Ausdruckslos. Das war das richtige Wort für ihn. Er sah aus wie ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte. Selbst ehemalige Freunde schaute er wie Fremde an.
»Riu...«, entwich es mir und Mimi ging sofort in die Vollen.
»Alter geht's noch? Sind wir wegen dir hier, oder was? Ist das dein Ernst?«
Seine Augen schimmerten uns dunkel unter seiner Kapuzenjacke an und Riu ging gelassen hinter den Schreibtisch. »Setzt euch.«
»Danke, wir sitzen schon!«
Nachdem er platzgenommen hatte, lehnte der verstimmte Japaner sich auf den Tisch. »Ich sagt: setzt euch auf die Stühle!«
Ich drückte Mimi auf die Füße und schuppste sie weiter. »Lass uns einfach machen, was er sagt. Ich habe ein ungutes Gefühl.«
Ebenfalls verstimmt, schaffte sie ihren Allerwertesten auf den Stuhl und verschränkte die Arme. Angespannter konnte die Stimmung nicht sein.
Ich schluckte. »Riu ...«, versuchte ich wieder das Gespräch zu suchen, doch er unterbrach mich mit einem plötzlichen Zuwerfen. Es war mein Handy.
»Ruf ihn an«, befahl er und lehnte sich gelassen zurück.
Er war wie ausgewechselt. In dem Gang damals, sah ich wenigstens noch einen Hauch von dem Riu, den ich kannte. Aber jetzt war da nichts mehr außer Hass und Wut.
Mit der rechten Hand legte er ungeduldig eine Waffe auf den Tisch. Schnell machte ich mein Handy an.
»Du bist so ein Arsch!«, fauchte die Frau neben mir und auf dem Display tauchten mehrere Anrufe in Abwesenheit auf. Sie waren fast alle von Nobu, nur zwei Mal hatte mich eine unterdrückte Nummer angerufen.
»Wo ist der Riu hin verschwunden, der Angst vor Frauen hat?«
»Halt die Klappe, Mimi. Das hier geht dich nichts an! Du bist einfach nur stille Zuhörerin.«
»Und warum bin ich dann hier?«
»Damit ich ein Druckmittel hab.« Riu nahm die Waffe in die Hand und sah mich eindringlich an. »Wenn Jura sich weigern sollte.«
Hastig sah ich aufs Display und drückte auf Rückruf.
»Lautsprecher und auf den Tisch damit.«
Das laute Tuten war wie ein Ticken einer Uhr. Nobu sollte rangehen, aber auch irgendwie nicht. Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen.
Der Ton verstummte und auf dem Handy fing die Zeit des Gespräches an zu laufen. Erst nach zehn Sekunden hörte ich seine Stimme. » Fujiwara. Nicht wahr?«
Riu lächelte. »Oho. Du kennst noch meinen Namen, Haneda. Wie rührend.«
»Warum ziehst du Unbeteiligte damit rein?«
Er lachte auf. »Es ist immer das Selbe, Haneda. Bring mehr Figuren ins Spiel, und deine Ziele werden unruhig. Wagen sich aus ihren schützenden Verstecken.«
»Sie haben damit nichts zu tun, Fujiwara!«
Riu sah gelangweilt durch den Raum. »Ich will dich und deinen Shingin, Haneda. Und dieses Mal keine unnötigen Ablenkungen! Ich weiß jetzt, wie du aussiehst. Leider habe ich deine Leber verfehlt, sonst würden wir jetzt kein Gespräch führen. Mein Fehler.«
Das war er? Er hat Nobu damals angeschossen?
Mein Herz schlug mir vor Aufregung eh schon bis zum Hals, doch diese Tatsache verschlimmerte alles.
»Haneda?«, rief Riu. »Ich glaube deine kleine Freundin macht sich sorgen um dich.« Er schob das Handy zu mir. »Willst du ihm irgendwas sagen? Nur zu.«
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Yakuza - You are my love, my torture, my home
RomanceDie 21-jährige Jura leidet immer noch unter den jüngsten Geschehnissen in der Familie. Durch ihren Brieffreund findet sie etwas Halt, jedoch mildert das nicht die Folgen des Traumas, welches sie ständig durchleidet. Durch Drängen ihrer Schwester und...