Kapitel 13

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Oberon
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Nur wenig später hatten die beiden Männer den Stall verlassen und waren sogleich in das Zimmer hinaufgegangen, wo Ofelia bereits auf sie wartete. Sie lag auf dem Bett und betrachtete nachdenklich die Zimmerdecke. Erst, als Oberon ans Bett am und zu ihr herabblickte, schien sie zu realisieren, dass sie nicht mehr allein war. Auf ihren Lippen bildete sich ein kleines Lächeln, dann setzte sich sich auf.

»Hast du Zephyria gefunden?«, fragte sie interessiert. Ihr Blick glitt kurz zu Serefin, der es sich auf einem der Stühle bequem machte und die Beine anzog. Die Geschwister begrüßten sich stumm, bevor Ofelia ihre Aufmerksamkeit wieder auf Oberon richtete, der sich auf das Bett setzte und gleich darauf begann, seine Schuhe auszuziehen.
»Ja, sie war im Stall. Ich nehme an, dass sie sich gestern Nacht dorthin begeben hatte, nachdem sie einen nächtlichen Rundgang gemacht hatte.«

Oberon merkte, wie Ofelia näher rutschte und sich hinter ihm setzte. Sie griff nach seinen zum lockeren Zopf gebundenen Haaren und ließ ihre Finger allem Anschein nach hindurchgleiten.
»Dann hat sie deinem Pferd also Gesellschaft geleistet?«

»Sieht ganz danach aus«, antwortete er und warf seine Stiefel an die Seite. »Ich kann es ihr auch nicht verübeln.« Die Elfe hinter ihm kicherte leise und Serefin, der wohl einen Moment länger gebraucht hatte, um die Bedeutung der Aussage zu verstehen, stimmte schließlich ein.

»Hier hätte sie nicht viel Ruhe gehabt«, kommentierte der Elf belustigt. »In dem Fall hätte ich den Platz vor dem Kamin auch gegen den Heuhaufen getauscht.« Summend stimmte Ofelia ihm zu und Oberon musste ihnen einfach Recht geben. So lang wie die Nacht war – und laut – hätte er es sich ebenfalls zweimal überlegt, hier im Zimmer zu schlafen.

An ihrer Stelle jedenfalls. Zephyria war schließlich anderes gewohnt. Ruhige Nächte in der freien Natur, irgendwo im Schutz der Bäume, mit einem provisorischen Dach über dem Kopf. Nur mit Oberon und Atheon. Tage wie diese, wo sie einen warmen Platz hatten, waren in den letzten Monaten sehr rar gewesen.

Serefin rührte sich und fragte: »Was habt ihr alles gekauft? Hier steht so viel Krempel herum.« Er deutete auf die Taschen, die Ofelia und Oberon zuvor ins Zimmer gebracht hatten. Die Einkäufe für ihre Abreise. Vorräte und warme Kleidung für die beiden Elfen, Felle zum Schlafen. Oberon hatte fast alles bekommen, was er kaufen wollte. Nur ein Pferd hatte er nicht auftreiben können. Zu jung, zu alt oder viel zu teuer. Man hatte mehrmals versucht, ihn übers Ohr zu hauen. Verfluchten Menschen, die ihn für dumm gehalten hatten.

»Ich habe einiges gebraucht und gekauft, da ich mir nie sicher sein kann, wann ich das nächste Mal in einer Stadt bin«, antwortete er und Serefin nickte verstehend. Er sah nicht glücklich aus und Oberon vermutete, dass der junge Elf auch nicht erfreut darüber war, dass er bald abreisen würde. »Bist du traurig, weil ich fortgehen werde?« Der Blick des Jungen richtete sich auf ihn, dann sagte er ohne zu zögern: »Ja, ich wünschte, du würdest noch etwas bleiben. Aber ich verstehe, dass du fort musst. An deiner Stelle würde ich hier auch nicht länger als nötig bleiben.«

Ofelia räusperte sich leise, während sie Oberons Zopf löste und sich weiter mit seinen Haaren beschäftigte.
»Na los, frag ihn endlich«, brummte sie hinter ihm. »Schau, wie betrübt er dreinschaut.« Sichtlich verwirrt huschten die roten Augen zwischen Oberon und Ofelia hin und her. Schließlich richtete er seinen fragenden Blick auf den Fae, der ihn anlächelte.
»Willst du mit uns kommen, Serefin?«, fragte Oberon, woraufhin sich die Augen des jungen Mannes vor Verblüffung weiteten. »Ofelia hat bereits zugestimmt, aber sie will natürlich nicht ohne dich fort von hier.«

»Das fragst du noch?« Er war aufgesprungen und strahlte regelrecht. Die betrübte Miene war sogleich verschwunden und einem erfreuten Grinsen gewichen. »Natürlich! Ich würde alles tun, um diesen verfluchten Ort zu verlassen.« Seine Verzweiflung und der Drang nach Freiheit war so groß, dass er mit einem ihm fast unbekannten Mann mitkommen wollte. Dabei wussten die beiden nicht einmal, wohin es gehen würde – das wusste selbst Oberon nicht. Er hatte sich einfach treiben lassen, von Ort zu Ort, von einem Land ins nächste. Ziellos, aber nie planlos.

Blut & SeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt