Ich verharrte auf der Stelle, bis ich meinen dämonischen Atem in den Griff bekam und versuchte auf die Beine zu kommen. Was mir nicht gleich gelang. Meine Hand rutschte ab und mit einem Poltern lag ich auf dem kalten Holzboden. Trotz des dicken Pullovers durchströmte die Kälte der Erde mich. Verursachte mehr Tränen, die sich in dem Rot meiner Haare verkrochen.
»Ich bin schwach, Mimi. Ich bin nicht so stark wie du sagtest. Ich vermisse ihn. Auch wenn es gefährlich ist. Für ihn, für Taka. Ich will das hier nicht.« Mein Körper regte sich kaum. »Ich komme wegen dem Heulen noch nicht mal mehr hoch. Verdammte Scheiße!«
Stöhnend rollte ich irgendwann auf die Seite und setzte mich. Beseitigte das feuchte Etwas im Gesicht und schniefte mehrere Male. Da mein Kopf einfach nur leer war, kroch ich zum Bett und setzte mich auf die Kannte, um der Kälte zu entfliehen. Meine Hände glichen Eistentakeln. Ich bereute die ausgesprochenen Worte und wollte sie zurücknehmen, sie ihn vergessen lassen. Irgendwie. Ein Wunsch der niemals erfüllt werden konnte.
Was soll ich hier, Nobu? In dieser Wohnung ohne dich? Wo du vermutlich nur Minuten verbracht hast. Selbst das Bett riecht nicht nach dir.
Auch die Küche sah neuer aus als seine Alte. Ich konnte sie vom Bett aus gut betrachten und stieß auf einen Ärmel an der Ecke zum Flur. Dieser schwarze Stoffärmel, einer bestimmten Jacke, endete an einer Schulter, die im Besitz eines japanischen Kopfes war, der an der Wand lehnte. Seine Augen waren geschlossen und regten sich nicht.
Er ist gegangen.
Meine Tränen versiegten.
Ich habe die Tür gehört. Sie ist eindeutig ins Schloss gefallen.
Gleichzeitig verschnellerte sich mein Herz.
Er hat es verstanden und ist gegangen! Das kann er nicht sein!
»Wieso? Wieso jetzt? Warum gehst du nicht, wie du es sonst auch immer getan hast?«, keuchte ich und starrte auf den Boden vor mir.
Gedämpfte Schritte blieben vor der Tür stehen.
»Hasst du mich?« Er klang gleichgültig. »Natürlich tust du das. Denn endlich hast du verstanden, wer und was ich wirklich bin.«
Er soll aufhören.
»Du bereust die Zeit hier und willst ihr entfliehen.«
Hör auf.
Trotz schmerzender Seite krallte ich meine Nägel in die Kopfhaut und stützte mich auf den Beinen ab.
»Und ich habe dir gesagt, dass du das tun kannst«, wisperte Nobu und lachte sarkastisch auf. »Ich bin erbärmlich und schwach, Jura. Ich, nicht du. Du hast eben die Worte ausgesprochen die richtig waren. Ich hätte sie selbst gesagt, wenn ich könnte, aber ...«
Tränen landeten auf meiner dünnen Hose. Beim Zittern stockte mir der Atem und mehr salziges Wasser tropfte von mir ab.
»Schrei mich an. Beschimpf mich. Sag mir, dass ich ein Mörder, ein Monster bin und dass ich zur Hölle fahren soll! Denn das werde ich früher oder später! Für alles, was ich bis jetzt getan habe. Für jeden verfluchten Atemzug von mir. Und für das, was ich dir gerade antue.«
»Hör auf, Nobu, bitte«, hauchte ich und kniff die Augen zusammen.
»Ich bin es nicht wert zu leben. Etwas von dir zu verlangen. Etwas zu wollen.« Er musste schlucken, weil seine Stimme abbrach. »Darum musst du mir diese Dinge ins Gesicht sagen. Damit ich gehe und verschwinde. Sag sie mir, Jura.«
»Hör auf«, entgegnete ich ihm kraftlos und biss die Zähne zusammen.
Nobu wurde lauter. »Schrei mich an und treib mich von dir weg!«
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Yakuza - You are my love, my torture, my home
RomanceDie 21-jährige Jura leidet immer noch unter den jüngsten Geschehnissen in der Familie. Durch ihren Brieffreund findet sie etwas Halt, jedoch mildert das nicht die Folgen des Traumas, welches sie ständig durchleidet. Durch Drängen ihrer Schwester und...