Kapitel 11

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Der Sohn des Oyabun stand auf einem Balkon und sah über das hellerleuchtete Tokyo. Sein Blick schien in gedankenversunken und seine ganze Haltung wirkte angespannt.

Als ich die Balkontür aufschob, blickte er überrascht zu mir, schluckte und rieb sich verlegen über den Nacken.

»Wir sind also zusammen«, stellte ich klar und verschränkte die Arme.

»Jura, lass mich das erklären.«

»Nicht nötig, dein Vater war so freundlich und hat mich grob aufgeklärt. Er hat mich sogar eine Einladung zur nächsten Veranstaltung ausgesprochen«, erzählte ich mit einem aufgesetzten Lächeln und hätte ihm gerne in die Magengrube geboxt.

Seufzend sah er über die Stadt.

»Mehr hast du nicht dazu zu sagen?«

»Vater hat unser Gespräch mitbekommen und Fragengestellt.« Er blickte zu mir. »Ich sagte, dass du nur eine Bekannte seist und nicht weiter geantwortet. Meine Leute haben ihm anscheinend mehr Informationen gegeben.«

Ich werde jeden einzelnen erwürgen! Und diesen Graukopf gleich mit!

»Und wieso? Kannst du mich endlich mal aufklären was oder wer du eigentlich bist? Was ist ein Oyabun?«, rang ich nach Antworten und hielt fordernd die Hände auf.

Er musterte mich. »Lass uns dabei was essen, wenn wir schon mal hier sind.«

»Es ist mitten in der Nacht.«

Mein Magen knurrte laut und Taka verkniff sich ein Lachen.

Ich ließ die Schultern hängen und folgte meinem Freund.

Das Gebäude hatte zwei Eingänge. Den offiziellen und den... nennen wir ihn mal VIP-Eingang für Yakuza Mitglieder. In der einen Hälfte befanden sich unzählige Geschäfte und Restaurants und auf der anderen Seite sah alles gleich aus. Viele Räume hinter verschlossenen Türen. Taka sagte, dass es normale Büroräume seien, aber so ganz glauben wollte ich ihm das nicht. Ich stellte mir vor, wie dahinter krumme Geschäfte und Drogendeals abgewickelt wurden. Gruselig...

Wir gingen ein paar Stockwerke tiefer und betraten einen lauten Bereich, der nach köstlichem Essen roch. Da es mitten in der Nacht war, waren die Läden gut besucht.

An einen freien Tisch gesetzt, sahen wir uns für einen Augenblick stumm an. Dann mussten wir lachen.

Ich unterbrach mein Lachen abrupt und sah ihn ernst an. »Du wolltest mir was erzählen.«

Taka verstand mein Verhalten und wurde ebenfalls ernster. »Was willst du zuerst wissen?«

»Wieso willst du mir plötzlich alles erzählen?«

Er wandte den Blick ab und lehnte sich an die Stuhllehne.

»Du hast mir gesagt, alles zu wissen wäre gefährlich für mich. Jetzt heißt es auf einmal, dass wir zusammen sind, und ich kann ruhig alles wissen?«

»Das mein Vater von dir Wind bekommen hat war so nicht geplant. Ich hätte vorsichtiger sein sollen, aber du hast es mir sehr schwer gemacht.«

Jetzt bin ich schuld?

Ich hob eine Augenbraue an. »Du redest hier mit einer Zivilistin, die ein normales Leben führt. Mein Leben einfach so auf den Kopf zu stellen, schien mir unmöglich. Dann kommst du an mit deinen plötzlichen Forderungen, wobei ich mein Dasein gerade erst wieder im Griff hatte.«

»Ich weiß, ich weiß.«

Natürlich weißt du das. Du hast dir ja auch einfach Infos über mich geholt, du... gutaussehender Gangster...

Yakuza - You are my love, my torture, my homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt