[1] Kapitel 13: Darf ich dir einen Rat geben, Liebes?

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Navinas Sicht

Lokis Abwesenheit nutzte ich, um mich ein wenig umzusehen. Meine Tour endete in den Palastgärten. Das ist wohl mit Abstand der schönste Garten, den ich je in meinem Leben gesehen habe.
     Auch ich hatte auf der Erde einen Garten, den ich sehr geschätzt und mit Liebe gepflegt habe, allerdings ist dieser nichts gegen das, was sich soeben vor mir befand. Wunderschöne Bäume, atemberaubende Blumen in allerlei Farben.
     Ich näherte mich einem Baum, welcher meine Aufmerksamkeit direkt auf sich zog.
     Meine Hand erhob sich, um eines der Blätter zu pflücken. Ich hielt es in die Sonne und konnte den goldenen Schimmer und die Glitzerpartikel erkennen. Die Äderchen des Blattes waren so angeordnet, sodass man denken konnte, Yggdrasil wäre auf jedem der einzelnen Blätter abgebildet. 
     Dieser Baum muss einer der berühmten goldenen Espen sein. Ich habe viel über sie gelesen... Sie stehen für Anmut, Stärke und Schönheit.
     Dieser Garten hatte so viele Schönheiten zu bieten. Ich wusste gar nicht wo ich anfangen sollte.
     Als nächstes hing meine Aufmerksamkeit an einer rosafarbenen Blume. Auf dem ersten Blick sah sie unscheinbar aus, wenn man sich ihr jedoch näherte, erkannte man ihre volle Pracht. Ich streichelte ihre Blüten und nahm den Duft vollends in mir auf.
     Im nächsten Moment erhob ich mich und mein Blick fiel auf eine hölzerne Bank ganz in meiner Nähe. Zielstrebig ging ich zu ihr und setzte mich. Die Aussicht von hier aus war unbeschreiblich schön. Von überall ertönte Stimmengewirr der Bevölkerung. Hier und da hörte man leise Musik spielen und Gelächter.
     Mit tiefem innerem Frieden schloss ich lächelnd meine Augen und nahm die Umgebungsgeräusche in mir auf. Der warme Wind kitzelte verspielt meine Haut und blies mein offenes Haar nach hinten.
     Leise Schritte hinter mir zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich drehte meinen Kopf und begegnete Lokis blaugrünen Augen.
     »Ist alles okay?«, fragte ich. »Du bist so plötzlich gegangen.«
     »Alles gut«, antwortete er mit seinen Händen in den Hosentaschen. »Darf ich mich setzen?«
     Ich begann zu grinsen. »Das fragst du mich? Diese Bank gehört ja quasi dir, wenn dann müsste ich fragen, ob ich hier sitzen darf.«
     Ein Grinsen umspielte seine Lippen. »Wo du recht hast...«, sagte er und setzte sich mit einem minimalen Abstand neben mich.
     Augenblicklich umgab uns eine elektrisierende Aura. Meine Armhaare standen mir zu Berge, als er seinen Arm unauffällig auf die Lehne der Bank legte.
     Ich schloss meine Augen und versuchte erneut die Magie in meinen Händen zu sammeln. Nach einigen Sekunden sagte Loki zu mir, dass ich meine Augen öffnen solle. Ich tat, was er sagte, und nahm Kenntnis von dem, was sich vor mir abspielte.
     Meine Hände waren umgeben von einer eisig blauen Aura. »Das ist also die Farbe meiner Magie...«, sagte ich erstaunt.
     Loki hielt mir seine rechte Hand entgegen. »Gib mir deine Hand«, sagte er sanft.
     »Wieso?«, fragte ich verwirrt.
     »Hinterfrag es einfach nicht... Los, Pfötchen her«, erwiderte er grinsend.
     Augenrollend, aufgrund seiner Wortwahl, gab ich ihm meine Hand, in welcher noch immer die blaue Farbe schimmerte. Er verschränkte unsere Finger miteinander. Stirnrunzelnd und gespannt darauf, was er vorhatte, beobachtete ich das Geschehen.
     Im nächsten Moment begann auch er seine Magie anzuwenden. Unsere Kräfte verschmolzen miteinander und mutierten zu einer türkisblauen Aura. Überrascht von dem Bild vor mir, lächelte ich über beide Ohren. Allerdings verging auch dieser Moment sehr schnell wieder, da wir beide einen elektrischen Schock bekamen.
     Erschrocken entfernte ich meine Hand von seiner. »Was war das?«
     »Aurenverschmelzung, Liebes. Im Kampf könnte uns diese Fähigkeit arg von Nutzen sein. Allerdings muss man diese Art von Kampftechnik täglich trainieren und perfektionieren, ansonsten passiert sowas, wie gerade eben.«
     Ich nickte verständnisvoll und spürte, wie meine Magie sich erneut zurückzog. Es war ein ungewohntes Gefühl, aber ich würde mich schon schnell daran gewöhnen.
     Plötzlich legte sich ein leicht trauriger Ausdruck auf sein Gesicht. »Darf ich dir einen Rat geben, Liebes?«
     »Was gibt's?«, fragte ich verwundert über seinen erneut plötzlichen Stimmungswechsel.
     Er sah nicht zu mir sondern beobachtete den Ausblick vor uns. »Lass dir niemals...niemals anmerken, dass du eine weiche Seite besitzt. Dieser Garten hier, er lässt dich weich werden. Im Moment bist du am verletzlichsten. Lass dir das deinen Gegnern niemals zugunsten kommen.«
     Ich runzelte die Stirn. Ein leicht verwirrter Ausdruck lag auf meinem Gesicht. »Wie kommst du darauf?«
     »Nimm es einfach so hin, wie ich es dir gesagt habe. Erkundige dich nicht nach Antworten. Vertrau mich einfach.«

Am I the Monster? - Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt