3. Kapitel

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     Wunderschöne, fröhliche Musik drang an meine Ohren, während Preston mich führte und drehte. Mein Kleid wirbelte und bauschte sich auf, schimmerte golden im Licht der Kronleuchter und Kerzen auf, die den Saal erhellten. Das Kribbeln blieb aus, während er mich drehte. Ich spürte keine elektrisierende Luft zwischen uns, kein Knistern. Da war... nichts. Ich ging in mich und suchte nach der kleinsten Gefühlsregung stieß dabei aber nur auf das Gefühl, dass er ein netter Kerl war, mit dem ich befreundet sein könnte.
      Leider lastete das Gewicht der Wahrheit schwer auf meinen Schultern. Er war der Junge, den ich heiraten sollte, der mir bereits in meinem ersten Lebensjahr versprochen worden war. Wut kochte in mir auf und diesmal stieg ich ihm mit Absicht auf den Fuß. Diesen Unterschied merkte er aber nicht, sondern schenkte mir nur ein warmes Lächeln, dass ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte.
      Preston war perfekt. Viel zu perfekt. So einen Jungen wünschten sich die Damen am Hofe doch normalerweise. Jemanden, der einen mit diesen Funkeln in den Augen ansah. Jemanden, der es einem verzieh, wenn man nicht tanzen konnte. Jemanden, der nicht erwartete, dass man perfekt war. Da war dieses Funkeln in seinen Augen, während er mich ansah.
Die Brosche oberhalb meiner Brust, die ich dort angesteckt hatte, wog plötzlich schwer und schien mich nach unten zu ziehen. Ich wusste, was er erwartete. Was er von mir wollte. Er hatte mit dieser Hochzeit kein Problem. Doch ich schon. Ich wollte das nicht. Ich kannte ihn nicht und selbst wenn ich ihn näher kennen würde, wusste ich schon jetzt, dass er zu perfekt war. Zu süß. Wie ein Kuchen, der mir etwas zu süß war.
      Ich brauchte einen Kuchen mit weniger Zucker. Ich brauchte einen Jungen, der nicht so perfekt war. Das nächste Lied wurde angekündigt und ich war heilfroh, als ich sah, dass es Partnertausch gab. Etwas zu voreilig löste ich mich aus Prestons Griff, trat auf den Stoff meines Kleides und taumelte ein Stück nach hinten, nur um von zwei starken Armen empfangen zu werden. Der Geruch von Erde, Popcorn und Wind stieg mir in die Nase.
      Umhüllte mich komplett und benebelte für einen Moment meine Sinne. Verwundert blinzelte ich, während ein raues, leises Lachen direkt neben meinem Ohr erklang und einen heißen Schauer meinen Rücken hinunterjagte. »Hattet Ihr es so eilig in meine Arme zu kommen, Prinzessin?« Die Stimme des Mannes war tief und etwas rau, gleichzeitig aber so... angenehm. Es war die Art von Stimme, die ich den ganzen Tag hören konnte.
      Ich stellte mir vor, wie er mir aus den unzähligen Büchern vorlas, die wir in der Schlossbibliothek hatten. Ich stellte mir vor, wie seine Stimme mich beruhigen und in den Schlaf treiben konnte. Nicht jeder konnte das. Langsam drehte ich mich um. Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich dunkelbraune Haare erblickte, wovon ihm eine kleine Strähne in die Stirn hing. Sie funkelten im goldenen Licht, dass den Ballsaal erhellte.
      Seine markanten Gesichtszüge passten zu den geschwungenen Brauen und den geschwungenen, rosigen Lippen, die so sündhaft aussahen. Doch dies waren nicht die schönsten Dinge an seinem Gesicht. Es waren die Augen. Das eine Auge war grün, während das andere blau, mit goldenen Sprenkeln war. Es waren die schönsten Augen, die ich je gesehen hatte. Mein Herz setzte einen verräterischen Schlag aus.
      Nur um daraufhin wild in meinem Brustkorb zu pochen. Er war wunderschön. Blinzelnd sah ich zu ihm herauf. Ein schiefes Lächeln zog seinen rechten Mundwinkel nach oben, als er mich näher an sich heranzog, um mit mir zu tanzen. Wieder umhüllte mich sein Geruch. Ein Geruch, der so exquisit war, dass ich mich fragte, woher er ihn hatte. Niemand roch einfach so nach Popcorn. Doch vielleicht war er ja beim Aufbau des Jahrmarkts behilflich gewesen.
      Wir bewegten uns sanft zur Musik und dort, wo seine Hände meine Hüfte berührten, glaubte ich, dass sie sich durch den Stoff zu brennen schienen, so heiß kribbelte meine Haut dort. Ich kannte weder seinen Namen, noch seine Herkunft, doch das spielte in diesem Moment keine Rolle. Wir tanzten einfach weiter, während die anderen bereits wieder die Partner wechselten.
Die Leute in diesem Saal, ja selbst die ganze Welt geriet in den Hintergrund, während wir tanzten. Immer wieder drehte er mich und diesmal hüpfte nicht nur mein Kleid auf und ab, sondern auch mein Herz. Jedes Mal zog er mich elegant aber bestimmt an seine starke, stählerne Brust zurück und sah mit diesem verschmitzten Lächeln auf mich herab.

Star DustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt