Kapitel 12

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Serefin
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Wenn es etwas gab, das Serefin wirklich mochte, dann waren es Tiere – egal ob klein oder groß. Deshalb kümmerte er sich meistens um die Pferde der Besucher des Freudenhauses. Es war keine einfache Aufgabe, dennoch machte es ihm Spaß. Und weil es sonst niemanden gab, der diese Arbeit gern übernahm, meldete er sich immer freiwillig dazu. Hier hatte er seine Ruhe und die Pferde schienen ihm immer zuzuhören, auch wenn er sich sicher war, dass sie ihn nicht einmal verstanden. Mussten sie auch nicht, es reichte ihm, dass sie da waren.

An diesem Tag jedoch wäre er lieber mit Ofelia und Oberon in die Stadt gegangen, statt im Stall zu schuften. Serefin fühlte sich ein wenig ausgeschlossen, auch wenn er wusste, dass es seine eigene Schuld war. Aber woher hätte er auch wissen sollen, dass jemand wie Oberon an diesem verfluchten Ort auftauchen würde? Und dann verfiel Ofelia ihm regelrecht. Kein Wunder, der Fae hatte etwas an sich, das selbst den sonst eher distanzierten Serefin faszinierte und anzog – oder auch auszog.

Er musste über seinen eigenen dummen Gedanken schmunzeln, jedoch war es die Wahrheit. Bei Oberon fühlte er sich sicher und geborgen, irgendwie auch begehrt. Noch immer spürte er die Lippen des Fae auf seiner Haut. Die Stellen, die Oberon so hingebungsvoll geküsst hatte, schienen leicht zu prickeln, wenn er daran zurück dachte. Gleichzeitig fing sein Herz schneller an zu pochen und seine Gedanken schweiften ab. Er stellte sich vor, wie die nächste Nacht sein würde. Wieder zu dritt in diesem Bett, nackt und voller Leidenschaft.

Serefin stieg die Hitze in die Wangen, bis sie förmlich zu glühen begannen. Voller Vorfreude auf die Rückkehr der beiden, machte er sich wieder an seine Arbeit – nicht ohne dabei bis über beide Ohren zu grinsen. Zum Glück war außer den Pferden und ihm niemand da, somit konnte keiner dumme Fragen bezüglich seiner unfassbar guten Laune stellen. Erklären konnte und wollte Serefin es ohnehin nicht.

Der Nachmittag im Stall verging unfassbar schnell und die einseitigen Gespräche mit den Pferden beschränkten sich auf das Übliche. Wetter, weil es allmählich kälter wurde und die Nächte länger, und natürlich darüber, wie unfassbar toll das Fell oder die Mähne des jeweiligen Pferdes war. Serefin nahm sich für jedes Tier genug Zeit, um es zu versorgen und zu pflegen. Doch eines der Pferde hatte es ihm besonders angetan. Der schwarze Hengst, der ihn mit seinen klugen Augen musterte.

Serefin wusste direkt, dass es Oberons Tier war, war er doch viel größer und anmutiger als der Rest hier. Nicht zuletzt war er sich seiner Annahme deshalb sicher, weil in dem Stall, wo der Rappe untergebracht worden war, auch die weiße Wölfin lag. Sie hatte es sich im Heu gemütlich gemacht und Serefin nur einen kurzen Blick zugeworfen, bevor sie wieder vorgab, zu schlafen. Es war das erste Mal, dass er einen Wolf gesehen hatte. Sie war anders als die Hunde, denen man manchmal auf der Straße begegnete. Nicht wie die Streuner und auch nicht wie die Haustiere.

Die Wölfin, deren Namen er nicht kannte, hatte etwas Anmutiges und Wildes an sich. Dennoch hatte er keine Angst vor dem einst wilden Tier – und das, obwohl er wusste, dass sie ihm gefährlich werden könnte, sollte sie es wollen. Doch dem schien nicht so. Die einzige Aufmerksamkeit, die sie Serefin schenkte, waren ihre Ohren, die sich in seine Richtung drehten. Als würde sie seinen Worten lauschen.

»Oberon hat mir eure Namen leider nicht verraten«, sagte er leise, während er die Futterbox für das Pferd befüllte. »Vielleicht hätte ich fragen sollen.« Der Rappe hinter ihm schnaubte als Antwort und kam näher, nachdem Serefin zur Seite getreten war. Während er sein Futter inspizierte, füllte der Elf die Tränke mit dem Wasser auf, das er zuvor mitgebracht hatte. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte Serefin. Er stellte den Eimer an die Seite und holte einen Apfel hervor, den er versteckt hatte. »Den habe ich in der Küche mitgehen lassen.«

Blut & SeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt