6

12 0 0
                                    

Die beiden Frauen waren bereits eine Weile unterwegs, die Insel führte sie an immer schönere Orte, immer weißere Orte und schließlich zu dem Kern der Stadt. In der Mitte stand ein Brunnen, doch aus ihm floss kein Wasser, stattdessen war er verziert mit Eiszapfen, die in jede beliebige Richtung hervortraten und im Licht der Sonne genauso glänzten wie die anderen denen sie schon begegnet waren. Doch diese waren irgendwie anders. Sie waren größer und sie ragten aus dem Objekt hervor wie eine Statue und das Symbol dieser Stadt. Wie eine gefrorene Wasserfontäne nur mit dem Aussehen eines Diamanten. Maron und Ikkaku staunten nicht schlecht, immer wieder hatten sie Teile und Ecken dieser Insel gesehen, die ihre Erwartungen übertrafen, doch dieser Ort hier hängte sie alle ab.

Die beiden waren so abgelenkt und geblendet, dass sie die herannahenden Marinesoldaten nicht wirklich bemerkten.

Langsam drehte Ikkaku sich wieder zu Maron und krallte sich in ihre dunkle Jacke, als sie bemerkte, dass sich inzwischen zig Männer um sie herum versammelt hatten. Sie alle hielten ihre Steckbriefe in die Höhe, oder viel eher Marons Steckbrief. Doch diese war noch immer viel zu abgelenkt von dem Bild vor sich. Erst als Ikkakus Griff noch fester wurde, gar schmerzhaft, drehte sie sich um.

„Was ist denn hier los?"

„Ich glaube sie sind gekommen, um uns mitzunehmen", flüsterte Ikkaku.

„Das ist jetzt eher ungünstig. Kannst du irgendwo eine Lücke in der Menge erkennen?"

Der Lockenkopf sah sich unauffällig um. „Da vorne könnten wir es vielleicht versuchen."

„Ich zähle bis drei und dann läufst du los, okay?"

„Aber... was ist mit dir?", fragte sie nur mit großen Augen, die vielleicht sogar schon voller Sorge waren.
„Ich werde sie ablenken. Immerhin schätze ich wollen sie mein Kopfgeld. Lauf du dahin und informiere Law und die anderen!"

„Was? Bist du verrückt geworden?", fragte sie entsetzt.
„Geh!" Marons Ton wurde strenger.

„Ich lasse dich doch nicht zurück!"

„Ikkaku wir haben keine Zeit. Ich kenne mich damit aus wegzulaufen, bitte vertrau mir!"

Schwer atmend, willigte sie schließlich ein, verharrte aber vorerst, abwartend was Maron plante.

„Ich schätze ihr wollt mich lebend, oder? Wie wärs? Kommt doch her wenn ihr euch traut. Aber vorher müsst ihr mich daran hindern, dass zu tun..." Maron sprang auf den Brunnen, brach mit einem Fußtritt, einen der Eiszapfen ab, was bei der Größe gar nicht so einfach war, und sprang wieder herunter, um sich diesen dann an die Kehle zu halten, wie bei einem Messer. Die Soldaten verharrten, waren von ihrem Verhalten irritiert, genauso wie die wenigen Schaulustigen, die von ihrer Aktion dieses wunderbare Zeichen der Stadt zu zerstören, nicht wirklich angetan zu sein schienen.

„Lauf!", zischte sie leicht und ohne weiter über diese vollkommen absurde und bescheuerte Aktion ihrer Freundin nachzudenken rannte die Ingenieurin einfach los. Das Adrenalin hatte sich in ihrem Körper breit gemacht und sie konnte sich selber gar nicht mehr stoppen.
Ihr Herz pochte, ihre Atmung war unregelmäßig, Blutdruck stieg und die Skelettmuskulatur ihres Körpers war angespannt. Dabei hatte sie sich lieber nicht noch einmal zu Maron umgedreht, denn ein paar der Soldaten waren ihr dennoch gefolgt. Die Ingenieurin der Polar Tang folgte ihren Spuren zurück zum Hafen und sprang zwischendurch über die Äste, die noch nicht zugeschneit waren. Doch als sie einmal unaufmerksam war, weil sie sich erneut umgesehen hatte, stolperte sie über einen dicken Ast und landete in dem hohen Schnee.

Während des Sturzes, hatte sich ihr Fuß verhangen und sie hörte ein Knacken. Der rechte Fuß schmerzte höllisch und sie vermutete, dass sie sich eine Verstauchung zugezogen hatte. Inzwischen waren ihre Haare nass, ihre Kleidung kalt, genauso wie ihre Füße. Sie zitterte und atmete noch vollkommen außer Puste. Um sie herum, gab es nichts anderes außer Schnee und noch mehr Schnee.
Woher kamen auf einmal all die Soldaten? Wieso hatten sie so unbemerkt erscheinen können? War eine Basis hier in der Nähe?

Ausgepowert stand Ikkaku wieder auf und versuchte irgendwie weiterzulaufen. Doch jeder Schritt tat weh.

„Mist!", fluchte sie, als sie in der Ferne zum Glück schon das Uboot erahnen konnte. Das war die Bestätigung, die sie brauchte, um schließlich weiter zu laufen. Das und die Tatsache, dass diese elendigen Kerle immer dichter kamen. Nicht mehr lang und sie konnte Law endlich informieren, dann würde er Maron retten und sie alle zusammen wieder von hier fliehen. Doch plötzlich stockte sie. Ein Schuss ertönte und dann durchzog sie ein stechender Schmerz in ihrem Bauchraum, der dann durch ihren gesamten Körper wanderte. Zuerst bemerkte sie das viele Blut gar nicht, doch dann sah sie an sich herab. Der weiße Untergrund färbte sich langsam rot, genauso wie ihre behandschuhten Hände und die junge Frau sackte zu Boden und musste sich geschlagen geben. Endgültig.

...

„Captain! Sie kommt wieder zu sich!"

Law beeilte sich zu seiner Patientin zurück in den OP-Saal zu kommen, damit Ikkaku ihm endlich alles über ihren Zustand, die Situation und vor allem über Marons Aufenthaltsort erzählen konnte.

„Was ist passiert?", murmelte die Schwarzhaarige, während die Männer um sie herum alle erleichtert ausatmeten. Vor allem Shachi war die Sorge ins Gesicht geschrieben gewesen, als er und Penguin die junge Frau vor knapp 24 Stunden blutüberströmt, in der Nähe des Hafens nach ihrer Rückreise liegen sahen.

Der Verantwortliche für ihren Zustand war allerdings nirgendwo zu sehen, genauso wenig wie Maron, die eigentlich die ganze Zeit über bei ihr gewesen war. Ikkaku war bewusstlos, hatte ihre Augen nicht mehr aufgemacht und wurde auf der Polar Tang direkt von Law operiert. Die Kugel hatte keine Nerven oder Organe verletzt, und war einmal sauber durch ihren Körper hindurch gegangen. Von daher war die Operation nicht allzu kompliziert verlaufen. Ikkaku hatte viel Blut verloren, aber Penguin bot sich netterweise als Blutspender an und Shachi dankte dem Universum, dass sie die gleiche Blutgruppe besaßen.

„Das wollten wir eigentlich dich fragen", sagte Penguin zerknirscht.

„Wer hat dir das angetan?!" Shachi nahm ihre Hand in seine, eine Geste, die vor Law nicht unbemerkt blieb, als die junge Frau ihn daraufhin nur schüchtern anlächelte. Ikkaku schloss kurz ihre Augen. „Wie lange hab ich geschlafen?"

„1 Tag."

„Maron!" Mit Ikkakus Ausruf, bereute sie ihn direkt wieder, als die Schmerzen wie ein Elektroschock durch sie hindurch zogen.

„Was ist mit ihr passiert, Ikkaku-ya", Laws Stimme war ruhig, gespenstisch ruhig, wenn man darüber nachdachte, dass Maron die ganze Nacht über nicht zurückgekehrt war.

„Captain! Sie haben sie", schluchzte Ikkaku und hielt sich beide Hände vors Gesicht. „Sie sagte, ich solle abhauen, sie hätte schon einen Plan. Wo ist sie?!"

„Wir dachten, dass du uns sagen könntest wo sich Maron aufhält. Sie ist die ganze Nacht nicht zurückgekommen", flüsterte Bepo mit Tränen in den Augen. Danach sagte keiner mehr etwas. Ikkaku konnte nicht vor lauter Frust und Trauer und Law wollte seine Kameradin nicht unnötig unter Druck setzen, andernfalls würde es alles nur noch schlimmer machen, und vielleicht sogar zu einer Gedächtnisstörung führen, die durch Traumata oder Stress ausgelöst werden kann und zur Unfähigkeit führt, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern.

„Ich werde sie suchen, gehen. Bleibt ihr hier und kümmert euch um sie", sagte der Kapitän dann todernst, schnappte sich sein Nodachi und war schon fast durch die Tür, als Ikkaku noch einmal das Wort fand.

„Sei bitte vorsichtig. Du weißt, dass mit der Marine nicht zu spaßen ist."

„Ich werde mitgehen!"
„Ich auch!"
Und dann waren auch die anderen drei aus dem Raum verschwunden.

Aus dem Schatten ins Licht Teil 2 (LawXOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt