestellten Härchen wieder zu glätten. „Das klingt grauenvoll."
„Findest du?", hakte Law nach.
„Ja. Es hört sich einsam an. Ich möchte nicht ewig leben und zusehen, wie jeder den ich liebe vor meinen Augen stirbt und das mein Leben lang." Der Gedanke dabei an ein ganz bestimmtes Gesicht stimmte sie ruckartig traurig.
Law musterte sie seltsam. „Da gebe ich dir recht."
„Und wie hast du die Teufelsfrucht bekommen?", lenkte sie schnell vom Thema ab.
„Das ist nicht das Thema und es geht dich auch nichts an."

Aus dem Schatten ins Licht (LawXOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt