Kapitel 16

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Ofelia
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Ofelia fröstelte, als sie und Oberon den Stall betraten. Hier war es nicht nur dunkel, sondern deutlich kälter als im Freudenhaus. Sie blinzelte in die Finsternis, konnte jedoch kaum etwas erkennen. Sogleich rückte sie näher an den Fae zu ihrer Rechten und griff nach seiner Hand, die ungewohnt kalt war. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellen.

Am liebsten hätte sie sich umgedreht, nur um wieder zurück ins Haus zu laufen. In ihr warmes, kuscheliges Bett, direkt neben Oberon und Serefin. Dorthin, wo das Feuer die Kälte und Dunkelheit vertreiben würde.
Denn Ofelia hatte Angst.
Angst vor der Finsternis.

Auch wenn sie diesen Ort hasste und es sie anwiderte, zu was sie gezwungen gewesen war, so blieb es nach wie vor so etwas wie ein Zuhause, schließlich kannte sie nichts anderes. Sie hatte ihr ganzes Leben hier verbracht, war hier sicher gewesen, sie hatte ein Dach über dem Kopf und warme Mahlzeiten. Nicht alles war schlecht gewesen, auch wenn die Schattenseiten überwiegten. Zumindest die Bühne würde sie vermissen. Das Tanzen.

Sie klammerte sich an Oberon, der von alledem nichts mitbekommen hatte und zu warten schien.
»Ich hoffe, du hast es dir nicht anders überlegt, Prinzessin«, hörte sie ihn flüstern. Daraufhin hob sie den Kopf und versuchte, sein Gesicht in der Dunkelheit zu erspähen. Doch alles, was sie sehen konnte, waren seine Umrisse, ein Schemen in der Finsternis.

Doch ihr reichte es, zu wissen, dass er da war.
»Nein, habe ich nicht. Ich will nach wie vor an deiner Seite sein. Weg von hier, die Welt sehen.«
»Das ist gut«, sagte er leise, bevor er sich ein Stück drehte und seine freie Hand auf ihren Kopf legte. »Ich passe auf euch auf, sei dir dessen sicher.«

Sie lächelte über die Geste und seine Worte, die in ihrem Inneren eine wohlige Wärme auslösten.
»Bin ich«, antwortete Ofelia und sie verfielen wieder ins Schweigen. Nur wenig später hörte sie Schritte, dann erblickte sie ein sanftes Licht, das ihnen den Weg wies.
Oberon setzte sich sogleich in Bewegung und als sie um die Ecke bogen, wartete dort Serefin mit einer Laterne in der Hand.

Genauso wie Ofelia war er in einen dunklen Umhang gehüllt, der seine Kleidung fast gänzlich bedeckte und ihm Schutz vor den kalten Temperaturen geben würde. Zumindest hoffte Ofelia das.
»Wir sollten uns beeilen, bevor jemand das Licht bemerkt«, sagte Oberon.
Serefin nickte, bevor er zu den Pferdeboxen eilte.

Dort angekommen, stellte er die Lampe ab und öffnete die Box von Atheon.
»Ich habe das Tor bereits geöffnet, sodass wir gleich los können, sobald die Pferde gesattelt sind. Ich kümmere mich um Solace und komme gleich zu euch.« Gleich danach war er davon geeilt und in einer der Boxen verschwunden. Ofelia konnte seine Stimme nur ganz leise hören, wie er mit der Stute sprach.

Oberon ließ ihre Hand los, um sich um sein eigenes Pferd zu kümmern. Sie blieb vor der Pferdebox stehen, nicht wissend, was sie machen sollte. Irgendwann gesellte sich Oberons Wölfin zu ihr, nahm auf dem Boden Platz und gähnte. Ofelia tat es ihr unfreiwillig nach. Sie war ebenfalls müde, denn die Nacht war viel zu kurz gewesen.

Das Satteln und befestigen des Gepäcks dauerte länger, als Ofelia erwartet hatte. Mit jeder Minute, die verstrichen, wurde sie nervöser. Was, wenn jemand bereits wach wurde? Draußen mochte es noch dunkel sein, jedoch hatte sie um diese Uhrzeit noch nie ihr Zimmer verlassen. Sie wusste also gar nicht, wann die ersten Menschen im Haus aktiv wurden.

Umso erleichterte war sie, als Oberon mit Atheon, den sie zum ersten Mal sah, aus der Box traten und auf sie zukamen. Das Pferd war riesig, allein würde sie es niemals in den Sattel schaffen – nicht, dass sie jemals auf einem Pferd gesessen hatte.
»Hier, damit du nicht frierst«, sagte der Fae leise, dann legte er ein wärmendes Fell über ihre Schulter – genauso wie am Tag zuvor in der Stadt. Es war ganz weich und duftete so vertraut nach Oberon.
»Dankeschön …«

Blut & SeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt