~Tae POV~
-... Dieses Mal würde ich IHN zur Abwechslung mal zur Rede stellen müssen, was zu Hölle war das gerade gewesen?
Ich verfluchte die kleine, beschissene Hoffnung, die sich in mir regte und zwang mich dazu, ins Bett zu gehen. Es war auch verdammt nochmal spät genug.-
Vier ganze Tage waren vergangen, seit Jungkook über mich hergefallen war und er hatte sich seitdem nicht mehr in unserer Wohnung blicken lassen.
Ging er mir jetzt aus dem Weg?
Namjoon fragen konnte ich nicht. Ich wollte ihn so wenig wie möglich in die schwierige Lage zwischen mir und JK verwickeln. Er liebte uns beide sehr und ich hätte es mir nicht verzeihen können, ihn in diese Bredouille zu bringen.
Also gab es nur eine Lösung: Ich würde zu Jungkook nach Hause gehen und ihn zur Rede stellen müssen. Natürlich wusste ich, wo er wohnte. Seine Wohnung lag nur ca. 15 Minuten zu Fuß von unserer entfernt, trotzdem war ich noch nie bei ihm gewesen.
Er lebte ebenfalls in einer WG, welche im Kontrast zu unserer Brüder-WG aber eher eine Zweck-Gemeinschaft darstellte. Deswegen hing er eigentlich immer bei uns ab und ich hatte noch nie Gelegenheit, sein Zimmer zu sehen.
Das würde sich bald ändern, ich legte gerade die letzten Schritte zu seiner Haustür zurück und suchte die Klingelschilder ab.
Als ich seinen Namen las, schloss ich nochmal kurz die Augen und atmete tief die kühle Abendluft ein und aus. Fest entschlossen richtete ich schließlich meinen Blick wieder auf die Schilder und drückte auf die Klingel. Bald schon ertönte der Türbuzzer und ich trat ein.
Ich befand mich jetzt in einem großen Foyer, das kühl, jedoch modern eingerichtet war. Die Decke war so hoch, dass sie meinen Blick direkt staunend nach oben zog. Ich hatte ganz vergessen, dass JK sehr reiche Eltern in Busan hatte, die ihrem talentierten Künstlersohn bei jeder Gelegenheit Geld in den Hintern pusteten.
„Angeber" murmelte ich nur leise und stieg in den Aufzug.
Ganz oben (denn er wohnte natürlich ganz oben) angekommen, stieg ich aus und hörte direkt, dass hier irgendwo in der Nähe laut elektronische Musik gespielt wurde. Eine der Wohnungstüren stand bereits auf. Eine sehr schöne, junge Frau lehnte darin und sah mich fragend an.
Das musste JKs Mitbewohnerin sein und schnell sagte ich: „Hi, mein Name ist Taehyung, ich wollte zu Jungkook."
Bei meinen Worten blitzten ihre Augen sogleich neugierig auf und sie musterte mich von oben bis unten. „Interessant, er hat sonst nie Besuch ... Mein Name ist Lisa, schön dich kennenzulernen. Komm rein." Sagte sie und machte mir Platz.
Während ich mir die Schuhe auszog, sagte Lisa noch scherzhaft „Sein Zimmer ist das, mit der schönen Musik", als sie auch schon hinter einer anderen Tür verschwunden war.
Langsam lief ich mit offenem Mund durch das große Wohnzimmer/Esszimmer mit offener Küche und Kochinsel. Ich ließ meinen Blick weiter durch den Raum gleiten, die hohe Decke war komplett aus Glas und man konnte den Sternenhimmel sehen. „Krasse Bude" murmelte ich, folgte dann aber weiter der lauten Musik, auf meiner Mission.
Klopfen konnte ich mir sparen, das hätte er sowieso nicht gehört.
Als ich seine Zimmertür öffnete, wurde der bisher gedämpfte Schall plötzlich hell und klar. Ein elektronischer Beat umhüllte mich und mir lief ein Schauer den Rücken herunter. Der Sound klang düster und die getriebene Atmosphäre des Songs elektrisierte meinen ganzen Körper.
Schnell schloss ich die Tür hinter mir und blickte mich in Jungkooks Zimmer um.
Die Decke war auch hier wahnsinnig hoch und er hatte quer über die größte Wand seines Zimmers eine riesige Leinwand gespannt. Vor dieser stand er gerade nur mit Jogginghose bekleidet, und verteilte mit einem überdimensionierten Pinsel hier und da kräftige Pinselstriche. Er führte die Bewegungen groß aus und benutzte seinen ganzen Oberkörper. Dabei traten seine Muskeln hervor und ein leichter Schweißfilm überzog seinen Rücken. Ich schluckte schwer.
Wie gebannt konnte ich einen Augenblick nur stumm stehen bleiben und ihn anstarren.
Ihn bei der Arbeit zu beobachten, war so wahnsinnig faszinierend. Er war tief versunken. Das Gemälde wirkte durch seine dunklen Farben fast genauso finster und hart wie die Musik ... bildete ich mir das ein, oder konnte ich in JKs kräftigen Bewegungen einen Ausdruck von Verzweiflung wahrnehmen? Oder war es doch eher Wut?
Schließlich ging ich zu seiner riesigen Anlage, die neben der Tür stand und drehte die Musik leiser, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Durch den plötzlichen Klangverlust schnellte er mit wütender Miene zu mir herum.
Als er mich erblickte, verwandelte sich sein Ärger jedoch in Verwunderung.
„Was machst du denn hier?" fragte er.
Ich konnte nicht verhindern, dass ich ein wenig rot wurde, antwortete aber so cool wie möglich: „Na was denkst du denn? Wir zwei haben Redebedarf und du hast dich seit vier Tagen nicht mehr blicken lassen!"
Vorwurfsvoll schaute ich ihn an, aber er nickte nur, ohne das sein Gesicht dabei viele Emotionen preisgab. Ich ließ ihm noch einige Sekunden Zeit, aber dann hielt ich es nicht mehr aus „Hast du vor mir noch zu antworten?" fragte ich leicht genervt.
Als er die Augen wieder hob, hatte sich ein amüsierter Ausdruck auf sein Gesicht geschlichen. Langsam kam er auf mich zu.
Was hatte er jetzt wieder vor?
Verwirrt trat ich einen Schritt zurück und prallte auch schon gegen die geschlossene Tür. Einen Wimpernschlag später, hatte er seine Hände links und rechts neben meinen Kopf gestützt und fixierte schelmisch meinen Blick.
Kurz verweilte er so, bevor er sagte: „Du bist einfach so verdammt sexy Taehyung."
In meinem Gehirn ratterte es. Waren das nicht die Worte gewesen, die ich in der Kloschlange zu IHM gesagt hatte? Aber was wollte er mir damit jetzt sagen!?
„Hä?" rief ich überfordert aus, meine Hände schnellten auf seine Brust und ich stieß ihn von mir weg.
Er lachte nur, steckte seine Hände in die Hosentaschen und behielt den Abstand zwischen uns.
Amüsiert aber gleichzeitig ein wenig verunsichert zuckte er mit den Achseln „Ich kann einfach nicht mehr aufhören, über deinen süßen Hintern nachzudenken Tae.."
Bei seinen Worten wusste ich nicht, ob ich mich freuen oder verzweifelt sein sollte.
„An dem Abend neulich," fuhr er fort „hatte ich es dann einfach nicht mehr im Griff." Bei diesem Geständnis schaute er mich ein wenig verlegen an.
Er fand mich sexy?
In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und ich versuchte mit aller Macht, Ordnung in das Chaos zu bekommen.
Jungkook fand mich also heiß.. und ich fand Jungkook heiß.
Er hatte jedoch nur freundschaftliche Gefühle für mich, während ich meine Verliebtheit vor ihm geheim hielt ... schwierig.
Aber aus seiner Perspektive: Er hatte freundschaftliche Gefühle für mich und ich hatte freundschaftliche Gefühle für ihn ...
Daraus folgte eine logische Konsequenz und bevor ich darüber nachdenken konnte, purzelte mein Gedanke schon aus mir heraus:
„Freundschaft Plus?" fragte ich verwirrt. Erschrocken darüber, dass ich das wirklich laut ausgesprochen hatte, schlug ich mir eine Hand vor den Mund und mein Blick huschte panisch zu Jungkook.
Der Song, den JK da hört, heißt „Le Perv" von Carpenter Brut. Gar nicht K-Pop Sorry ... Aber er hat mich zu JKs kleinem sexy Künstlermoment inspiriert.
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My Brothers Best Friend ~ Taekook
FanfictionJungkook war ein wahnsinnig gut aussehender Mann, aber er war nicht nur der beste Freund meines Bruders, sondern auch hetero. Deswegen sollte ich versuchen nicht auf diese Weise über ihn nachzudenken.. Im Verdrängen war ich ein Meister, so ging ich...