[1] Kapitel 12: Stechender Schmerz

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Navinas Sicht

Ich musste mich zusammenreißen. Mentale Zusammenbrüche standen heute definitiv nicht auf meiner To-Do Liste. Ich schaute gen Himmel und atmete tief durch.
     »Ich kann das...«, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
     »Mach lieber erstmal eine Pause, Liebes. Überanstreng dich nicht«, erwiderte er.
     »Nein, ich probiere es nochmal«, entgegnete ich und schloss meine Augen. Diesmal berührte er mich nicht sondern ließ mich einfach machen.
     Erneut fokussierte ich mich vollends auf meine Magie und zentrierte sie in meinen Händen. Ich schaff das... sprach ich gedanklich zu mir.
     Nach fünf Minuten war noch alles normal und nach weiteren fünf Minuten spürte ich, wie all meine Magie in meine Hände wanderte. Ich fühlte mich mächtig, vollkommen. Dies war das erste Mal, dass ich die Überhand gewann. Stolz öffnete ich meine Augen und begegnete seinem Blick.
     »Scheint so, als hätte es funktioniert, hm?«, sagte er lächelnd.
     Ich nickte und sah auf meine Hände. Augenblicklich merkte ich, dass sich die Magie zurückzog. Entfernte sich aus meinen Fingerspitzen. Es fühlte sich komisch an, aber es war ein Anfang. Unbeschreiblich war das Gefühl, es endlich geschafft zu haben. Doch hätte ich das auch ohne ihn schaffen können? Oder lag es an seiner Präsenz? Das werde ich wohl noch herausfinden...
     Plötzlich überkam mich eine Welle von Schmerzen in meinem Kopf.
     »Argh, nicht schon wieder...«, sagte ich und hielt meinen Kopf mit der Hand.
     »Was ist los?«, fragte Loki mit einem besorgten Klang in der Stimme.
     »Die Kopfschmerzen sind wieder da... Das passiert immer, wenn ich meine Kräfte über einen längeren Zeitraum benutze.«
     Loki runzelte seine Stirn. »Kopfschmerzen? Ist es eher ein stechender Schmerz, wie eine Art dumpfes Klopfen, oder wie würdest du es beschreiben, Liebes?« Er kam mir etwas näher und inspizierte meinen Gesichtsausdruck.
     Ich versuchte mich auf die Schmerzen zu konzentrieren. »Eher...ein stechender Schmerz. Hinter meiner Stirn.«
     »Wenn du erlaubst?« Er hob seine Hand und legte sie auf meine Stirn. Seine Augen schlossen sich, als eine grünliche Aura seine Finger umgab. »Wir müssen ein Auge darauf halten... Das ist leider nicht normal, Liebes«, sagte er und ließ seine Magie wirken.
     Nach paar Sekunden entfernte er sich wieder von mir und die Schmerzen verflüchtigten sich. Erstaunt darüber, wie schnell er den Schmerz entfernt hatte, sah ich ihm in die Augen. »Danke dir.«
     »Nichts zu danken«, sagte er lächelnd, wobei im nächsten Moment sein kalter Gesichtsausdruck zurückkehrte.
     Ich hatte Notiz von dem Wandel in seinem Gesicht genommen. Was hatte das zu bedeuten? »Wieso bist du auf einmal so freundlich?«, versuchte ich herauszufinden.
     »Du bist meine Schülerin. Ich bin nur besorgt um dein Wohlergehen, das ist alles, Liebes«, sagte er kalt.
     Woher kam auf einmal die eisige Kälte in seiner Stimme? Was war in den letzten zehn Sekunden passiert?
     »Was ist los? Du hast doch irgendwas«, machte ich darauf aufmerksam.
     »Quatsch, was soll schon sein«, erwiderte er gequält lächelnd. »Lass uns eine Pause einlegen.« Loki verließ mich mit schnellen Schritten, ohne etwas Weiteres gesagt zu haben. Er ließ mich zurück, komplett verwirrt und verloren mit den Gedanken, dass irgendwas gewaltig nicht stimmte.




Lokis Sicht

»Verdammt, verdammt, verdammt«, murmelte ich vor mich hin, als ich sie allein ließ. Meine Beine trugen mich in die Hallen des Palastes und anschließend in meine Gemächer. Heftig schloss ich die Tür hinter mir und begann mein Haar zu raufen.
     »Verdammt...«, wiederholte ich mich.
     Was, bei allen Göttern, tat ich hier? Was tat mein Körper? Wieso hinterging ich mich selbst und meine Prinzipien?
     Gott verdammt, ich muss mich zusammenreißen. Ich tigerte auf und ab und überlegte meine nächsten Schritte. Anfangs wollte ich so schnell wie möglich von hier fliehen, sobald ich die Zelle verlassen hatte, aber irgendwas...irgendwer hält mich davon ab. Ach was sag ich da, nicht irgendwer, Navina ist der Grund, wieso mein Körper verrücktspielte.
     Allein der Gedanke an sie brachte mein Herz zum Rasen. Wie ist es möglich, dass eine Person, die ich erst seit ein paar Stunden kenne, sich so immens in mein Herz geschlichen hat?
     Meine Mauer ist noch nie zuvor so schnell ins Bröckeln geraten wie momentan. Das muss aufgehalten werden... Ansonsten ist dies ein neuer persönlicher Rekord.
     In meiner Zeit auf Midgard habe ich mal in einer Zeitschrift gelesen, dass sich Männer durchschnittlich schneller verlieben als Frauen... Ob da was dran ist?
     Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Gott, was sage ich da. Reiß dich zusammen!«, schrie ich mich selbst an.
     Mit einem letzten tiefen Atemzug verließ ich mein Zimmer und lief zurück zu ihr.

Am I the Monster? - Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt