[1] Kapitel 8: Provokation

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Navinas Sicht

Das Kleid, welches ich mir aussuchte, war dunkelgrün mit goldenen Ornamenten. Auch daran konnte man erkennen, dass dies wahrlich Lokis Gästezimmer war.
     Langsam fing ich an das Nachtgewand von meiner Haut zu streifen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, wobei mein Gesicht anfing sich rot zu färben.
     Doch ich durfte nicht nachgeben. Mit dem Rücken zu ihm gekehrt fing ich nun an mich umzuziehen. Das Nachtgewand fiel zu Boden und eine eisige Kälte strömte über mich einher. Ich spürte, dass sich die Luft augenblicklich erhitzte, obwohl ich es eigentlich gewohnt war, ständig zu frieren. Sein Blick wanderte über meinen entblößten Körper. Es schien ihm sichtlich zu gefallen.
     In dem Wissen, das Loki alles beobachten konnte, nahm ich mir das neue Kleid und schlüpfte hinein.
     Nur leider fiel mir auf, dass das Kleid einen Reißverschluss am Rücken hatte. Ohne etwas gesagt zu haben, stand Loki plötzlich direkt hinter mir und schloss sanft den Reißverschluss. Ich spürte seine Finger auf meiner Haut und wurde sichtlich von einer Gänsehaut am ganzen Körper überrannt.
     »Nur für dein Verständnis... Ich habe alles mitangesehen«, flüsterte er leise in mein Ohr. Die warme Luft, die er ausatmete, zeichnete Brandmarken auf meine Haut.
     Schnell brachte ich eine kleine Entfernung zwischen uns. Noch immer versuchte ich ihn zu ignorieren, doch dies fiel mir mit jeder Sekunde, die verging immer schwerer.
     Ich setzte mich zurück auf das Bett und zog mir meine Schuhe an.
     Er kam mir erneut näher und stand nun mit wenig Abstand vor mir. »Du versuchst also mich zu ignorieren, hm? Ich sag dir was. Diesen Kampf hast du schon von Anfang an verloren, da dein Körper dich betrügt. Du reagierst auf mich und meine Anwesenheit. Und das...kannst du nicht ignorieren.« Sein Finger legte sich an mein Kinn und zwang mich so dazu, ihm in die Augen zu schauen. Ein schelmisches Grinsen umspielte seine Lippen.
     Ich gebe es ungern zu, aber er hatte recht. Thor hatte recht... Loki ist ein Meister der Manipulation und würde bei jedem seinen Charme so gut wie es geht einsetzen, um das zu bekommen, was er will.
     Mein Körper reagierte auf ihn, dass konnte ich nicht leugnen. Etwas sehnte sich nach ihm, doch ich konnte es nicht erklären.
     Waren dies bereits Gedanken, die Loki mir eingepflanzt hatte, oder kamen diese ganz allein von mir? Doch wie ist es möglich, dass ich innerhalb weniger Minuten, Stunden derartige Gefühle in mir spüre? Gefühle der Sehnsucht, des Verlangens.
     So schnell wie möglich muss ich derartige Emotionen unterdrücken und mir nichts anmerken lassen. Auf keinen Fall will ich etwas noch komplizierter machen, als es eh schon ist.
     Ich erhob mich und schlug seine Hand weg. »Wage es dir, mich je wieder, ohne mein Einverständnis anzufassen«, keifte ich ihm entgegen.
     »Oh, aber wieso denn so feindselig, Liebes? Darf ich nicht ein wenig Spaß haben?«, erwiderte er grinsend.
     »Das Einzige, was du kannst, ist mir mit meinem Problem zu helfen. Das ist alles.«
     »Ja, mit deinem Problemchen helfen... Aber sei dir gewiss, dass ich noch zu ganz anderen Dingen im Stande bin«, sagte er und wackelte mit den Augenbrauen.
     Ich machte ein Geräusch der Ablehnung und drängelte mich an ihm vorbei, geradewegs Richtung Zimmertür.
     »Du wirst dem nicht aus dem Weg gehen können. Mein Charme wird dich früher oder später um den Finger wickeln. Dieses Versprechen gebe ich dir«, grinste er und lief einige Schritte auf mich zu.
     »War dies eben also der Charme des berühmtberüchtigten Gottes des Schabernacks, dem keine Frau widerstehen kann? Ach, wie niedlich. Da kommen mir schon fast die Tränchen«, sagte ich spöttisch, aber mit einem belustigten Unterton.
     Er presste seine Lippen zusammen und versuchte so ein breites Grinsen zu unterdrücken.
     »Wie bitte? Der Gott ist sprachlos?«, fragte ich und wurde im nächsten Moment etwas ernster. »Glaube mir, wenn ich dir sage, dass dein Charme mich nicht kriegen wird. Du kannst es gern versuchen. Ich bin gewillt in diesem Spiel mitzuspielen, aber der Gewinner steht jetzt schon fest, und er fängt garantiert nicht mit "L" an.« Ich machte kehrt und lief schnurstracks aus dem Gästezimmer.
     Gott verdammt... Mein Herz schlug mir bis zur Brust, als ich das Zimmer verließ. Es wird schwer, seinem Charme zu entgehen, aber ich muss es versuchen. Zulassen kann ich eine derartige Verbindung niemals...das wäre fatal.
     Er lief mir im gleichen Tempo hinterher, jedoch mit ein paar Metern Abstand zwischen uns. Ich spürte seinen heißen Blick auf mir haften. Spürte wie er jede meiner Bewegungen verfolgte.
     Ich darf mir nichts anmerken lassen. Diese Worte wiederholte ich wie ein Mantra in meinen Gedanken.

Am I the Monster? - Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt