Prolog

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     Goldenes Licht flutete den Raum, als ich fasziniert über den Stoffbeutel, den ich heimlich aus der Schmuckschatulle meiner Mutter geholt hatte, strich. Der Stoff war weich und schmiegte sich sanft an meine Fingerkuppen. Das war aber nicht das, was mich daran faszinierte. Es war der funkelnde, glitzernde Inhalt, der im Licht der Sonne zu erstrahlen schien.
Mama hatten diesen Stoffbeutel schon so lange. Sie hatte ein paar von ihnen. Andere waren im Schrank versteckt. Doch diesen hier bewahrte sie immer in ihrem Schmuckkästchen auf. Eigentlich durfte ich das Kästchen nicht anfassen. Das hatte sie mir schon so oft gesagt, doch ich wurde immer wieder davon in den Bann gezogen. Ich liebte dieses funkelnde Etwas, das mir entgegen strahlte. Es war wunderschön.
      Ich liebte Glitzer. Doch das schien kein Glitzer zu sein. Was es war, wusste ich nicht. Unsicher strich ich immer wieder über das glitzernde Etwas. Dieses Etwas hinterließ ein prickelndes Gefühl auf meiner Haut. Es schien mir fast... zu antworten. So fühlte es sich zumindest an. Immer, wenn ich darüber fuhr, schien dieses Ding mir etwas sagen zu wollen.
Nur verstand ich nicht genau, was das sein sollte. Fasziniert betrachtete ich es weiter, wie es in der Sonne golden funkelte und glitzerte. Das Glitzern nahm mich so gefangen, dass ich die nahenden Schritte nicht hörte. Erst, als die alte schwere Tür aufgezogen wurde, erstarrte ich in der Bewegung und wollte kurz darauf das Kästchen zumachen, doch es war zu spät. Meine Mutter hatte mich entdeckt. Mal wieder.
      Zorn funkelte in ihren türkisenen Augen auf, die mit goldenen Sprenkeln versehen waren. Meine Augen. Augen, die ich von ihr hatte. Ihre Krone leuchtete im Licht der Sonne, doch das zornige Funkeln in ihren Augen erstrahlte viel heller. »Ferran, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du die Finger davon lassen sollst?« Zornig lief sie auf mich zu und betrachtete die anderen Säckchen, die ich aus dem Schrank geholt hatte. Bevor ich auch nur reagieren konnte, nahm sie mir das samtweiche Säckchen weg, schnürte es mit den Bädern wieder zu und warf es achtlos auf den Haufen der anderen.
      Traurig sah ich auf den Berg an Säckchen. »Ferran, ich weiß ja, dass du dieses Glitzern schön findest, aber bitte lass die Finger von diesem Staub, ja?« Nun war der Zorn in ihren Augen einer gewissen Sorge gewichen und ihre Stimme war so sanft wie das Säckchen. Verwirrt betrachtete ich meine Mutter. Ihre moccafarbene Haut, die ich ebenfalls von ihr hatte, schimmerte golden im Licht der Sonne. Die Sorge in ihren Augen verwirrte mich.
      »Was ist denn an diesem Staub so schlimm?«, hakte ich nach und schob schmollend meine Unterlippe vor. Ich verstand es nicht. Warum hatte sie fast 14 Säckchen davon, wenn sie sie dann einfach wegschloss, als würde es sie nicht geben? »Bitte lass einfach die Finger davon, Ferran und frag nicht weiter«, meinte sie, packte die Säckchen und stopfte sie wieder in den Schrank. Eines fiel dabei aber herunter. Eilig schnappte ich es mir und versteckte es in der kleinen Tasche, die ich mir ins Kleid genäht hatte, bevor sie es sehen konnte.
      »Na gut, Mama«, erwiderte ich. Sie lächelte erleichtert, während ich die Hand fester um das Säckchen schloss.


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