13. Kapitel

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     »Wo gehen wir hin?«, fragte ich Rivan, der mich jetzt schon durch unzählige Gassen oder kleinere Wege gezogen hatte. Er grinste mich nur geheimnisvoll an. »Das siehst du, wenn wir da sind.« Schmollend schob ich die Unterlippe nach vorne und klimperte mit den Augenbrauen. »Und wenn ich ganz brav darum bitte?« Rivan lachte schallend auf und sein Lachen rückte die schöne Melodie des Jahrmarkts in den Hintergrund.
      Sein Lachen war ein Laut, den ich immer wieder hören wollte. Von dem ich nicht genug bekam. Sein Lachen erfüllte mich von den Zehenspitzten bis zu den Haarwurzeln. Sein Lachen füllte mich komplett aus und ich konnte mir nicht vorstellen, es nie wieder zu hören. Ich liebte sein Lachen. Es hatte diesen melodischen, vollen Klang, der mir durch Mark und Knochen ging. Im guten Sinne natürlich.
      »Selbst dann würde ich es dir nicht sagen. Lass dich überraschen«, meinte er, nachdem er aufgehört hatte zu lachen. Schmollend sah ich ihn an, was ihn nur schief grinsen ließ. Dieses Grinsen... in seinen Augen funkelte der Schalk und das schiefe Grinsen, dass seinen rechten Mundwinkel nach oben zog, rundeten diesen frechen Gesichtsausdruck ab und sorgte dafür, dass es in meinem Bauch kribbelte.
      In seiner Gesellschaft erlaubte ich mir, all das zu vergessen, was beim Abendessen passiert war. Ich würde sehen, was morgen auf mich zukam. Jetzt konnte ich erst einmal mit Rivan über den Jahrmarkt laufen. In Wirklichkeit. Ohne, dass es ein Traum war. Ohne, dass ich fürchten musste, dennoch aufzuwachen. »Aber wir... treffen wir uns später, wenn wir schlafen gehen, dennoch wieder im Traum?«, rutschte mir die Frage über die Lippen, bevor ich sie zurückhalten konnte.
      Etwas funkelte in seinen faszinierenden Augen auf. »Bekommst du nicht genug von mir, Ferran Northcall?« Dass er meinen Nachnamen kannte, ließ mich für einen Moment innehalten. Doch auch ich kannte seinen Nachnamen. »Nein, Rivan Nalton. Nicht wirklich«, erwiderte ich und ließ meinen rechten Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen nach oben schnellen. Seine Augen saugten sich an meinem Mund fest und ein heißer Schauer jagte meinen Rücken hinab, als ich... Begehren in seinem Blick lesen konnte.
      Der Moment war aber vorbei, als ich jemanden lachen hörte. Etwas in mir versteifte sich. Meine Muskeln spannten sich an, doch ich entspannte mich sofort wieder, als ich die silbernen Haare von Emrys sah, die im Schein des Standes, an dem er stand, leuchteten. »Was ist so lustig, Emrys? Als wie wärst du mit Joker nicht so«, erwiderte Rivan. Emrys Lippen verzogen sich zu einem geheimnisvollen Lächeln.

     »Ich hatte dich bereits gewarnt, Rivan. Ich tue es nochmal. Verstricke andere nicht in deine Sache, wenn du sie draußen lassen kannst.« Dann richtete Emrys seine stechend blauen Augen auf mich und für eine Sekunde bekam ich es irgendwie mit der Angst zu tun. Da lag etwas in seinen Augen. Etwas, das ich nicht deuten konnte.
War es eine Warnung? Ich konnte es nicht sagen, da er kurz darauf einfach verschwand und um eine Ecke bog. Verdutzt sah ich auf die Stelle, an der der Wahrsager gerade noch gestanden hatte. Neugier brannte in mir auf, als ich mich zu Rivan umdrehte. »Was meinte er damit?« Rivan zuckte mit den Schultern. »Du weißt ja, dass Wahrsager manchmal sehr... kryptisch sind. Ich weiß nicht, was er meinte.«
      Etwas sagte mir, dass er das sehr wohl tat, doch ich drängte ihn nicht weiter. Wenn er mir etwas sagen wollte, würde er das tun. Ständig nachzubohren, brachte da nicht viel. Besonders nicht, wenn wir uns gerade erst wieder vertragen hatten und ich mir versprochen hatte, ihm zu trauen. Ich traute seinen Worten einfach. Ich vertraute darauf, dass er mir die Wahrheit sagte und mich nicht anlog. Daran gab es auch keinen Zweifel.
      Er wollte nur nicht sagen, was Emrys damit meinte und das war okay, so lange er das irgendwann tat. Deswegen ließ ich mich von ihm weiterführen. Mittlerweile wusste ich nicht mehr, wie oft wir abgebogen waren. Rivan zog es weit hinaus. Vermutlich wollte er mich so lange bei sich haben, wie er konnte. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Dennoch brannten die Neugier wie eine hohe Flamme in mir. Sie wurde immer größer und größer.
      »Wieso riechst du eigentlich immer nach Popcorn?«, hakte ich nach. Rivan blieb kurz überrascht stehen und blinzelte einen Moment. Dann roch er an seinem Frack. »Stört es dich?«, wollte er wissen und wirkte fast etwas... besorgt. Schnell schüttelte ich den Kopf. »Nein. Überhaupt nicht. Ich wollte es nur wissen«, beeilte ich mich zu sagen, damit er das nicht falsch verstand.
      »Das Zelt, in dem mein Vater all die Arbeit erledigt, ist genau am äußeren Rand des Jahrmarkts, wo es auch noch mal einen Stand gibt, der Popcorn macht. Der Duft kommt wohl sehr oft ins Zelt rein und da ich meinem Vater oft helfe, rieche ich vermutlich danach«, erklärte er mir und sah mich an. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen. »Also würdest du nicht mehr danach riechen, wenn du dort nicht sein würdest?« Er nickte, unwissend, was er mit diesem Satz anfangen sollte.

Star DustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt