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Maron blieb wie angewurzelt stehen. Der Ausgang des Waldes lag in ihrer unmittelbaren Nähe, doch sie schaffte es nicht mehr sich von der Stelle zu bewegen. Viel zu bizarr war die Tatsache, dass dieser Bastard sie schon wieder gefunden hatte. Dabei hatte Law es doch geschafft ihre Vivre Card zu vernichten, oder nicht?

„FINDET DAS MISTSTÜCK!!"

Maron befreite sich aus ihrer Erstarrung, zwar schwerfällig, durch die Schnittwunde an ihrem Oberschenkel, aber immer noch schnell genug, dass Pinkbeard sie nicht in Hände bekommen würde. Sie lief weiter in den Wald hinein, langsam, so als befanden sich Gewichte an ihren Knöcheln, die ihr das Gehen zusätzlich erschwerten. Taumelnd ließ sie schließlich die letzten Bäume hinter sich und befand sich schließlich auf einer Lichtung. Schnell trugen ihre Füße sie den Aufstieg weiter nach oben, quasi wie ferngesteuert nur mit dem Ziel zu überleben.

Am liebsten hätte Maron es einfach hinter sich gebracht und wäre Pinkbeard in die offene Klinge gelaufen. Viel zu schwach und emotional ausgelaugt war sie. Und zu allem Überfluss glaubte sie auch nicht mehr daran, dass sie sich aus dieser misslichen Situation retten konnte, selbst wenn es ihr vorerst gelungen war. Leider war auch sämtliche Hilfe nicht in greifbarer Nähe.
„Wieso musste Law bloß so herzlos sein?!" Maron begann erneut heftig zu weinen, so stark, dass sie nicht einmal mehr den Weg vor sich sah. Mit den blutverschmierten Händen versuchte sie die Tränen zu trocknen, doch es kamen immer wieder neue dazu, was es ihr beinahe unmöglich machte ihren Kurs zu halten.

„SCHLAMPE!", hörte sie Pinkbeard hinter sich rufen.
„BLEIB SOFORT STEHEN!"
Den Teufel würde sie tun. Maron war sich jedoch sicher, dass ihr nur noch ein paar Schritte bleiben würden, dann hätte er sie schon in die Finger bekommen. Was danach geschah, wollte sich die Rothaarige lieber nicht vorstellen.
„Maron!"
„Law?"

Überrascht sah Angesprochene hinter sich. Jetzt erblickte sie Pinkbeard und seine Männer, die tatsächlich nur mehr wenige Meter von ihr entfernt waren. Auch der bösartige Pirat drehte sich irritiert nach der fremden Stimme um. Ein Stück weit von ihnen entfernt traten ein Teil der Heart Piraten aus dem dichten Wald, an deren Spitze natürlich Law. Er streckte bereits die Hand aus, um einen Raum zu kreieren. Gott sei Dank! Er wollte sie zu sich holen! Damit war sie vor diesem Monster gerettet!

Maron riskierte einen erneuten Blick auf Pinkbeard. Sein Gesicht war vor Zorn verzerrt und hochrot.

„Du schon wieder?! Wie oft müssen wir dich und deine Männer noch auseinander nehmen, damit du endlich Ruhe gibst?!" Laws Stimme war düster, sein Körper angespannt.

„Man sollte seinen Job schon richtig erledigen. Denn nun werde ich mich für alles revanchieren und dir..." er drehte sich zu Maron zurück. „... qualvoll und langsam das Herz rausreißen und es wie Konfetti vor den Augen deiner Freunde zerfetzen. Klingt das nicht toll?"
Law konzentrierte sich auf seinen Herzschlag. In regelmäßigen, aber schnellen Abständen, schlug es ihm gegen den Brustkorb. „Mach was du willst mit ihrem Herzen."
„Oh, glaub mir. Das werde ich und es wird nicht schön für sie enden."

Was sagte er da? Bei Laws Worten hatte Maron das Gefühl aus allen Wolken zu fallen. Es war eine Sache, was er ihr aus Frust an den Kopf war, aber eine andere so herablassend und niederträchtigend über die Person zu sprechen, mit der man fast so etwas wie eine Beziehung geführt hatte. Aber hatten sie sowas wie eine Beziehung geführt? Oder waren es nur Hirngespinste, die sie sich zusammengereimt hatte, weil sie die Augen vor der Wirklichkeit verschloss. War sie wirklich nichts weiter als eine einfache und billige Affäre gewesen?! Sie wollte gerade weiter laufen als Pinkbeard mit seinen Lippen den Satz „Du gehst nirgendwo hin" formte und anschließend seine Pistole auf ihren Körper richtete und abdrückte. Laws Raum kam zu spät, denn die Kugel hatte sie bereits in die Brust getroffen. Mitten ins Herz.

Maron sackte zu Boden und sah wie etwas Blut aus ihrem Oberkörper, ihre Kleidung hinab floss. Seltsamerweise verspürte sie keinerlei Schmerz. Ob das an dem Adrenalin lag? Doch sie fühlte auch kein Taubheitsgefühl oder wenigstens ein kleines Ziehen. Da war nichts, außer dem Blut, welches aus ihrer Wunde floss. „Was ist hier los?" Starr waren ihre Augen nach unten gerichtet, ihr Hirn war noch immer nicht imstande die Situation zu verarbeiten.

„Captain! Was ist los?"
Die junge Frau sah auf und konnte gerade noch den Moment erhaschen, indem Laws Körper schlapp zu Boden sackte und anschließend reglos liegen blieb. Ein Teil seiner Mannschaft scharrte sich um ihn, versuchte verzweifelt herauszufinden was mit ihm los war, während der andere Teil sich den Piraten mit den hässlichen pinken Haaren vorknöpfte.
„Law...", flüsterte Maron und fasste sich an die Brust. Die Erkenntnis traf die Rothaarige mit voller Wucht. „Wieso hast du mir dein Herz gegeben?!"

Sie rannte so schnell, als ginge es um ihr eigenes Leben, dass am seidenen Faden hing auf die Gruppe zu und beugte sich zu ihm nach unten. Er hatte seine Augen geschlossen und sein Atem ging nur noch ganz flach und stoßweise. Er hatte sichtliche Schmerzen, die ihm an dieser Stelle niemand nehmen konnte.

„Captain du musst durchhalten!"

„Du bist doch unser Captain, dich haut so schnell nichts um!"

„Maron, schnell! Wir müssen einen Arzt finden, der dich so schnell es geht behandelt!" Ikkaku war an ihre Seite getreten und begutachtete ihre Freundin haargenau. „Andernfalls..."

„Ikkaku-ya..." Die beiden Frauen sahen sich erschrocken um. Law hatte seine Augen zu einem kleinen Spalt geöffnet und hatte sichtlich Mühe zu sprechen und doch riss er sich zusammen, während er Marons Hand leicht drückte. „Leute... wir haben keine Zeit mehr. Ihr müsst uns auf die Polar Tang zurückbringen und Maron dann operieren."

„Was?! Das ist unmöglich!" Nun waren auch Bepo und die anderen wieder an seine Seite getreten, Pinkbeard war in die Flucht geschlagen, vorerst, aber das war in dem Moment egal. Dem Bären standen die Tränen mittlerweile ins Gesicht geschrieben, so wie Maron auch.

„Bepo... ich habe euch schon so viel beigebracht, ihr schafft das, da bin ich sicher!"

„Aber Law... das ist doch Wahnsinn!"

„Penguin, Shachi, ich vertraue euch Marons und mein Leben an. Vermasselt es nicht." Dann erschlaffte sein Körper und er wurde bewusstlos.

„Na los! Worauf wartet ihr noch?!", schrie Maron. „Unser Captain hat gesprochen!" Panik übernahm nun die Oberhand und stieg in ihr auf, dabei war es nicht einmal ihr Leben das auf dem Spiel stand, sondern das von Law. Dem Mann, der ihr das Herz gestohlen hat und dann gegen sein eigenes ausgetauscht hatte und das nun in ihrem Brustkorb langsam, aber sicher verblutete.

Aber gerade das bereitete ihr diese Angst. Wieder jemanden auf so grausame Weise zu verlieren, kam für Maron gar nicht in Frage, viel eher würde sie sterben, bevor sie es noch einmal miterleben musste. Dieses Gefühl von innen heraus zerstört zu werden. Von Schuldgefühlen und Trauer zerfressen zu werden und das Gefühl zu haben nie wieder glücklich sein zu können. Doch Law hatte ihr gezeigt, dass es möglich war. Er hatte ihr die Einsamkeit und die Wertlosigkeit genommen und ihr auf eine ungewohnte Art gezeigt, dass es sich lohnte für sein Glück zu kämpfen.

Wieso hatte er so etwas Egoistisches nur getan?
Wieso hatte er so dumm gehandelt, obwohl er der intelligenteste Mensch war, der ihr je unter die Augen gekommen war?!

Das war die große Frage, auf die Maron keine vernünftige Antwort fand, während sie von Penguin zurück aufs Schiff getragen wurde und ihren Kopf in seinem Nacken vergrub.

Bepo hielt derweil seinen Captain und besten Freund in den Armen und gemeinsam liefen sie so schnell es ging, den Weg durch den Wald zurück.

Aus dem Schatten ins Licht (LawXOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt