Kapitel 22

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Serefin
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Irgendwo in der Ferne krähte ein Hahn, der den Morgen verkündete. Sein Weckruf, so fern und doch so laut, riss Serefin aus seinem traumlosen Schlaf. Als er blinzeln die Augen öffnete, war die Sonne bereits aufgegangen, auch wenn sie noch tief zu hängen schien. Er rieb sich über die Augen und gähnte.

Eine ganze Weile blieb er liegen und starrte an die Decke. Im Zimmer war es kalt geworden, sicherlich weil der Ofen längst ausgegangen war. Aber auch, weil er nichts am Leib hatte, außer der Decke, die über ihm lag. Neben sich konnte er Ofelias leisen Atem hören. Sie lag dicht neben ihm, den Arm über seinen Bauch gelegt. Ihr Atem streifte seine Schulter.

Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Alles, was er entdeckte, waren ihre roten Haare, die unter der Decke hervorlugten. Es machte den Anschein, als würde Ofelia noch tief und fest schlafen, unbeirrt vom Lärm des Hahns oder des Tageslichts. Oberon dagegen war nicht da, seine Bettseite war leer. Kein Wunder also, dass Ofelia sich so dicht an ihn gekuschelt hatte.

Sein Blick wanderte zur anderen Seite. Die Kleidung des Faes war verschwunden, nicht jedoch seine Rüstung. Serefin entdeckte Oberons Maske und Handschuhe, die auf dem kleinen Tisch lagen. Genauso wie am Abend zuvor. Ob er unterwegs war? Nicht selten verließ der Fae am frühen Morgen die beiden, um zu jagen oder zu sammeln.

Zephyra war ebenfalls nicht da, wobei Serefin sich nicht sicher sein konnte, ob sie die Nacht überhaupt hier im Zimmer verbracht hatte. Möglicherweise hatte die Wölfin lieber vor dem Kamin geschlafen, wo sie Ruhe hatte. Niemand würde es ihr verübeln.

Wenn er daran dachte, was in der Nacht noch passiert war. Er brauchte dringend ein Bad, um die Spuren von seinem Körper zu waschen. Wirklich glauben konnte er die Geschehnisse nicht, doch war er sich sicher, dass es kein Traum gewesen war. Es hatte sich zu echt angefühlt und seine Kleidung, die auf dem Boden lag, statt an seinem Körper zu sein, sprach ganz klar dafür.

Allein der Gedanke daran brachte seine Wangen zum Glühen. Ofelia und er hatten miteinander geschlafen, sich geküsst. Ihre Hände waren überall gewesen. Hatten ihn überall berührt und gestreichelt. Es war unglaublich perfekt gewesen. So hatte er es sich schon immer vorgestellt gehabt.

Grinsend schaute er wieder zu ihr, bevor er sich auf die Seite drehte und Ofelia in den Arm nahm. Gleich danach begann er, ihr sanft über den Rücken zu streicheln. Gleichzeitig vergrub er seine Nase in ihren Haaren, atmete ihren vertrauten Geruch ein und gab ihr einen Kuss.

Die Elfe murrte leise, drückte den Rücken durch und versuchte, Serefins Fingern zu entkommen.
»Das kitzelt, hör auf«, brummte sie verschlafen und versuchte, die Hand ihres Bruders wegzuschieben. »Mensch, Serefin!«, meckerte die Elfe, als er einfach weitermachte.

Er hatte in dem Moment mit allem gerechnet, nicht jedoch damit, dass Ofelia ihn von sich stoßen würde – und das mit so einer Wucht, dass er glatt vom Bett fiel, mitsamt der Decke. Es passierte so schnell, dass Serefin gar nicht hatte reagieren können. Ein kurzer Schrei, ein dumpfes Geräusch und schon saß er mit dem nackten Hintern auf dem kalten Holzboden.

Blinzelnd blickte er zu Ofelia, die ihn schmollend ansah. »Ich habe doch gesagt, dass es kitzelt.« Sie zog die Augenbrauen zusammen und griff nach der Decke, um sie wieder über sich zu legen. Doch da ergriff Serefin ihre Hand und zog sie vom Bett, sodass sie halb auf ihn rutschte.

Ihr Gesicht landete auf der Felldecke, während ihr Unterkörper noch halb auf der Matratze lag. Ofelia hob den Kopf und funkelte Serefin herausfordernd an.
»Das war die Rache«, sagte er grinsend, bevor er ihr einfach die Zunge herausstreckte. Im Grunde war alles beim alten, die Nacht hatte zwischen ihnen nicht verändert – und das war gut so.
»Du bist doch blöd!«
»Weiß ich doch.«

Ofelia versuchte, wieder zurück auf das Bett zu kommen. Ihr Versuch scheiterte, weshalb sie am Ende gänzlich zu Boden rutschte und sich einfach am Serefin und die Decke kuschelte.
»Wo ist Oberon?«, fragte sie leise, als er seine Arme um sie legte und näher zog. Auch wenn sie leicht zitterte, wollte Serefin noch einen Augenblick so bleiben.
»Weiß ich nicht. Ist wahrscheinlich ziemlich früh aufgestanden.«

Einen Moment später entzog sich Ofelia seiner Umarmung. So, wie sie ihn anschaute, dachte er ganz kurz, sie würde ihn küssen. Ihr Blick lag kurz auf seinen Lippen, dann erhob sie sich jedoch.
»Dann lass uns ins Bad gehen. Ich fühle mich ganz schmutzig und klebrig.« Angewidert rümpfte die Elfe ihre Nase, bevor sie Oberons Oberteil nahm und es überstreifte. Mehr zog sie auch nicht an, den Rest nahm sie nur an sich.

Sie drehte sich zu Serefin um, der noch immer auf dem Boden hockte und sie beobachtete. »Hör auf mich anzugaffen und steh auf«, sagte Ofelia und kam auf ihn zu. »Na los, du musst dich ebenfalls saubermachen. Das können wir zusammen tun und dann frühstücken. Ich habe einen Wolfshunger.«

Als er lediglich seufzte, zog sie ihm die Felldecke vom Körper und warf sie auf das Bett. Gleich danach packte sie seine Hände und zog – bis Serefin nachgab und sich erhob. Er blieb direkt vor ihr stehen und sah ihr in die Augen. Ofelia war nicht viel kleiner als er, weshalb sie auch nicht aufblicken musste.

Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, gepaart mir einem zarten Rotschimmer auf ihren Wangen. »Ich hoffe, dass diese Nacht nicht allzu viel zwischen uns verändert hat.«
Schnell schüttelte Serefin mit dem Kopf, als sie sich schon weitersprach: »Es war wirklich schön. Mit dir, mit ihm … Ich würde es wiederholen.« Sie strich eine Haarsträhne hinter das Ohr und Serefin beugte sich vor, um ihr einen Kuss zu geben, den Ofelia erwiderte.

»Zwischen uns wird sich nichts ändern. Egal was kommt, ich werde immer an deiner Seite sein. Weil …«
»Weil?«, fragte sie, nachdem er seinen Satz nicht beendet hatte. Abwartend blickte sie ihm in die Augen. Er dagegen konnte ihr nur ausweichen.
»Weil du mir viel bedeutest«, antwortete Serefin schließlich. »Schon immer.«

Eigentlich war da viel mehr. Gefühle, die er sich nicht traute, auszusprechen, obwohl sie schon so lange da waren. Jedoch war Serefin noch nicht bereit, ihr zu sagen, was genau er empfand. Wer wusste schon, ob Ofelia sie überhaupt erwidern würde, schließlich hatte Serefin gemerkt, wie die Elfe Oberon immer anschaute. So verträumt und verliebt.

Ihren Gesichtsausdruck erkannte er wieder und zwar an sich selbst. Vielleicht war das hier ganz schön hoffnungslos, wer wusste das schon. »Na ja, Oberon eigentlich auch«, gestand er schließlich. »Ich bin froh, dass er uns beide mitgenommen hat.«
»Wieso hätte er es nicht tun sollen? Du bist ihm genauso wichtig wie ich, glaub mir. Und nicht nur ihm.«

Sie tippte ihm gegen die Brust und bohrte den Finger leicht hinein. »Ohne Dich wäre ich nirgendwohin gegangen, weil du derjenige bist, der mein erbärmliches Leben erträglich gemacht hat. Und dafür bin ich dir dankbar. Werde es auch immer sein.«
Ofelia umarmte ihn ganz fest, um ihre Aussage zu bekräftigen. Dieses Mal blieben die beiden ein wenig länger in der Umarmung, bis Serefin Schritte vernahm.

Die Holzdielen knarrten leise, fast schon zu leise, als dass es Oberon sein könnte.
Eilig sammelte er seine Hose vom Boden und schlüpfte hinein. Gerade als er das Oberteil überzog, klopfte es an der Tür.
»Großmutter sagte, dass, wenn ihr wach seid, ihr gleich zum Frühstück kommen sollt. Sie bereitet es gerade zu«, erklang Eloras Stimme von der anderen Seite. »Ansonsten ist das Bad frei. Da sollte noch genug heißes Wasser im Kessel sein, das euer Begleiter vorbereitet hat, bevor er abgereist ist.«

Die Stimme verstummte.
»D-Danke«, erwiderte Ofelia. Es kam keine weiterer Antwort zurück. Nur erneut Schritte, die sich von ihnen entfernten und schließlich verstummten. »Ob er in die Stadt geritten ist?«
»Vielleicht«, sagte Serefin nur. Er zog sein Oberteil an und sammelte den Rest seiner Kleidung, die er am Abend zuvor einfach hingeworfen hatte, zusammen. »Werden wir früher oder später erfahren.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 17 ⏰

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