Kapitel 3

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Oberon
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Oberon sah der rothaarigen Elfe in ihrem flammenden Kleid nach, als sie fast schon fluchtartig die Bühne verließ. Ihr Tanz hatte ihm gefallen, auch die Blicke, die sie ihm zugeworfen hatte. Umso enttäuschender war es, dass er viel zu spät zu ihrer Aufführung gekommen war und nur noch das Ende davon gesehen hatte. Dennoch blieb er noch eine Weile sitzen, schaute den anderen Dirnen zu, ließ sich von anderen bedienen und trank das ein oder andere Bier.

Doch keine der Frauen weckte das gleiche Interesse in ihm. Sie waren alle schön, keine Frage, und ihre Tänze ebenfalls, doch standen sie im Schatten der wunderschönen Elfe.
Oberon wollte sie. Schon seit der Sekunde, als er ihre Stimme aus der Ferne vernommen hatte, hatte er sie für sich gewollt. Es war, als hätte die Dirne ihn mit ihrem Lied zu sich gerufen und den Text nur für ihn gesungen.

Er richtete seinen Oberkörper auf, was die Aufmerksamkeit seiner weißen Begleiterin auf ihn lenkte. Ihre blauen Augen schauten ihn fragend an. Sie neigte den Kopf und legte ihn sogleich auf einem Schoß an. Oberon tätschelte sie vorsichtig, ließ seine Klauen durch ihr Fell gleiten, bevor er sagte: »Komm, lass uns gehen.« Als hätte Zephyra ihn verstanden, stand sie von ihrem Platz auf und machte Oberon schwanzwedelnd Platz.

Der Stuhl gab knarzende Geräusche von sich, als der Fae in seiner schweren Rüstung sich erhob. Das Holz ächzte leise, als wäre es froh darüber, dass Oberon aufgestanden war. Vermutlich bildete er sich das nur ein, denn er hatte gesehen, was für beleibte Männer hier gesessen hatten und es nach wie vor einige taten. Den Männern mit ihren Wohlstandsbäuchen schenkte er keine weitere Beachtung und verließ mit seiner Wölfin den Raum.

Lange musste er nicht suchen, um die Frauenwirtin zu finden. Sie unterhielt sich gerade mit einer der Dirnen und schien dabei alles, nur nicht freundlich zu ihr zu sein. Doch sobald sie ihn erblickte, schlich sich ein falsches, fast schon widerliches Lächeln auf ihre Lippen, das Oberon einfach nur abstoßend fand. Die Wirtin scheuchte das Mädchen hinfort und trat an ihn heran.

»Werter Herr, womit kann ich Ihnen dienen?«, fragte sie in diesen honigsüßen Ton, der nur für ihre Gäste gedacht war. »Sie sind sicherlich müde und erschöpft von Ihrer Reise.«
»Etwas«, entgegnete Oberon leise. Vielmehr wollte er etwas Ruhe und mal wieder in einem ordentlichen Bett schlafen.

Der letzte Ort, an dem wer vorbeigekommen war, war nicht viel mehr als ein Dorf gewesen, wo er in einer Scheune mit seinem Pferd geschlafen hatte. Nicht, dass es Oberon störte, dennoch bevorzugte er ein sauberes und warmes Bett – am liebsten in der Nähe eines Kamins.

Ein Lächeln schlich sich bei dem Gedanken auf seine Lippen, was sein Gegenüber jedoch nicht bemerkte.
»Soll ich Ihnen meine Mädels vorstellen oder haben Sie bereits jemanden entdeckt, der Sie anspricht?« Oberon tat so, als müsste er darüber nachdenken, während er die Einrichtung hinter ihr betrachtete – vor allem die auffälligen und duftenden Blumen, die überall aufgestellt waren.

Die orange-gelben Chrysanthemen erinnerten ihn sogleich an das Kleid der Tänzerin. Da er nicht antwortete und in seinen Gedanken verweilte, räusperte sich die alte Frau. »Ich werde bestimmt eine geeignete Nachtgefährtin für Sie finden.«

»Nicht nötig«, sagte Oberon. Es wirkte so, als hätte seine Aussage die Frau ein wenig verwirrt, deshalb sprach er sogleich weiter: »Die rothaarige Elfe.«
Die alte Wirtin schaute ihn mit leicht offenem Mund an, als könnte sie nicht glauben, dass er gerade diese Dirne gewählt hatte. Auf ihrem Gesicht zeigte sich deutlich, was sie dachte. Sie war der Meinung, dass die Elfe nicht gut genug war – oder sie wollte mehr Profit aus Oberon schöpfen. Doch Geld spielte für ihn keine Rolle. »Sie sagten, jede die ich möchte.«

Blut & SeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt