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Oberon
╰══• ೋ•✧๑♡๑✧•ೋ •══╯Die Wochen vergingen, die Tage wurden kürzer und die Temperaturen immer niedriger. Der Winter näherte sich schneller, als es Oberon lieb war und würde erst einmal Schnee fallen, würde die Weiterreise kaum noch möglich sein. Zu allem Übel neigte sich ihre Vorräte dem Ende entgegen und weit und breit waren die drei keiner Menschenseele begegnet. Seit vielen Tagen nicht mehr.
Die letzte Stadt, in der sie Proviant gekauft hatten, lag mehrere Wochen zurück und Oberon fürchtete, dass sie es dieses Jahr nicht mehr zum Meer schaffen würden, wie er ursprünglich geplant hatte. Das lag zum einen daran, dass sie von ihrem eigentlichen Weg abgekommen waren, und zum anderen, dass der Karren, den Atheon hinter sich zog, sie sichtlich verlangsamte.
Es war keine Frage, das Gefährt war sein Geld wert gewesen. Sie konnten ihr Gepäck und den ganzen Proviant deutlich einfacher transportieren und seinem treuen Pferd machte es auch nichts aus, das hölzerne Ungetüm hinter sich zu ziehen. Leider war es auf diesem unebenen Weg nur schwer, schneller als im Schritttempo vorwärts zu kommen.
»Mir ist langweilig!«
Oberon sah hinter sich und konnte ein Schmunzeln nicht verbergen, als er Ofelia auf dem Karren erblickte, die unter den Fellen lag und zum wolkenlosen Himmel blickte. Immerhin war das Wetter mit ihnen, nichts wäre nun schlimmer, als Regen auf diesem fast ungeschützten Terrain voller Wiesen und ein paar kargen Bäumen, die allmählich ihr Blätterdach verloren. »Ich wünschte, wir würden mal wieder an einem Ort vorbeikommen. Im Idealfall eine große Stadt.«Neben ihr regte sich Zephyra, die irgendwann auf den Wagen gesprungen war, um sich auszuruhen. Nach anfänglicher Skepsis hatte die Wölfin die beiden Elfen gänzlich in ihr Herz geschlossen, allem voran den tierlieben Serefin, neben dem sie sonst immer schlief. Vielleicht fühlte sie sich mit ihnen verbunden? Immerhin hatte Oberon sie von einem reichen Mann gekauft, der sie als Haustier gehalten hatte. Gefangen in einem kleinen Käfig, wo sie als Exot zur Belustigung der Familie gedient hatte.
Man hatte sie als Werwolf aus dem Norden beworben und an eine reiche Familie verkauft. Doch Zephyra hatte sich nie verwandelt, weshalb Oberon den Mann nicht lange hatte überreden müssen, sie an ihn zu verkaufen. Ein Säckchen mit Potenzmittel in Pulverform hatte ausgereicht, um ihn umzustimmen. Was sie war – ob Wolf oder Werwolf – spielte für Oberon keine Rolle. Ihr stand es frei, einfach zu gehen. Und dennoch tat sie es nicht.
Als Welpe ihren Eltern entrissen, wusste sie vermutlich genauso wenig, wohin sie gehen sollte wie die beiden Elfen, die allem Anschein nach nie auch nur daran gedacht hatten, sich von Oberon zu trennen. Sie waren schon eine seltsame Truppe, das wusste er.
»Hörst du mir überhaupt zu?«
»Aber natürlich, meine Prinzessin«, entgegnete Oberon. »Ich hätte auch nichts dagegen, endlich eine Stadt zu finden.« Er wandte den Blick wieder dem Weg vor ihnen zu und entdeckte in weiter Entfernung Bäume. Vielleicht war es ein Wald? Mit Glück würden sie dort etwas Essbares finden. Vielleicht ein unachtsames Tier, das eine leichte Beute wäre. Sobald sie ankommen würden, würde Oberon sich umsehen und dann auf die Jagd gehen.»Wir sollten in der nächsten Stadt schauen, ob wir eine neue Karte bekommen«, meldete Serefin sich zu Wort. »Vielleicht haben wir Glück und bekommen eine aktuelle von dieser Region.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Vorausgesetzt, wir kommen irgendwann in einer an.«
»Tut mir leid, dass ich die andere verloren habe«, sagte der Elf reumütig. »Ich hätte besser aufpassen sollen.«Oberon winkte ab und antwortete: »Mach dir darüber keinen Kopf. Es kann jedem passieren.« Er schenkte Serefin ein Lächeln, das der Elf zögerlich erwiderte. Über zwei Wochen waren vergangen, seit sie die Karte verloren hatten – und dennoch nagte es noch immer an ihn, egal wie oft Oberon bereits gesagt hatte, dass es nicht weiter schlimm war. Er war von Anfang an nicht erzürnt gewesen. Schließlich war es der Wind gewesen, der sie fortgerissen hatte. Sie war ohnehin nicht besonders aktuell, so alt wie sie gewesen war.
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Blut & Seide
RomansaIn einer Welt, in der Elfen kaum etwas wert sind, wachsen die Halbelfen Serefin und Ofelia in einem exklusiven Freudenhaus auf. Geboren aus Verzweiflung und Verachtung, sind sie an eine Existenz gebunden, die ihnen weder Freiheit noch Würde lässt. I...