Ich lag auf einem Sofa, als ich aufwachte. Alles drehte sich. Benommen hielt ich mir den Kopf und versuchte zu verstehen was passiert war.
Ein Mann, er hat mich mit einem Tuch betäubt.
Ein Schmerz durchzog mein Haupt.
Wie ist derjenige überhaupt in Mimis Wohnung ...
Ich stockte.
Mimi!
Augenblicklich durchsuchte ich das dunkle Zimmer. Außer dem Sofa befanden sich noch ein Sessel und ein Tisch darin. Das wars. Seichtes Licht drang durch das schmale Fenster und legte sich auf einen dunklen Boden. Ich fühlte das Herzklopfen in meinem Hals.
Wo ist sie?
Als wenn jemand meine Frage gehört hatte, öffnete sich die Tür und ein fremder Yakuza trat ein. Wie üblich trug er einen Anzug nur dieses Mal in einem finsteren Braun. Der Mann begutachtete mich und verschwand wieder. Ich erkannte keine Tattoos oder andere hilfreiche Merkmale. Jedoch sagte mir meine Anwesenheit hier, dass ich nicht bei Takas Klan war. Seine Leute würden mich nie so behandeln. Sie kannten mich und Nobu war der Einzige gewesen, der mich anfangs abwies. Aber meine größte Sorge galt Mimi. Sie war nicht bei mir und in dem Gebäude herrschte eine unangenehme Stille.
Am Fenster erkannte ich, dass wir uns noch in der Innenstadt befanden. In irgendeinem Hochhaus. Vermutlich eines dieser Businessbuildings die die Klans gerne besaßen.
»Hey!«
Ich zuckte zusammen und drehte mich zu dem Yakuza an der Tür um.
»Mitkommen!«, forderte er auf Japanisch und schob seine Jacke mit der Hand etwas nach hinten. Dadurch wurde seine Waffe sichtbar und ich befolgte lieber den Befehl.
Der Nebenraum glich einem normalen Büro. Ein großer Schreibtisch mit Unmengen von Papier. Regale standen an den Wänden und machten das Zimmer kleiner. Hinter dem Schreibtisch hing ein gemaltes Bild, was mir sofort ins Auge fiel. Der japanische Kranich stand seelenruhig am Ufer und starrte mich an. Warnte mein Innerstes, dass das hier kein Ort war, an dem ich sein sollte. Taka hatte mir von dem feindlichen Klan erzählt. Doch mehr, als dass sie Feinde waren und seit Generationen zerstritten, hatte er mir auch nicht verraten. Ihr Verhältnis war angespannt. Sie bekriegten sich. In was für einer Art und Weise wollte ich nicht wissen, aber langsam bekam ich eine kleine Vorahnung, warum ich hier war.
»Hier lang«, erklärte mein Begleiter und ging zu einer weiteren Tür.
Mit den Händen in meiner Pullitasche ging ich in einen dunklen Flur und wurde in meinen Verdacht bestärkt. Kunstvolle Kraniche verzierten die Wände und erstreckten sich den gesamten Flur entlang. Es waren tausend oder mehr. Schwarzweiß mit einem roten Fleck auf dem Kopf. Sie waren schöne und anmutige Tiere, nur jagte mir ihre Symbolik Angst ein. Sie standen für die Familie Senbazuru, was so viel bedeutete wie tausend Kraniche. Sie hatten die Kraniche und Takas Familie die Kamelien. Kunstvoll und alt wie die Samurai.
Der fremde Mann deutete mir weiterzugehen und führte mich zu einer nächsten Tür, hinter der ich bereits erwartet wurde.
Wir fielen uns sofort in die Arme.
»Mimi!«, keuchte ich erleichtert und drückte sie fest.
»Du blöde Nuss. Wo warst du die ganze Zeit?«, erwiderte sie schluchzend und Arme drückten ebenfalls zurück.
Die beiden Männer an der Tür räusperten sich. »Mitkommen!«
»Und wenn wir nicht wollen?«, entgegnete Mimi ihm auf deutsch.
Ich sah sie entsetzt an.
»Was? Sind das nicht die Deppen deines Brieffreundes?«
Mein Schweigen war ihr Antwort genug und sie starrte zurück.
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Yakuza - You are my love, my torture, my home
RomanceDie 21-jährige Jura leidet immer noch unter den jüngsten Geschehnissen in der Familie. Durch ihren Brieffreund findet sie etwas Halt, jedoch mildert das nicht die Folgen des Traumas, welches sie ständig durchleidet. Durch Drängen ihrer Schwester und...