Navinas Sicht
Vertieft in die Worte des Buches, bemerkte ich nicht, dass Loki sich direkt vor mich stellte. Als ich im nächsten Moment aufsah, begegnete ich seinen blaugrünen Augen, welche mich fixierten. Um mich aus der Situation zu befreien, stand ich auf und lief zum Bücherregal. Ich stellte das Buch zurück und sah nach einem anderen.
Auch wenn ich das Buch sehr spannend fand, sah ich keinen anderen Ausweg, ihm zu entfliehen. Keiner von uns sagte auch nur ein einziges Wort.
Ich spürte, wie er sich mir von hinten näherte. Seine Größe überragte mich um einen Kopf. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Seine Anwesenheit machte mich verrückt.
Ich fokussierte meinen Blick auf ein Buch, welches ich mit meiner Größe nicht erreichte. Er lehnte sich nach oben, griff danach und drückte es in meine Hände.
»Danke«, sagte ich kaum hörbar.
»Nichts zu danken.«
Ich drehte mich um, hielt das Buch fest in meinen Händen. Sein Körper nah an meinem. Noch näher, als er mir im nächsten Moment einen Schritt entgegenkam. Das Buch zwischen uns, gab jedoch den nötigen Abstand für mich, um nicht vollends über ihn herzufallen.
»Was machst du?«, fragte ich leise. Seine Augen fixierten mich. Ein unbändiges Verlangen lag in seinem Blick.
»Sag du es mir, du bist schließlich der Grund.« Er schloss mich ein, indem er beide Hände neben meinem Kopf an das Bücherregal lehnte.
»Grund wofür?« Natürlich kannte ich den Grund. Ich wollte es nur aus seinem Mund hören.
»Dass ich schlaflose Nächte erleide. Dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als neben dir im Bett zu liegen und deine sanfte Haut zu berühren...« Als er die Worte aussprach, streichelte er meine Wange mit seinem Daumen. »Dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann, wenn ich in deiner Nähe bin. Und dass ich mich nicht wiedererkenne, seitdem du dich in mein Leben geschlichen hast wie ein hungriges Raubtier.« Sein Mund legte sich an mein Ohr, während er weitersprach. »Du machst mich verrückt, meine Liebe.«
Fast wäre ich geschmolzen unter seiner Nähe, als plötzlich Thor die Bibliothek stürmte. Er stellte keine Fragen, wirkte einzig und allein völlig fassungslos.
»Bruder, ich brauche deine Hilfe«, sagte Thor außer Atem.
Loki entfernte sich langsam von mir. »Siehst du nicht, dass ich gerade beschäftigt bin? Navina ist gerade dabei einer der wichtigsten Lektionen in Sachen Magiekontrolle zu lernen«, entgegnete er wobei sich sein rechter Mundwinkel zu einem Grinsen nach oben zog.
»Keine Zeit für Scherze, Bruder, es ist ernst«, sagte Thor genervt.
Lokis Blick verfinsterte sich bei seinen Worten. Ich blickte zwischen den beiden hin und her. »Was ist los?«, warf ich ein, wobei ich das Buch zurück ins Regal legte.
»Unser Volk wird von einem Unbekannten angegriffen.«
Thors Worte hallten in meinem Kopf wider. Wir werden angegriffen?
Loki stapfte seinem Bruder entgegen, war dabei zu gehen. Ich lief ihm hinterher. »Na na, was denkst du wohin du gehst?«, fragte mich Loki.
»Ich helfe euch natürlich.«
Loki lachte amüsiert. »Das kommt auf keinen Fall in Frage. Du bleibst hier.«
Erzürnt über seine Worte trat ich ihm entgegen. »Du kannst mir gar nichts befehlen. Ich helfe euch«, erwiderte ich stur.
Loki rollte mit seinen Augen und sprach einen Zauber. Als ich die Bibliothek verlassen wollte, prallte ich gegen eine unsichtbare Wand. »Du wirst hier bleiben, solange die Gefahr besteht. Du bist schwach.«
»Ich gebe Loki ungern recht, aber ich stimme ihm zu. Du darfst dich auf keinen Fall belasten... Nicht in deinem Zustand.«
Ungläubig sah ich ihnen nach, als sie mich verließen. Ich schlug mit geballten Fäusten gegen die Barriere, doch nichts geschah.
»Verdammt!«, schrie ich verzweifelt auf. Das können die doch nicht ernst meinen. Sie können mich doch hier nicht einfach einsperren und versauern lassen. Dafür ist mein Stolz zu groß. Ich fühlte mich wie ein Tier im Zoo, welches nicht fliehen kann.
Ich raufte mir mein Haar und versuchte irgendeinen Ausweg zu finden. Mein Blick ging zum Fenster. Ich sah hinaus, mein Atem stockte. Asgard war zerstört worden. Überall stieg schwarzer Rauch in die Lüfte. Die Umgebung wurde von Angstschreien erfüllt.
Verzweifelt ging ich zurück zur Tür. Ich kann unmöglich hier in Sicherheit verharren, während dort draußen Menschen starben. Einmal in meinem Leben will ich meine Magie nutzen, um Menschen zu retten. Auch wenn ich noch nicht genau wusste, ob ich überhaupt dazu im Stande war. Denn noch immer konnte ich meine Kräfte nicht wirklich kontrollieren... Wusste nicht mal einen Zauberspruch.
Trotzdem musste ich hier raus... Ich kann da nicht einfach danebenstehen und zuschauen.
Ich legte meine Hände an die Barriere und versuchte meine Kräfte zu zentrieren, so wie er es mir gezeigt hatte. Bläuliche Farbe umgab meine Fingerspitzen. All meine Emotionen flossen als Energieträger in meine Magie.
Nach paar Sekunden hörte ich einen lauten Knall und ich fiel nach vorn. Nun lag die Tür hinter mir. Ich hatte es geschafft, die Barriere wurde durch meinen Einfluss zerstört.
Schnellen Schrittes näherte ich mich dem Chaos und dem Lärm, welcher aus den Hallen des Palastes dröhnte. Ich hörte eine unbekannte, tiefe Stimme.
Als ich auf einer Veranda ankam, blickte ich auf die Szenerie herab. Loki, Thor, Odin und Frigga standen mit einem gewissen Abstand vor dem unbekannten Angreifer. Um sie herum lagen Unmengen an Leichen der Soldaten, welche für Asgard kämpften. Ihnen war nicht mehr zu helfen.
Die Aufmerksamkeit des Unbekannten fiel auf mich, wobei alle anderen seinem Blick folgten. Lokis Gesicht verfinsterte sich, als er mich auf der Veranda sah.
War dies ein Fehler? Hätte ich doch lieber in der Bibliothek bleiben sollen?
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Am I the Monster? - Loki FF
FanfictionWie es ist, wenn die ganze Welt gegen dich ist? Ein Gefühl, dass ich nur zu gut kenne. Und dazu kommt noch, dass ich ein sehr großes Problem habe: Ich kann meine Kräfte nicht kontrollieren. Nur einer ist im Stande, ihr dabei zu helfen. Und dieser je...