Kapitel 5

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Serefin
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Serefin war unwohl dabei gewesen, als er den Kunden zu Ofelia gebracht hatte. Er wusste nicht wieso, aber der Mann war ihm nicht ganz geheuer gewesen. Vielleicht lag es nur daran, dass er so groß und breit gebaut war. Seine Maske, die Rüstung und die klauenartigen Handschuhe jagten dem jungen Elfen einen unangenehmen Schauer über den Körper. Ihm ging das Bild nicht aus dem Kopf, was dieser Krieger womöglich mit seiner Schwester anstellte. Er hoffte nur, dass sie ihm etwas von dem Wein angeboten hatte, dann würde sich die Sache schnell erledigen und der Mann friedlich schlafen.

Doch Serefins Hoffnung verflog, als er gut zwei Stunden später wieder hinauf ging. Wie immer wollte er nach Ofelia sehen und ihr eine Kleinigkeit zum Essen und Trinken bringen. Eine Weile stand er da und lauschte an der Tür. Er konnte beide hören, vor allem aber seine Schwester, die stöhnte und seinen Namen immer wieder rief. Oberon, wie der König der Fae, von dem seine Mutter ihm erzählt hatte. Natürlich war es Zufall – vielleicht waren auch die Eltern dieses Mannes von den Geschichten des einstigen König begeistert gewesen, dass sie ihren Sohn nach ihm benannt hatten.

Der echte Schattenkönig war tot, vor jahrtausenden gefallen und mit ihm sein Volk, das in alle Himmelsrichtungen geflohen war. Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass Fae anmutige Geschöpfe waren, denen wunderschöne und einzigartige Hörner auf dem Kopf wuchsen. Das war bei diesem Oberon nicht der Fall gewesen, das hätte Serefin doch gesehen, selbst mit der Maske, die seine eigene Sicht behinderte. Er konnte keiner dieser Fae sein, die Serefin für ihre Stärke und Schönheit, wie aus den vielen Erzählungen seiner Mutter, bewundert hatte.

Jedoch war eines sicher, Ofelia hatte ihm nichts von dem Wein gegeben, den Serefin immer mit Schlafmittel mischte, um ihre Kunden schnell zu ermüden und ihr mehr Demütigungen zu ersparen. Was viel schlimmer war, zumindest für den jungen Elfen, dass es so klang, als würde Ofelia gefallen, was er mit ihr anstellte. Hoffentlich hatte dieser Oberon ihr keine Drogen gegeben, die diesen Zustand bei ihr hervorgerufen hatten.

Resigniert und irgendwie auch frustriert ging er auf leisen Sohlen wieder ins Erdgeschoss. Mittlerweile war es ruhiger geworden, die Gäste und ihre Dirnen waren in den Zimmern, vermutlich schliefen manche von ihnen bereits tief und fest. Nur Serefin nicht, er konnte einfach nicht ins Bett gehen, ehe er sich nicht sicher sein konnte, dass es Ofelia gut ging. Sie musste unbedingt etwas essen, denn vor Morgengrauen würde sie das Zimmer nicht verlassen können und Serefin fürchtete, dass sie nicht einmal zu Abend gespeist hatte. Nicht nach der langen Aufführung.

Seine Beine trugen ihn hinaus zu den Stallungen, wo die Pferde untergebracht waren. Hier brannten nur noch vereinzelte Lichter, um den Tieren ihre Ruhe zu gönnen. Deshalb schlich er auf leisen Sohlen durch den Gang und trat gar nicht näher an die einzelnen Boxen heran. Alles war still, die Pferde schliefen friedlich und Serefin, den in der dünnen und freizügigen Bekleidung viel zu kalt war, kehrte schließlich wieder zurück in das Haus.

Rastlos und in seinen Gedanken versunken streifte er umher, begegnete hier und da einer einzelnen Menschenseele, die ihm kaum Beachtung schenkte, und machte sich schließlich wieder auf ins Obergeschoss. Vor Ofelias Zimmer blieb er stehen und schob die Tür einen Spalt weit auf. Was drinnen vor sich ging, konnte er nicht sehen. Aber er konnte hören, dass sie noch wach waren.

Das leise Keuchen drang immer wieder an seine Ohren und das, obwohl bereits eine weitere Stunde vergangen sein musste.
»Na komm, kleine Elfe, nicht schlappmachen. Wir sind noch lange nicht fertig«, hörte er den Mann sagen. Seine Stimme klang rau, tief und erregt, vielleicht ein wenig erschöpft vom Liebesspiel. »Die Nacht ist noch jung.«

Serefin konnte nicht hören, ob Ofelia etwas antwortete, stattdessen vernahm er leises Klatschen. Haut, die auf Haut traf und schließlich ein leises, unzufriedenes Brummen, das von Oberon kam. Machte er weiter, obwohl seine Schwester nicht mehr konnte? Der Gedanke verärgerte Serefin so sehr, dass er durch die Tür schlüpfte und zu ihr eilte.

