[1] Kapitel 20: Niemand ist wahrlich unschuldig.

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Navinas Sicht

Magensäure kroch meinen Hals hinauf, als ich ihn sah. Was zur Hölle machte er hier? Und wieso gestattete er meine Entführung?
     Langsam näherte ich mich dem Tisch. In der Hoffnung, dass mein Vater nichts von mir wusste und er mir helfen könne, sagte ich nichts. Ich setzte mich einfach auf einen der Stühle und beobachtete das Geschehen.
     Auch mein Vater schien bemerkt zu haben, dass ich seine Tochter war. Obwohl es schon so viele Jahre her ist, vergisst man natürlich nicht, wie man ausgesehen hat. Ich denke es ist egal, wie viele Jahre zwischen einem Wiedersehen liegen. Nahestehende Personen würde man wohl immer wiedererkennen.
     »Nun«, begann Alastair und klopfte mit einem Löffel gegen sein Glas. »Du willst sicher wissen, wieso ich Asgard angegriffen habe.«
     Mit finsterem Blick sah ich ihm entgegen und antwortete nichts.
     »Dein Schweigen fasse ich als Ja auf«, grinste er. »Der Grund für mein Angriff war Rache. Durch die Hände von Asen...wurde meine Familie kaltblütig ermordet.«
     »Muss Hass denn immer mit Hass bekämpft werden? Das mit deiner Familie tut mir sehr leid, aber was hat das Volk Asgards mit den Taten des Königs zu tun? Erklär mir das«, antwortete ich kalt. Noch immer musste ich meine Übelkeit wortwörtlich hinunterschlucken. Ich durfte mir nichts anmerken lassen.
     »Ich bin dir zwar keinerlei Erklärung schuldig, aber dir zuliebe werde ich es tun«, sagte er grinsend. »Durch Odins Taten ist auch das Volk Vanaheims minimiert worden. Wieso sollte das gleiche also nicht mit dem Volke Asgards geschehen?«
     »Es ist einfach grausam den Unschuldigen gegenüber. Sie haben nichts getan.«
     Er blickte mich finster an. »Niemand ist wahrlich unschuldig.«
     Seine blonden Haare fielen ihm geschmeidig über die Schultern. Er wirkte fast schon adelig mit seiner Kluft und dem goldenen Haar. Die blauen Augen fixierten mich, wobei mein Blick auf die Frau am Tisch glitt.
     »Und wer sind Sie?«, fragte ich.
     »Bloß eine Verbündete«, antwortete sie.
     Ich sah meinen Vater an. »Und Sie?«
     »Ebenfalls ein Verbündeter.« Er verzog keinerlei Miene. Starrte mir gleichgültig entgegen.
     »Verbündete für was? Asgard zu stürzen?«, fragte ich nun wieder an Alastair gerichtet.
     »Korrekt«, erwiderte er und nahm sein Glas Wein in die Hand. Er schwang den Inhalt des Glases umher und nahm anschließend einen Schluck.
     »Sie machen hier einen gewaltigen Fehler«, sagte ich und erhob mich vom Stuhl. Jedoch währte dies nicht lang, denn Alastairs Magie drückte mich auf den Stuhl und fesselte meine Handgelenke an die Armlehnen. Keuchend versuchte ich mich zu befreien, doch die Fesseln bewegten sich keinen Zentimeter. »Was wollt ihr von mir?!«, fragte ich mit erhöhter Stimme.
     Alastair erhob sich und stellte sich hinter mich. Er ging in die Hocke, auf die Höhe meines Gesichts. Seine Lippen berührten sanft mein Ohr. »Du bist mein Druckmittel, Liebes.«
     »Nenn mich nicht so...«, keifte ich ihm entgegen. Schon wenn Loki mich so nannte, war es ein ungewohntes Gefühl, doch ihm gestattete ich es. Alastair jedoch kann sich meilenweit von diesem Wort entfernen. Ich sah zu meinem Vater. Etwas in ihm begann zu brodeln.
     »Das reicht, Alastair. Du hast deinen Spaß gehabt. Lass sie auf ihr Zimmer zurückkehren«, warf er ein.
     Alastair schaute zu ihm. »Sei doch kein Spielverderber. Es wird doch gerade erst lustig«, hauchte er gegen meine Haut.
     Ich versuchte mich seiner Nähe zu entziehen, jedoch gelang es mir nicht, aufgrund der Fesseln an meinen Händen.
     Die Fremde erhob sich ebenfalls vom Tisch. »Da kann ich ja nicht mit zusehen. Manchmal kannst du echt widerlich sein, Alastair«, sagte sie und verließ den Speisesaal.
     »Pass lieber auf, sonst verlierst du noch deine treuen Verbündeten«, murmelte ich grinsend.
      Er packte mich an meinen Haaren und zog mich auf meine Füße. Mit mir im Schlepptau lief er schnellen Schrittes in das Zimmer, in welchem ich vorher schon war. Er stieß die Tür auf und schubste mich hinein. Erneut fiel ich zu Boden aufgrund seiner heftigen Stärke.
      »Deine giftige Zunge wird dir noch zum Verhängnis werden«, keifte er mir entgegen und knallte die Tür zu. Ich hörte, wie er den Schlüssel zweimal im Schloss drehte und somit die Tür verriegelte.
     Ich rappelte mich auf, ging zu Bett und legte mich hinein. Hör auf zu weinen, ermahnte ich mich, allerdings war dies nutzlos. Wie zuvor rannen mir die Tränen wie Wasserfälle die Wangen hinab. Es war ein schreckliches Gefühl, zu wissen, dass man alleine war. Niemand war hier, um dir zu helfen. Einzig und allein konntest du nur auf dich selbst vertrauen, da es hier niemanden gab, dem man vertrauen konnte.
     Nach einiger Zeit schlief ich ein und wurde von Geräuschen an der Tür geweckt. Jemand versuchte sich Zugang zu verschaffen. Ich begann vor Angst zu zittern, doch als die Tür aufging, atmete ich erleichtert auf.
     Mein Vater...

Am I the Monster? - Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt