Kapitel 15

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Oberon
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Im Freudenhaus war Stille eingekehrt. Oberon hatte seit einiger Zeit keine Menschenseele mehr vernommen. Selbst das Knistern des Kaminfeuers war verstummt, nachdem er kein neues Holz mehr nachgelegt hatte. Dennoch war es angenehm warm im Zimmer, nicht zuletzt, weil Serefin und Ofelia dicht an ihm gekuschelt lagen.

Während er selbst wach war und mit gespitzten Ohren nach Geräuschen lauschte, es vermied, auch nur daran zu denken, wieder einzuschlafen, schlummerte Ofelia selig in seinen Armen. Bei Serefin war er sich nicht ganz sicher. Sein Atem war ruhig und stetig, doch hatte der Elf immer wieder aufgesehen, nur um sich anschließend wieder an Oberon zu kuscheln. Vielleicht hatte er unterbewusst Angst davor, dass man ihn zurücklassen würde oder ihr Vorhaben auffliegen könnte – da wusste der Fae nicht.

Nachdem auch das letzte Glimmen im Kamin erloschen war, begann Oberon sich zu regen – und mit ihm Serefin, der verwirrt den Kopf hob. Im fahlen Mondlicht konnte der Fae sehen, wie der junge Mann mit den Händen über seine Augen rieb und leise gähnte. Ofelia dagegen rollte sich lediglich zusammen und kuschelte nun mit dem Kissen, statt Oberon. Sie murmelte lediglich etwas Unverständliches und seufzte dabei.

»Guten Morgen«, wisperte Serefin verschlafen. Sein Blick wanderte zum Fenster. Die Vorhänge waren aufgezogen geblieben, damit zumindest etwas Licht in den Raum fiel. »Müssen wir los?«, fragte er nach, dann wandte er sich Oberon zu, der vorsichtig vom Bett aufstand. Ofelia würde er gleich wecken, er brauchte ohnehin länger, um seine Rüstung anzuziehen – in der Zeit konnte sie noch ruhen.

»Ja, es wird allmählich Zeit.«
»In Ordnung, dann mache ich meine Runde und schaue, ob alle schlafen. Dann kommt ihr beide nach«, sagte Serefin in die Stille und erhob sich sogleich vom Bett. Er streckte und reckte sich, schlüpfte in seine Schuhe und warf sich einen Umhang über, um vor der Kühle des Hauses geschützt zu sein.

Da sich das Zimmer des jungen Elfen auf der anderen Seite des Hauses befand, würde niemand Fragen stellen, wieso er noch unterwegs war. Jeder hier wusste, dass Serefin nachts immer wieder nach seiner Schwester schaute, einen Rundgang durch das Haus machte und dann in sein Zimmer ging.

Dort würde er aus dem Fenster steigen, um Oberon ein Zeichen geben zu können, dass die Luft rein war und sich anschließend zum Stall begeben, wo er auf die beiden warten sollte. Das war der Plan, den der Elf ihm am Abend mitgeteilt hatte. Es war bedauerlich, dass lediglich das Zimmer des Jungen im Erdgeschoss war, nicht jedoch das von Ofelia. So mussten die beiden durch das Haus laufen, im besten Fall unbemerkt.

Doch für den Fall, dass man sie erwischen würde, hatte Ofelia gesagt, sie könnten erzählen, dass sie Oberon lediglich zum Stall begleitet, um ihm den Weg dorthin zu zeigen. Das Haus war groß, es war bestimmt einfach, sich hier zu verirren. Und sollten alle Stricke reißen, hatte Oberon sich noch etwas zurechtgelegt, das jedoch nur für den Ausnahmezustand war.

»Dann bis gleich«, hauchte Serefin. Er war drauf und dran direkt zu gehen, doch hielt der Fae ihn auf, zog ihn in eine Umarmung und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
»Mach keine Dummheiten und denk daran, dass wir ohne dich nicht abreisen werden.«
Serefin schmiegte sich an ihn, atmete tief durch und löste sich kurz darauf wieder.
»Das weiß ich doch.« Er lächelte Oberon an.
»Na los, geh dich warm anziehen, damit du draußen nicht frierst.«

Serefin nickte schnell, dann eilte er aus dem Zimmer hinaus. Nachdem der Junge die Tür geschlossen hatte, lauschte Oberon aufmerksam, doch konnte er die Schritte des Elfen nicht hören. Die Jahre, in denen er nachts durch das Freudenhaus geschlichen war, hatten sich allem Anschein nach ausgezahlt.

Blut & SeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt