Epilog

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Fünfundvierzig Jahre später: Zwei Mädchen huschten mit Bögen in der Hand durch die Wälder. Eines war blond und eines braunhaarig. Sie waren schnell und wendig, was ihnen immer einen Vorteil verschaffte. Als sie an ihrem Ziel angekommen waren, blieben sie stehen und warteten. Sie taten das öfters. Mindestens zweimal im Jahr. Nach einer Weile kamen ihre Begeiter. Eine Zwergin, die schon älter war, aber immernoch jugendliche Schönheit besaß und eine ebenfalls ältere Zwergin, die braune Haare und blaue Augen hatte, traten hinter den Bäumen hervor. Hinter ihnen lief ein alter Zwerg mit grauen Haaren. Und dennoch - er hatte königliche Eleganz. "Wo sind Konstantin und Theo?" fragte Emma. Sie war eine der beiden, die zuerst da waren. Genau in dem Moment kamen zwei Zwerge durch das Gebüsch gekracht. Die beiden Mütter mussten schmunzeln. "Ich denke da sind sie Emma." antwortete ihre Mutter. Zusammen liefen sie zu zwei Steinen, die aus der Erde ragten. Auf ihnen standen liebevolle Sprüche und Daten. Dort legten die beiden Mütter jeweils einen Blumenstrauß ab und stellten sich zu ihren Kindern. "Mutter, es tut mir leid." sagte Emma zu ihrer Mutter und legte einen Arm um sie. Ihre Mutter lächelte sie an und wischte sich kurz eine Träne weg. "Es ist alles in Ordnung mein Engel. Das Leben muss weitergehen. Außerdem sind sie ja nicht weg. Wir können sie nur nicht mehr sehen. Sie sind immer in unseren Herzen und sie sind Legenden." sagte Alanah und ihre Stimme wurde brüchig. Die Jahre hatten sie auch mitgenommen. "Mutter, wir sind für dich da." sagte ihr Sohn, Theo. Sie sah ihren Sohn an. Er war ein wahrer Goldschatz und so perfekt. Er war Fili's Ebenbild und erinnerte Alanah jeden Tag an ihn. So war der Verlust nicht mehr ganz so schlimm nach drei Jahren. Alanah streichelte ihren Kindern über den Kopf und sah zu ihrem Vater. Auch er hatte Tränen in den Augen, doch er wahrte seine Eleganz und weinte nicht. Die braunhaarige Zwergin umarmte derweil ihre Kinder. Beide waren braunhaarig und braunäugig. Wie ihr Vater. Kili. Tessa und Konstantin versuchten ihre Mutter zu trösten, die ihren Kindern erzählte, wie wunderbar ihr Vater war. "Kinder, kommt und lasst eure Mütter mal einen kurzen Moment allein. Ich glaube sie brauchen kurz Ruhe." Dankend sah Alanah ihren Vater an und umarmte ihn kurz. Dann gingen sie ein Stück weiter weg und beschäftigten sich mit etwas anderem. Alanah drehte sich zu Tessa und die beiden Zwerginnen nahmen sich in den Arm. "Tessa, weine nicht weil sie weg sind. Sie sind immernoch da. Ich spüre Fili's Anwesenheit jeden Tag und Theo ist sein Ebenbild. Er und Kili hätten nicht gewollt, dass wir weinen. Du weißt doch. Sie waren Krieger." Alanah's Worte halfen Tessa wirklich. Sie wusste, dass die Prinzen Krieger waren und es ihre Pflichten waren. Doch sie hätte niemals so etwas gewollt. "Ich weiß. Es ist nur so, dass ich ihn so sehr geliebt habe und es immernoch tue. Und es immernoch wehtut." Alanah lächelte Tessa an, welche sich dann auf den Weg zu ihren Kindern machte. Alanah aber kniete sich hin und sah den Grabstein an, auf dem der Name ihres Mannes stand. "Hallo Fili. Es ist eine Weile her. Ich vermisse dich. Wir vermissen dich. Wir vermissen dich und Kili sehr. Damals hätte ich es mir nie erträumt, dass ich ein so wunderbares Wesen wie dich kennenlerne. Du hast aus mir einen besseren Menschen gemacht und dich immer um mich gekümmert. Wenn wir zusammen waren habe ich mich immer besonders gefühlt. Und deine Kinder geben mir das Gefühl manchmal wieder. Auch wenn es jeden Tag schwer ist, alleine aufzuwachen, so ist es doch immer wieder wunderbar an die wundervolle Zeit mit dir zu denken. Bevor wir uns kennenlernten, wollte ich nur noch meinen Vater ausfindig machen und ihn zur Schnecke machen. Danach wollte ich mein Leben so weiterleben, wie es war. Ich wollte damit abschließen. Doch dann traf ich dich. Ich hätte mir niemals eine so wunderbare Zukunft mit dir, Emma und Theo erträumt. Es war so viel besser mit dir, als ich es mir vorgestellt hatte. Du warst ein Traum und unsere Kinder sind es ebenfalls." Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, stand auf und sah 'gen Himmel. Ein Lichtstrahl brach durch die dichten Baumkronen und leuchtete auf sie hinab. Sie lächelte und flüsterte: "Ich liebe dich Fili. Und ich werde es immer tun." Dann drehte sie sich um und ging zu ihrer Familie.

the silent disastrousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt