Der letzte Pinselstrich saß und ich musterte mein Werk zufrieden im Spiegel. Für Jimins Partys machte ich mich gerne besonders hübsch, außerdem hatte ich meine letzte Prüfung geschafft und wollte die Ferien gebührend einläuten. Eine leichte Euphorie bereitete sich in mir aus.. FERIEN!
Das bedeutete allerdings auch, Zeit zum Nachdenken zu haben und sofort kehrten die Gedanken an den Traum vor einer Woche wieder zurück. Ich konnte JK kaum in die Augen schauen seither. Wie könnte ich mich nach einem solchen Traum länger selbst anlügen, ich war in ihn verliebt und das wahrscheinlich schon länger, als mir bewusst war. Ihn mit Roy rumknutschen zu sehen vor einem Monat hatte in meinem Kopf lediglich die Option geöffnet, dass er auf Männer stand und somit möglicherweise auf mich stehen könnte ... was natürlich völliger Schwachsinn war. Ich war wie ein kleiner Bruder für ihn, das hatte er bereits mehrmals gesagt, es war also völlig egal, worauf er stand.
Ich seufzte schwer. Das konnte so nicht weitergehen, ich musste mich wirklich zusammenreißen, mein bestes Pokerface aufsetzten und mich ihm gegenüber normal verhalten. Denn auch wenn es weh tat, unerwidert in ihn verliebt zu sein, ich konnte ihn nicht verlieren. Eine Bruder-ähnliche Beziehung zu ihm war besser als gar keine.
Es klingelte und ich hörte Yoongi die Tür öffnen und JK hereinbitten. Wir würden uns gleich zu dritt gemeinsam auf den Weg zu Jimin machen. Ich schloss die Augen, atmete zweimal tief durch und wisperte mir selbst ermahnend "Reiß dich!" zu. Als ich die Tür öffnete, saß das Pokerface und ich begrüßte den Mann, in den ich verliebt war, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.
Bei Jimin angekommen, öffnete dieser mit einem breiten Grinsen die Tür und begrüßte mich mit einer stürmischen Umarmung „Da seid ihr ja endlich!" trällerte er ausgelassen. „Besser spät als nie" Antwortete ich grinsend und läutete eine kurze Vorstellungsrunde ein: „JK hast du ja schon kennen gelernt und das hier ist mein ältester Bruder Yoongi, er arbeitet bei Big Hit als Produzent." An Yoongi gewandt führte ich fort: „Yoongi, das ist mein bester Freund Jimin, er studiert Tanz. Oh und er ist das Süßeste was rumläuft" beim letzten Satz konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Doch Yoongi lächelte Jimin nur ungewöhnlich freundlich an und sagte mit ruhiger, warmer Stimme: "Es freut mich sehr, dich endlich kennenzulernen Jimin." Mein bester Freund errötete und sagte dann ganz eifrig: "Mich freut es auch sehr. Produzent, wie cool! Wo arbeitest du denn genau?"
Das warme Lächeln, dass sich auf Yoongis Gesicht ausbreitete, machte mir Hoffnung. Er zeigte sich sonst nie so zugänglich, vor allem nicht Fremden gegenüber. Vielleicht war es gar nicht so schwer, die beiden zu verkuppeln.
"Ich arbeite bei Bighit, mein Künstlername ist Agust D." Hörte ich Yoongi neben mir antworten und Jimin erstarrte mit immer größer werdenden Augen.
„Wow Jimin, du kennst ihn sogar?" fragte ich nach einer kurzen komischen Stille verblüfft. Jimin schien plötzlich aus seiner Trance aufzuwachen und sein Blick schnellte funkelnd zu mir. „Dein Bruder ist Agust D.. DER Agust D und du wagst es, das so lange vor mir geheim zu halten!?" fuhr er mich unsanft an, schmollend setzte er hinterher „Ich bin so ein großer Fan, das hättest du doch wissen müssen."
„Ach Jiminshi, jetzt sind wir ja hier, ihr zwei könnt euch doch direkt mal unterhalten." Sagte ich und drückte mich an Jimin vorbei in die Wohnung. Ich hatte vor zwei Tagen meine letzte Prüfung geschrieben, war ready to party und wollte jetzt loslegen.
Jimins WG war groß und die Leute sehr nett und aufgeschlossen. Die Türen zu den einzelnen Zimmern waren geöffnet und in jedem Raum herrschte eine andere Stimmung. So entstanden nebeneinander Dancefloors und ruhige Orte zum Quatschen und Trinken.
Wir waren schon seit einiger Zeit hier und ich merkte mittlerweile, wie der Alkohol mein Gehirn benebelte und meine Zunge lockerte. Mühelos glitt ich zwischen den einzelnen Zimmern hin und her, tanzte und wurde in verschiedenste Gespräche mit den verschiedensten Leuten verwickelt.
Mit meinem bereits wieder leeren Glas fand ich schließlich meinen Weg zurück in die Küche, um mir einen neuen Drink zu besorgen. Ich erspähte sofort Jimin und Yoongi, die vertieft in ein Gespräch an der Wand neben dem Küchentisch lehnten und ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
Jimin schien etwas schüchtern zu sein, er schaute oft auf den Boden und nestelte an seiner Halskette herum. Normalerweise war er wirklich extrovertiert und konnte mühelos mit jedem Fremden Konversation betreiben, aber wenn er mal jemanden gut fand, war davon keine Spur mehr zu sehen. Umso schöner, dass die beiden anscheinend trotzdem eine gute Unterhaltung hatten.
Yoongi war außerdem selten gesprächsfreudig, sein Interesse an Jimin war offensichtlich. Ein leichtes Seufzen entfuhr meinen Lippen. Wenigstens bei einem von uns lief es in Sachen Liebe gut..
"Na Kleiner?" Hörte ich JKs Stimme plötzlich an meinem Ohr. Ich zuckte leicht zusammen, wo war er denn auf einmal hergekommen? "Yah, erschreck mich doch nicht so!" sagte ich gespielt beleidigt, konnte aber ein Kichern nicht unterdrücken. "Sind die beiden nicht süß?" sagte ich leicht lallend und dirigierte seine Aufmerksamkeit mit meinem Zeigefinger auf Jimin und Yoongi.
Er zog eine Augenbraue nach oben und musterte das mittlerweile wieder volle Glas in meiner Hand ein wenig besorgt "Die beiden sind sehr süß und du mein Lieber, bist schon ziemlich betrunken. Sicher, dass du das noch trinken willst?"
Ich verzog mein Gesicht. Ich hasste es, wenn er den großen Bruder raushängen ließ, hasste es sogar noch mehr, seit ich mir meiner Gefühle für ihn bewusst war.
"Du bist weder mein Bruder, noch mein Vater" sagte ich ein wenig zu zickig und nahm demonstrativ einen großen Schluck von meiner Weinschorle. Ich beschloss ihn einfach stehen zu lassen und verschwand schnell Richtung Tanzfläche. Er meinte es bestimmt nur gut, aber betrunken wie ich war, fiel mir ein unbeschwerter Umgang mit ihm zunehmend schwerer.
In dem Zimmer wo getanzt wurde angekommen mischte ich mich unter die Leute. Alle Gedanken verschwammen und ich ließ mich treiben in der Musik. Der Alkohol benebelte meine Sinne und so bekam ich nur am Rande mit, wie mich jemand von hinten antanzte.
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My Brothers Best Friend ~ Taekook
FanfictionJungkook war ein wahnsinnig gut aussehender Mann, aber er war nicht nur der beste Freund meines Bruders, sondern auch hetero. Deswegen sollte ich versuchen nicht auf diese Weise über ihn nachzudenken.. Im Verdrängen war ich ein Meister, so ging ich...