Und da lag sie. Ihre wunderschönen Haare ergossen sich wie zarte Fäden über die Kissen und die Decke unter ihr. Ofelias nackte Brust hob und senkte sich in einem schnellen Rhythmus, während ihre Augen geschlossen waren. Serefin hatte sie schon oft unbekleidet gesehen. Oftmals kurz nach dem Sex mit einem Kunden. Doch so einen Zustand kannte er bei ihr nicht – und dennoch sah sie wie immer wunderschön aus. So schön, dass Serefin für einen Moment ausblendete, dass dort ein Mann zwischen ihren Beinen saß.

Sein Blick glitt über ihren Körper, bis er schließlich auf Oberons umbrafarbenen Haut angelangte. Serefin musterte auch ihn, wenn auch nur ganz kurz.
»Sie hat genug, hört auf!«, sagte er aufgebracht. Erst jetzt bemerkte Oberon ihn, denn er wandte sein Gesicht Serefin zu. Verwirrung spiegelte sich in seinen von Lust verschleierten Augen. »Bitte, hört auf. Seht Ihr nicht, dass sie vor Erschöpfung eingeschlafen ist?«

Ohne den Blick von diesem attraktiven Gesicht abzuwenden, zeigte er auf seine Schwester, die sich kein Stück gerührt hatte. »Gebt ihr eine Pause, ihr Tag war auch so schon lang.« Oberons Hände lagen auf ihren Schenkeln und so nah wie sie sich waren, war er sich auch sicher, dass sie noch immer vereint miteinader waren. Wie konnte man nur so unersättlich sein? Und vor allem so standhaft?

»Wer …?«, fragte Oberon, doch Serefin unterbrach ihn, noch bevor der Fae seinen Gedanken hatte fassen können.
»Ich weiß, Ihr habt für die ganze Nacht bezahl – und das eine hohe Summe.« Er leckte sich über die Lippen, hielt den eisblauen Blick des Mannes weiterhin stand. »Lasst von Ofelia ab und nehmt stattdessen mich«, bot er an. Alles in ihm sträubte sich davor, sich diesem Mann hinzugeben, doch für Ofelia würde er es tun.

»Dich?«
»Ich drehe mich auch um, dann können Sie ausblenden, dass ich keine Frau bin.« Oberon begann, ihn genauer zu mustern und zu betrachten. Serefin fühlte sich unwohl dabei, so betrachtet zu werden, dennoch hielt er seinem Blick stand und zog das Angebot auch nicht zurück. Es kam gar nicht in Frage! Hier ging es um Ofelia und sie bedeutete ihm alles. Ohne sie wäre dieses Leben unerträglich – sie stützten einander, waren füreinander da, seit sie in diese Hölle geboren wurden.

»Du willst also ihren Platz einnehmen?« Oberon rührte sich, ließ Ofelias Hüfte langsam auf das Bett sinken und zog sich auf ihr heraus, dann stand er auf und trat an Serefin heran. Nun, wo der Fae stand, musste Serefin nach oben schauen, um den Blick des Mannes zu erwidern. Er schluckte schwer, spürte wie seine Hände vor aufkommender Angst zu zittern begannen. Wie konnte Ofelia sich ihm so hingeben? Für Serefin war er eines: Furchteinflößend.

Als Oberon seine Hand nach ihm ausstreckte, musste Serefin sich zwingen, nicht auszuweichen und still stehen zu bleiben. Widererwarten war die Berührung seines Gegenübers ganz sanft, was nicht bedeutete, dass es ihm gefiel. Fast schon zärtlich strich Oberon ihm über die Wange, bevor er sein Gesicht umfasste. »Kann es sein, dass du der junge Mann von heute Abend bist? Der, der mich hergeführt hatte.«

Serefin nickte und hauchte ein leises »Ja«, bevor er dem intensiven Blick seines Gegenübers auswich, da er ihm nicht mehr standhalten konnte. Doch Oberon schien davon nicht besonders begeistert zu sein und schob sich wieder in sein Blickfeld.
»Hübsch bist du ja«, sagte der Fae und sein tiefer Tenor schien zu vibrieren. Vor Verlegenheit lief Serefin rot an, er konnte spüren, wie seine Wangen vor Hitze glühten. Verfluchtes Kompliment, verfluchter Oberon! »Ich nehme dein Angebot an«, bestätigte der Fae schließlich.

 Verfluchtes Kompliment, verfluchter Oberon! »Ich nehme dein Angebot an«, bestätigte der Fae schließlich

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