Kapitel 18

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Ofelia
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Nach dem gemeinsamen Essen halfen Ofelia und Serefin der Hausherrin beim Abwasch. Sie hatten die ganze Zeit wenig gesprochen und ihr Mahl überwiegend schweigsam zu sich genommen. Nur die Hausherrin und ihre Enkelin hatten hier und da ein paar Worte gewechselt, denen Ofelia kaum zugehört hatte. Es war eine seltsame Atmosphäre gewesen.

Elora beachtete die drei kaum und wenn doch, dann warf sie vor allem Oberon misstrauische Blicke zu, die Ofelia nicht deuten konnte. Sie verstand einfach nicht, wieso das Mädchen ihm gegenüber so reagierte, während sie die beiden Elfen mehr oder weniger ignorierte.

Alles in allem merkte Ofelia, dass sie nicht willkommen waren. Jedenfalls fühlte sie sich so, wenn sie die ablehnende Haltung des Mädchens auf sich spürte. Oberon hatte ihr einmal erklärt, dass Menschen auf dem Land oftmals andere Ansichten haben als die in den Städten. Dass sie offener gegenüber Fremden waren. Doch davon merkte sie hier wenig. Auch hier gab es die Ablehnung gegenüber Nichtmenschen. Zumindest auf Seiten der Enkelin.

Die Großmutter dagegen schien die Nettigkeit in Person zu sein. Sie hatte ihnen angeboten, so lange zu bleiben, wie sie wollten. Eine warme Mahlzeit, ein Bett, sogar ein eigenes Zimmer, wenn sie gewollt hätten. Dabei konnte Ofelia selbst sehen, dass diese kleine Familie kaum etwas hatte. Die Vorräte waren mager, die Suppe etwas dünn und das Brot trocken. Es musste schwer sein, hier draußen zu leben, so abgeschnitten von der Stadt.

»Sagt, gibt es hier die Möglichkeit, ein Bad zu nehmen, Hausherrin?«
Ofelia blickte auf und entdeckte Oberon, der in die Wohnküche hereinkam. An ihm vorbei huschte Elora, die fast schon fluchtartig zu ihrer Großmutter eilte – als wäre Oberon das personifizierte Böse. In seiner Rüstung mochte dies stimmen, doch hatte er den Großteil davon bereits vor dem Essen abgelegt. Nun trug er gewöhnliche Kleidung aus Baumwolle. schwarz wie die Nacht und eng, sodass sie seinem schönen, wohlgeformten Körper schmeichelte.

Ofelia wandte schnell den Blick ab, bevor ihre Fantasie wieder auf Reisen gehen konnte. Ihr fehlte es ein wenig, mit ihm intim zu werden, ihn in sich zu spüren, seine Hände auf ihrem Körper. Die letzten Nächte waren so bitter kalt gewesen, dass es gar nicht in Frage gekommen war, die Kleidung auszuziehen. Und das Zelt bot höchstens Schutz vor Wind oder Regen, mehr nicht.

Aber sie bereute es nicht, mit Oberon gegangen zu sein. In diesen paar Monaten hatten sie und Serefin so viel von der Welt gesehen, wie noch nie. Alles war atemberaubend gewesen. So neu, so spannend und aufregend. Und wenn sie ehrlich war, dann reichte es ihr auch schon, einfach nur bei ihm zu sein, in seinen Armen zu liegen. Oberon bereitete ihr ein so wohliges Gefühl, das sie vorher nicht gekannt hatte und gar nicht benennen konnte. Es war wirklich schön.

»Die gibt es«, hörte sie die alte Frau sagen. Sie griff nach einem Geschirrtuch und trocknete ihre Hände daran ab. »Jedoch müsste jemand Holz aus der Scheune holen. Dort liegt der Vorrat für den Winter.« Etwas ungelenk und mit steifen Gliedern ging die Frau in Oberons Richtung.
»Wenn Ihr mir sagt, wo ich es finde, holen Serefin und ich es.«

Ofelia hatte das Geschirr, das die Großmutter abgewaschen hatte, getrocknet, während Serefin noch dabei war, es einzuräumen.
»Das wäre sehr nett. Wenn ihr könnt, bringt auch noch mehr mit, damit ich den Ofen in eurem Zimmer aufheizen kann. Wir haben hier nicht genug.«
»Natürlich«, sagte Oberon und rief Serefin zu sich, der Ofelia eine Tasse in die Hand drückte und zu dem Fae eilte.

»Währenddessen bereite ich im Bad alles vor. Es wird ein wenig dauern, bis das Wasser warm ist, die Gerätschaften hier sind schon in die Jahre gekommen.«
Die drei verließen den Raum und Ofelia blieb allein mit Elora, die ihrerseits Serefins Aufgabe übernahm und das Geschirr in die Schränke räumte.

Blut & SeideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt