Kapitel 10

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Oberon
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Es klopfte an der Tür. Ein penetrantes, sich ständig wiederholendes Geräusch, das an Oberons Ohren drang. Er versuchte, es auszublenden, zu ignorieren - doch ließ es einfach nicht nach.
»Werter Herr«, hörte er die Stimme der alten Wirtin, die seine Ruhe störte. »Ich will nicht stören ...« Und dennoch tat sie genau das. »Jedoch haben Sie nur für eine Nacht bezahlt.«

Oberon seufzte, gab Serefin einen Kuss auf den Bauch, ehe er sich aus ihm herauszog. Auch Ofelia gab er einen Kuss, strich ihr sanft über den Innenschenkel und stand schließlich vom Bett auf. Die Holzdielen unter seinen Füßen knarzten, als er ein paar Schritte durch den Raum ging, wodurch die Frauenwirtin nicht noch einmal klopfte. Schnell wickelte er sich das Handtuch über die Hüfte, um das Nötigste irgendwie zu bedecken, und öffnete anschließend die Tür.

Sie musterte ihn ungeniert, wusste sicherlich genau, was er noch vor wenigen Sekunden getan - spätestens dann, als ihr Blick auf dem sich wölbenden Handtuch verharrte. »Hören Sie«, begann die Wirtin, sie hatte den Kopf bereits wieder gehoben, sodass Oberon ihr in die Augen blicken konnte. »Wenn Sie noch länger bleiben wollen, müssen sie zuzahlen. Andernfalls muss ich Sie bitten, werter Herr, das Zimmer zu räumen.«

Er hatte sich längst dazu entschlossen, länger zu bleiben. Wenigstens diese eine Nacht wollte er noch mit den beiden verbringen. Genau aus diesem Grund hatte Oberon seinen Geldbeutel vom Tisch aufgelesen.
»Natürlich«, entgegnete er und fischte eine weitere Silbermünze aus dem schwarzen Lederbeutel, nur um ihn der Wirtin zu überreichen. »Ich weiß, dass Sie versucht haben, mich übers Ohr zu hauen und einen viel höheren Betrag verlangt haben.«

Die kleine, faltige Frau verzog keine Miene, jedoch konnte Oberon an ihren Augen erkennen, dass sie sich ertappt fühlte. Sie schenkte ihm ein Lächeln, ließ das Silberstück in ihrer Tasche verschwinden und sagte: »Ich hoffe dennoch, dass es den Preis wert war, mein Herr.« Er drückte den Geldbeutel in seiner Hand ein wenig fester zusammen, spürte die einzelnen Münzen darin.
»Sicher, die beiden haben mir jeden Wunsch erfüllt«, entgegnete er.

Sichtlich verwirrt hob die Wirtin die Augenbraue, nur um den Versuch zu wagen, an ihm vorbei zu sehen und zu erfahren, wer sich noch im Raum befand. Oberon jedoch versperrte ihr den Blick in den Raum, wo die beiden Elfen auf dem Bett warteten. Er wollte nicht, dass sie die zwei so sah, so schutzlos und unbekleidet.
»Ist Serefin dieser Bengel hier?«, fragte sie mit einer Spur Zorn in der Stimme, der sich jedoch nicht gegen Oberon richtete.

Wieder startete die Wirtin einen Versuch, einen Blick auf das Innere zu erhaschen - um herauszufinden, ob Serefin sich darin befand. Die Elfen antworteten nicht, das übernahm Oberon für sie: »Ja, er war die halbe Nacht und den Vormittag bei mir.«
Der Blick der Frauenwirtin richtete sich sogleich wieder auf ihn. »Für den Preis, den ich Ihnen gezahlt habe, sollte das kein Problem darstellen, oder?«

Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe, dann nickte die Alte schließlich.
»Sicher, mein Herr. Möchten Sie, dass die beiden Sie diese Nacht wieder beehren? Oder haben Sie Präferenzen bezüglich einer der beiden?« Nicht nur die Nacht, war sein erster Gedanke. Oberon wollte die beiden auch jetzt und später bei sich haben.
»Beide.« Die Frau nickte mehrmals, auch wenn man ihr ansah, dass ihr missfiel. Warum, konnte sich Oberon nicht wirklich vorstellen. Vielleicht hatte die Alte etwas anderes mit den Elfen vor - oder bereits Kunden, an die sie Ofelia oder Serefin vermitteln wollte.

»Ganz wie Ihr wünscht«, erwiderte sie dennoch. Oberon nahm an, dass alles geklärt war und wollte gerade die Tür zuziehen, als sie sich räusperte und ihn davon abhielt. »Es gibt da noch etwas.« Er seufzte genervt, blieb jedoch stehen und sah die Frau abwartend an. »Ruinieren Sie mir die beiden nicht. Sonst können sie nicht mehr für mich arbeiten und das müssen beide noch ein paar Jahrzehnte, bis ihre Schulden abbezahlt sind.« Die Alte warf ihm einen ernsten und warnenden Blick zu - und wenn Oberon sie nicht bereits verachtet hätte, dann wäre es spätestens in diesem Moment soweit gewesen.

Blut & SeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt