Kapitel 19

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Ich stand vor der Wohneinheit und wartete auf Tauriel. Ich hatte schon Angst, dass ich Fili heute früh wecken könnte oder dass andere Zwerge mich entdecken, aber bis jetzt blieb ich unentdeckt. "Alanah, ich bin da." Tauriel lief mir entgegen und ich ging auf sie zu. "Okay, komm." Wir liefen durch die riesigen Goldhallen. Ich öffnete die Tür, legte einen großen Stein dazwischen und schon standen wir draußen. Ich sah Tauriel an, wie sie erleichtert aufatmete. Ja, die Luft hier draußen war viel schöner, als im Berg. Ich lächelte sie an. Dann liefen wir los, in den Wald. Ich stellte zusammen mit Tauriel Fallen auf und wir liefen zu dem Teich, den ich gestern entdeckt hatte. Dort setzten wir uns hin und genossen die Ruhe. "Sag mal, hast du vor für immer im Berg zu bleiben?" fragte ich sie. Ich hatte schon seit längerem eine Vermutung, behielt sie aber für mich. "Kann ich dir etwas anvertrauen?" Ich nickte. "Ich glaube, dass das mit Kili und mir keine Zukunft hat. Ich bin eine Elbin und er ein Zwerg. Ich gehöre nicht unter die Berge in Steinhallen. Ich gehöre hier draußen in die Wälder, zur Natur." Ich nickte wieder. "Tauriel, ich gebe dir Recht. Ich sehe es dir an. Auch ich brauche ab und zu die Natur, weshalb ich hier her komme. Ich denke du solltest mit Kili reden. Er würde es mit Sicherheit verstehen." "Kili hat es schon längst verstanden. Er war der selben Meinung wie du. Er meint, dass ich im Berg eingehe. Wir haben uns schon vor zwei Tagen getrennt. Wir schlafen in getrennten Betten. Aber es geht ihm gut. Das ist die Hauptsache." "Ich hatte schon so eine Vermutung. Ich hoffe, dass, wenn du uns verlässt, du dein Glück in der Welt finden wirst. Ich weiß, du wurdest verbannt, aber ich bin sicher, dass Herr Elrond dir Zuflucht geben wird. Du könntest in Bruchtal leben." Sie sah mich mit einem Funken Hoffnung in den Augen an. "Meinst du wirklich?" Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. "Ich weiß es." Ich sah sie lächelnd an. "Kili weiß, dass ich ihn heute verlassen werde." "Heute schon? Das überrascht mich ein wenig, aber ich denke es ist gut so. Ich hoffe nur, du hast ihm nicht erzählt, dass wir jagen sind." "Gewiss nicht liebe Alanah. Ich finde dass dieser Name nicht zu dir passt." Ich schüttelte den Kopf. "Ich auch nicht. Aber was soll man machen." Ich lachte leise auf. "Ich finde Grace passt besser zu dir . Du siehst aus wie deine Mutter." "Ich weiß. Aber ich bin nicht wie sie. Ich weiß nicht. Tauriel, kann ich dich, bevor du gehst um etwas bitten?" Sie nickte. "Schneid mir die Haare ab." Sie sah mich entsetzt an. "Was? Aber deine Haare sind so schön lang." Ich nickte. "Bitte." Sie schien mit sich zu ringen, nahm aber dann ihr Messer in die Hand. Mit schnellen Fingern, waren meine Haare nun nicht mehr lang sondern fielen mir gerade noch so über die Ohren. Verdeckten sie gerade so. Meine Spitzen tippten gerade so auf meine Schultern. Ich sah ins Wasser und es gefiel mir. "Danke." Ich umarmte sie. "Du gehst nun, oder?" "Ja, ich habe mich bereits heute in aller Frühe von Kili verabschiedet. Bitte pass auf ihn auf und sorge dafür, dass er sich nicht in so ein dummes Waschweib verliebt." Ich lachte auf, aber war ziemlich traurig. "Ich verspreche es. Danke für alles." "Nein, ich danke dir. Ich hoffe wir werden uns eines Tages wieder sehen Alanah. Ich wünsche dir für dein Leben alles Glück der Welt." "Das wünsche ich dir ebenso. Möge dir nie etwas schlechtes widerfahren." Ich umarmte sie lange. "Ich werde dich schrecklich vermissen." Tauriel lächelte müde. "Ich dich auch." Dann nahm sie ihre Waffen und lief davon. Ich sah ihr traurig nach, wusste aber, dass es das beste war. Für alle. Nach einer Weile stand ich auf und lief die Fallen ab. Diesmal waren es sieben Kaninchen, ein Fuchs und sogar ein Wildschwein. Ich wusste, dass ich es nicht alles tragen konnte. Nichtmal den Berg hoch. Mist. Aber ich versuchte es trotzdem. Ich schnürte das Wildschwein mit ein paar Wurzel an den Beinen fest und zog es hinter mir her. Dann begann der Aufstieg. Ich schob es diesmal vor mir her, aber es war ziemlich schwer. Und ich brauchte lange. Also band ich es kurz an einem Baum auf dem Berg fest und lief schnell zur Tür Ich legte die Beute und meine Waffen dort ab und lief ohne alles wieder runter. Halb zog ich es, halb trug ich es hoch. Fast war ich wieder an der Tür. Es fehlte nur noch ein bisschen. "Was machst du da?" Ich zuckte zusammen, verlor den Halt und fiel rückwärts. Ein Glück bremste eine Gruppe kleiner Felsen meinen Sturz...doch den des toten Wilds auch. Es landete auf mir. "Scheiße." meckerte ich drauf los und versuchte mich unter dem Gewicht des Tier's hervorzuwinden. Doch plötzlich wurde es leichter, denn jemand zog es weg. "Brauchst du Hilfe?" Ich nahm die helfende Hand an und erhob mich. "Wann wolltest du mir sagen, dass du jagen gehst und das Fleisch in Bombur's Küche abgibst?" "Ähm...garnicht?" Er sah mich vorwurfsvoll an. "Ich hab dich gestern schon gesehen, wie du aus Bombur's Küche kamst. Und dass mit dem 'Helfen' hab ich dir nicht abgekauft." Ich senkte den Kopf. "Es tut mir leid. Ich musste aber einfach mal aus dem Berg heraus. Es wurde mir zu eng dort drinnen. Bitte versteh das." "Nun ja, ich kann es dir nicht verbieten. Verstehen tu ich dich aber. Ich weiß, es ist neu für dich. Das Leben unter Zwergen. Es tut mir leid, wenn du dich hier noch nicht richtig eingliedern konntest oder deine Aufgabe gefunden hast. Aber du wirst es bestimmt noch. Vertrau mir." "Ich vertraue dir, nur es ist so schwer. Jahrelang bin ich in der Natur umher gelaufen und war auf mich gestellt. Dass sich Menschen in meinem Umfeld um mich kümmern und mich lieben, ist ein bisschen ungewohnt. Wenn ich hier raus komme, dann fühle ich mich wieder ein bisschen frei. Dann fühle ich mich mehr wie ich selbst. Die alte Alanah. Die die zwar zickig, aber so mutig war. Die sich allein durchschlagen konnte oder musste. Die unabhängig war." "Es ist auch ziemlich ungewohnt für mich, dass du jetzt da bist. Es ist für alle ungewohnt. Aber es ist einen Versuch wert. Du bist und bleibst unabhängig und es tut mir leid, dass du dich so unwohl fühlst. Es tut mir leid, dass ich nie da sein konnte, als du mich gebraucht hättest. I ch habe viele Fehler gemacht, die ich bereue. Aber durch diese Fehler bist du zu der geworden, die du heute bist. Eine tapfere Kriegerin. Und du bleibst auch unabhängig." Ich umarmte ihn fest. "Danke Vater. Es bedeutet mir sehr viel." Er lachte laut auf. "Aber bitte sag Bescheid, wenn du mit soviel Wild ankommst. Dann kann ich dir helfen." Nun musste auch ich lachen. Wir nahmen zu zweit das Wildschwein und trugen es hoch zur Tür, hoben meine Waffen und den Rest der Beute hoch und liefen zu Bombur. Als er Thorin und mich, sowie das Wildschwein erblickte wurden seine Augen riesig. "Hier, für dich Bombur. Ich hoffe du machst heute Abend ein leckeres Essen für alle." Er nickte und lachte laut auf.

the silent disastrousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt